Rudy Rotta Band / The Beatles In Blues
The Beatles In Blues Spielzeit: 46:30
Medium: CD
Label: ZYX Music/Pepper Cake, 2008
Stil: Blues

Review vom 15.03.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Einen Beatles-Song hat so mancher Künstler, ob Sänger oder Band auf der Liste.
Zuweilen widmet man sich gleich einem kompletten Album der Pilzköpfe.
Rudy Rotta, der Vorzeige-Blueser aus Italien, nimmt sich handverlesene Songs der Beatles aus ihren verschiedenen Epochen im 12-Takter-Schema vor, allerdings nicht im puristischen Sinn, denn er kombiniert durchaus mit einigen Genre-Ablegern wie Funk, Soul und R&B.
Jeder, der Rotta schon einmal gehört hat, weiß, dass er über eine angeraute Stimme, die auch in höheren Lagen überzeugt, verfügt. An der Gitarre ist er nicht nur in seinem Heimatland ein angesehener Musiker.
Also beste Prämissen für ein gutes Album? Allerdings ist da nicht der Rudy alleine. Wie steht es um die Begleitmusiker? Können die mithalten? Letztlich stellt sich natürlich die Frage: Ist "The Beatles In Blues" der Bringer?
Rudy Rotta hat sich ausschließlich Lieder des Schreiber-Duos Lennon/McCartney vorgenommen und diese Songs, auf unterschiedliche Weise, mit einer beachtlichen Portion Eigenständigkeit, ins Blues-Lager hinübergezogen.
Ausnahmslos handelt es sich um Ohrwürmer, die in einem relativ neuen Outfit zu Gehör gebracht werden. Der Wiedererkennungswert ist selbstredend groß und bei der Interpretation der Klassiker hat Rotta durchgängig Fingerspitzengefühl walten lassen.
Auftakt bildet einer der #1-Hits: "Love Me Do" aus dem Jahr 1962.
Bereits nach den ersten Takten wird mehr als deutlich, wohin die Reise mit Rudy Rotta und seiner Fender Stratocaster geht. Feinfühlig geht der Protagonist ans Werk und glänzt besonders dadurch, dass er so einige bluesige Licks und Riffs aus seinem unerschöpflichen Ideen-Köcher zückt. Das Gitarrensolo ist kurz und sehr gut. Mit anderer Akzentuierung im Refrain und Keyboards, die auch Pianoklänge, wie in der Einleitung zum Track, liefern, macht "Love Me Do" stante pede Lust auf mehr.
Auch mit "I Feel Fine" macht der Italiener gar nichts falsch. Hier wird im Mid-Tempo gegroovt, was das Zeug hält und der Gitarrist holt zu einem längeren Solo aus. Die Band ist perfekt eingestimmt und nicht nur die Rhythmus-Abteilung weiß zu gefallen. Der Keyboarder entpuppt sich als kongenialer Partner für den aus Norditalien stammenden Musiker.
Klasse! Dem "Come Together" hat er streckenweise etwas von der wuchtigen Rhythmik genommen und dafür abermals das Groove-Ass ausgespielt. Michele Papadia liefert einen dezenten Keyboard-Teppich und Rudys Solo ist zum Zunge schnalzen. Sehr laid back fließen die Töne aus seinem Arbeitsgerät. Das gewisse Extra macht den Kohl fett! Dazu gehört auch der Chorus, nicht nur hier.
Wenn es auf dieser Schiene weitergeht, entwickelt sich sein Herzenswunsch, ein Beatles-Album zu veröffentlichen zu einer Tour der Genüsse auf zeitlose italienische Art.
Skippen wir doch mal zu "Revolution": Bei schleppendem Rhythmus überlässt er dem Keyboarder einen Teil der Führungsarbeit, ohne auf sein 6-Saiter-Solo, im Verbund mit einem Frage-Antwort-Intermezzo mit dem Piano zu verzichten. Auch dieser Track ist überaus lobenswert.
"Get Back" hat ja bei den Liverpoolern schon den Groove. Hier ist es nicht anders. Der Keyboarder spielt sich deutlich in den Vordergrund und soliert Hammer-mäßig. Eine echte Bereicherung, dieser Mann an den Tasten. Rottas Gitarre hat phasenweise einen samtenen Klang.
Lassen wir "Norwegian Wood" folgen. Dafür wird die akustische Gitarre geschultert und die Nummer ist wohl die bluesigste des Albums, aus der Puristen-Brille betrachtet. Der Drummer bedient dezent das Tamburin und der Bassist hat Pause. Intensität pur!
Für "In My Life" lässt sich der Sänger ausschließlich vom E-Piano-Spieler begleiten und die beiden verpassen den Song ein jazziges Flair. So ist der Track noch höher einzustufen als "Norwegian Wood". Wenn "I've Got A Feeling" an der Reihe ist, hat man das Bottleneck übergestreift und wandert über die Saiten, begibt man sich ins Blues Rock-Genre, allerdings mit Bedacht und ohne gnadenlose Vehemenz.
"She's A Woman" ist ähnlich rhythmisch treibend und hat funkige Einflüsse, für die der Keyboarder verantwortlich zeichnet.
Auch wenn das soulige "Dear Prudence", das Bass-orientierte "Don't Let Me Down", in dem Rotta seine vielschichtigen gesanglischen Fähigkeiten in die Waagschale wirft oder "You Can't Do That" mit honky Piano nicht explizit Erwähnung finden, ist "The Beatles In Blues" ein sehr starkes Album und verdient 8 von 10 RockTimes-Uhren.
Line-up:
Rudy Rotta (guitar, vocals)
Luca Nardi (bass)
Carmine Bloisi (drums)
Michele Papadia (keyboards)
Tracklist
01:Love Me Do (3:14)
02:I Feel Fine (4:06)
03:Come Together (4:14)
04:Dear Prudence (4:23)
05:Revolution (4:24)
06:Get Back (4:57)
07:Norwegian Wood (3:51)
08:I've Got A Feeling (2:58)
09:Don't Let Me Down (4:25)
10:You Can't Do That (3:15)
11:She's A Woman (3:09)
12:In My Life (3:27)
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