Rush / Snakes And Arrows
Snakes And Arrows Spielzeit: 62:48
Medium: CD
Label: Atlantic Records, 2007
Stil: Hard Rock

Review vom 21.05.2007


Ralf 'Jogi' Ruhenstroth
Neue Alben von Rush rufen viele Fans auf den Plan, auch wenn das kanadische Trio in unseren Breitengraden wesentlich weniger Beachtung als jenseits des großen Teiches erfahren hat. Eigentlich unerklärlich, denn immer dann, wenn die Formation u.a. in Deutschland auftauchte, waren die großen Hallen voll und ausgebucht.
Neugierig auf das neue Album war ich auch. Ich bin zwar nicht unbedingt ein bekennender 'Ausnahme-Rush-Fan', aber die Alben "Permanent Waves" und "Moving Pictures" aus den 80er-Jahren sind und waren in meinem Player Dauerbrenner. Im Grunde genommen gingen Rush immer als eine Band durch, der es zum einen gelungen ist, als Trio einen vollen Sound zu produzieren (auch live), auf der anderen Seite aber auch als eine Formation galt, die eher im Bereich des Heavy Metal anspruchsvolle Musik garantierte.
Im Vorhinein war der Eröffnungstrack "Far Cry" bereits über die offizielle Homepage der Band abrufbar. Diese lohnt es sich von ihrer ganzen Aufmachung her übrigens zu besuchen. Etwas langsam, dafür aber sehr schön gestaltet.
"Far Cry" ist ein eingängiger Midtempo-Rocker mit Riffs, wie man sie eigentlich haufenweise in der Rockmusik findet. Ganz anders dagegen die umfangreichen und interessanten Bassläufe. Ohnehin ist es ein Phänomen, wie Geddy Lee so anspruchsvoll den Vier-Saiter bedient und dabei singt. Bei diesem Stück gibt es einen eingängigen Refrain, der sich außerhalb des Pop befindet und dennoch für eine gute Chartplatzierung sorgen dürfte.
Das Schlagzeugspiel von Neil Peart ist bekanntermaßen außerhalb jeglicher Diskussion, die Gitarren sind bei "Armor And Sword" effektgeladen, zwischendrin gibt es akustische Klampfen. Insbesondere in dem Teilbereich, als man eher dem klassischen Hard Rock frönt, wird die glasklare Produktion deutlich. Es wird zwar ordentlich gerockt, allerdings gehen Rush recht zurückhaltend zu Werke.
Rush sind eben Rush! Was im ersten Moment absolut mainstream wirkt, entpuppt sich schnell zu einer Nummer, wo der Teufel im Detail steckt. Einige extravagante Töne sind zu entdecken. "The Larger Bowl" offeriert uns klare Gitarren, die jeweiligen Betonungen gehen von den Drums aus und genau diese wirken fast schon bombastisch. Hier darf angemerkt werden, dass Rush auf "Snakes And Arrows" weitestgehend auf Synthies verzichten, auch wenn Geddy Lee später noch mal das Mellotron auspackt.
Bei "Spindrift" baut sich Spannung auf, die Harmonien wirken etwas verquer, so dass diese Komposition im Bereich des Prog ihre Heimat finden dürfte. Die Soundszenerie ist in weiten Teilen überwältigend. Was mich allerdings stört, ist das Ausblenden des Tracks, denn dieses Thema hätte meines Erachtens durchaus weiter gesponnen werden können.
Absoluter Anspieltipp ist das Instrumentalstück "The Main Monkey Business". Die Musik steckt voller Ideen, Groove und einem unnachahmlichen Schlagzeugspiel. Alex Lifeson überschlägt sich mit seinen Soli und der Bass liefert Töne vom gesamten Griffbrett. In "The Way The Wind Blows" finden wir Blues-Skalen und der Song steigert sich merklich zu einem höchst imposanten Rocker.
Schwachpunkte sind auf "Snakes And Arrows" kaum auszumachen. Vielleicht der etwas nölige Gesang bei "Good News First". Als Rush jedoch am Ende mit "We Hold On" noch mal so richtig auf die Tube drücken, ist das auch schon wieder vergessen.
Im Ergebnis konnte und durfte man von so großartigen Musikern ein gutes Scheibchen erwarten. Diesen Erwartungen sind Rush gerecht geworden, ohne Zweifel. Ob es in der Gesamtdiskographie zu etwas ganz Großem reicht, vermag ich heute nicht zu sagen, denn die Band hat die Trauben mit eigenen und älteren Kompositionen doch recht hoch gehängt.
Line-up:
Geddy Lee (vocals, bass, bass pedals, mellotrons)
Neil Peart (drums, cymbals, electronic percussion, tambourines)
Alex Lifeson (guitars, mandola, mandolin, bouzouki)
Tracklist
01:Far Cry (5:18)
02:Amor And Sword (6:36)
03:Workin' Them Angels (4:46)
04:The Larger Bowl (4:07)
05:Spindrift (5:23)
06:The Main Monkey Business (6:01)
07:The Way The Wind Blows (6:28)
08:Hope (2:02)
09:Faithless (5:31)
10:Bravest Face (5:11)
11:Good News First (4:51)
12:Malignant Narcissism (2:16)
13:We Hold On (4:12)
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