Rusted Pearls & The Fancy Free / Roadsigns
Roadsigns Spielzeit: 26:15
Medium: EP (CD)
Label: Eigenproduktion, 2012
Stil: Rock

Review vom 19.09.2012


Markus Kerren
Udine... Italien. Hier ist nicht nur die Band Rusted Pearls & The Fancy Free angesiedelt, sondern dort wurde auch die Debüt-EP "Roadsigns" aufgenommen und von Riccardo Asquini produziert. Dabei klingt das Quartett (plus Gastmusiker) hier erfrischend un-italienisch... das soll jetzt auch kein Seitenhieb an unsere Freunde vom Stiefel sein (denn den trinken wir ja selbst ab und zu ganz gerne), sondern vielmehr attestieren, dass hier sehr professionell und akzentfrei mit richtig gutem Englisch ans Werk gegangen wurde.
Insgesamt sechs Tracks haben die Südeuropäer auf die Menschheit losgelassen, die allesamt durch gelungenes Songwriting überzeugen, wie sie auch trotz aller (willkommener) Ecken und Kanten über jede Menge Melodien verfügen. Rusted Pearls & The Fancy Free sind ganz tief im Blues und Rock der siebziger Jahre verwurzelt, scheuen sich allerdings auch nicht davor, modernere (wenn auch moderate) Einflüsse zur Geltung kommen zu lassen. Auch mit dem Pacing haben sie es gut raus, da werden uns sowohl kräftige Rocker, wie auch ruhigere Nummern ganz frisch auf dem Tablett serviert.
Eines der ganz feinen Stücke ist "Rusted Pearls", das mit einer (fast) cleanen Gitarre ganz verhalten beginnt, bevor sich dann feinfühliger Gesang hinzugesellt und schließlich die ganze Band einsteigen lässt. Das Ganze mündet dann in einem richtig guten wie eingängigen Refrain. Hier wird ein schöner wie gelungener Spagat zwischen erst ruhigen, dann anziehenden Strophen vollführt, die dann (so, wie es sein sollte) von dem coolen Chorus abgelöst werden. Das Rad erfinden die Italiener dabei ganz sicher nicht neu, aber dennoch wirken ihre Songs in sich geschlossen und machen Spaß.
Ach ja, die langsameren Geschichten: Da wäre zum einen "Chilly Girl", das (wer hätte es gedacht?) sehr melodisch wie etwas melancholisch seinen Soundteppich ausbreitet, dabei aber nichtsdestotrotz nicht mit Impressionen wie dem Geruch von getrockneten Bier- und Weinpfützen oder gar dem Hauch einer verletzten Seele geizt. Und wenn wir schon bei den langsameren Sachen sind: "Precious" haut genau in dieselbe Kerbe, kann dabei genauso überzeugen und lässt viel Spielraum für das Kopfkino des geneigten Hörers. Ganz speziell bei diesem Song leistet auch Sarah del Medico (als Gast) an den Background Vocals hervorragende Arbeit ab.
Auch die Rocker in Form von z. B. "Free" oder "Roadsigns And White Lines" strotzen nur so vor Spielfreude und Lust, die ganze Welt zu erobern. Der Verdacht bzw. die Hoffnung liegt sehr nahe, dass wenn diese vier Azzuri ihren Weg konsequent weitergehen, hoffentlich bald auch ein Label gefunden wird, das ihnen den Rückhalt für ausgedehnte Touren sowie ein wünschenswertes, volles Album stärken und freihalten wird.
Ben fatto, Dario, Andrea, Marco e Massimo. Vieni da Germania!
Line-up:
Dario Snidero (lead vocals, guitars)
Andrea Mauro (lead & slide guitars)
Marco Fabro (bass)
Massimo Mattiussi (drums)

With:
Alberto Pezzetta (Hammond organ, piano)
Sarah del Medico (background vocals)
Tracklist
01:Free
02:Roadsigns And White Lines
03:Chilly Girl
04:Home
05:Rusted Pearls
06:Precious
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