Rush / Snakes And Arrows
Snakes And Arrows Spielzeit: 62:48
Medium: CD
Label: Atlantic Records, 2007
Stil: Hard Rock

Review vom 23.08.2007


Michael Öller
Im Mai dieses Jahres besprach unser Redakteur Jogi die neue Rush-CD Snakes And Arrows. Auch Gastschreiber Michael brannte darauf, etwas zu dieser Scheibe zu schreiben, was wir unseren Lesern natürlich nicht vorenthalten wollen.
[Die Red.]
Überall ist's zu lesen, Rush seien hervorragende Musiker- dann wird's wohl so sein, oder?
Nach über 30 Jahren darf es aber auch mal passieren, dass das jüngste Opus "Snakes And Arrows" bei 13 Titeln insgesamt durchwachsen ist. Trotzdem bleiben Rush eine Klasse für sich.
"Workin' Them Angels" führt das bestens vor Ohren: Die Drei gehen hier mit einer Frische zu Werke, als hätten sie nach langem Suchen ihren Stil gefunden. Die Lautstärke muß rauf! Herrlich, diese 'wall of sound'!
Die brachiale Wucht und Wut von "Spindrift" ist fast erschreckend - du meine Güte, gibt es im Rock viel billiges Gedudel im Vergleich zu diesen düster-zwingenden Riffs. Wunderbar peitschende Drums und schneidender Gesang.
Der Spaß beim Hören von "The Main Monkey Business" ist derart überbordend, dass es mich nicht mehr im Sessel hält. In dieser Hinsicht ist es fast nur noch von "The Way The Wind Blows" zu toppen. Diese phantastischen Hi Hat-Attacken! Der Vergleich ist abgedroschen, er kommt mir aber in den Sinn: Es ist ein wenig wie in der Achterbahn, die Erinnerung an die Angst in der letzten Sturzkehre vermischt sich mit der Lust auf den nächsten Looping. Hier führen Rush mit einer Lässigkeit sondergleichen vor, weshalb sie die allermeisten anderen Rocker mal so nebenbei in die Tasche stecken - der Rhythmus macht's, sie sind einfach packender! Diese vier Titel halte ich für überragend und unwiderstehlich, ich würde mir die neue Platte alleine wegen einem der Songs kaufen.
Neben diesen Vieren horche ich auch noch bei dem Opener "Far Cry" sowie "The Larger Bowl" auf, vom Rest bleibt in meinem Gehör nichts Überragendes hängen, andere Ohren hören möglicherweise mehr.
Eine weitere Übereinkunft besagt, Neil Peart sei ein besonders guter Texter. Wer das schon oft gehört aber noch nicht so richtig überprüft hat, nehme sich doch einmal die Texte der Platte vor. Tasse Tee, Kopfhörer, Langenscheidt. Die Texte sind nicht alle leicht zugänglich, so manches Mal ist ein wenig Hintergrundwissen nötig. Peart war nach dem Tod seiner Frau und Tochter lange Zeit alleine mit dem Motorrad in Nord- und Südamerika unterwegs - schon erschließt sich beispielsweise "Workin' Them Angels" besser. Neil Peart hat etwas zu sagen und er weiß wie. Er ist ja rührig und beschreibt die Entstehungsprozesse von Platten schon seit längerem begleitend auf der Bandpage, so auch beim aktuellen Werk. Sehr lohnend, versprochen, so ist z.B. die Herkunft des Albumtitels erstaunlich.
Bei allem Schwung, der die Platte vorantreibt, zwingt sie doch zum genauen Hinhören, Mitdenken und Hinschauen. Wer hat wann zuletzt eine derart liebevolle bildliche Umsetzung bzw. Begleitung von Texten gesehen? Ich werde mir auch noch die LP kaufen und nach dem Konzert wie ein Teenie noch ein Poster und ... ja, das scheint es mir überhaupt zu sein bei Rush: Sie erzeugen bei mir eine unbeschwerte, kindliche Freude - so auch die neue Platte "Snakes & Arrows".
Line-up:
Geddy Lee (vocals, bass, bass pedals, mellotrons)
Neil Peart (drums, cymbals, electronic percussion, tambourines)
Alex Lifeson (guitars, mandola, mandolin, bouzouki)
Tracklist
01:Far Cry (5:18)
02:Amor And Sword (6:36)
03:Workin' Them Angels (4:46)
04:The Larger Bowl (4:07)
05:Spindrift (5:23)
06:The Main Monkey Business (6:01)
07:The Way The Wind Blows (6:28)
08:Hope (2:02)
09:Faithless (5:31)
10:Bravest Face (5:11)
11:Good News First (4:51)
12:Malignant Narcissism (2:16)
13:We Hold On (4:12)
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