Rusties / Wild Dogs
Wild Dogs Spielzeit: 56:42
Medium: CD
Label: Tube Jam Records, 2010
Stil: (Westcoast) Rock

Review vom 20.06.2011


Markus Kerren
Irgendwann im Jahr 1998 wurden die Rusties in Italien von dem Journalisten und Buchautor Marco Grompi gegründet. Sämtliche Musiker in der Band waren bzw. sind glühende Anhänger von
Neil Young und widmeten die Musik ihrer Band auch immer ihrem Idol. Benannt hatten sie sich nach Youngs Live-Album "Rust Never Sleeps". Weit mehr als 500 Auftritte in Italien und Europa hat die Combo bereits auf ihrem Konto, wobei sie die Bühnenbretter unter anderem mit Gov't Mule, Fairport Convention, The Walkabouts oder Steve Wynn teilte, um nur mal einige zu nennen. Nachdem die Truppe bereits fünf Alben unters Volk brachte (von denen mehrere schon lange ausverkauft und nicht mehr zu haben sind), legt sie nun mit "Wild Dogs" Scheibe Nummer sechs vor.
Neun der insgesamt elf Tracks stammen aus der eigenen (meist Grompis) Feder und dennoch schwebt der Geist Neil Youngs nach wie vor allgegenwärtig über den meisten hier vorliegenden Songs. Bereits beim Opener "Hollow" fühlt man sich wie in einer Zeitmaschine zu Youngs Album "Everybody Knows This Is Nowhere" (1969) zurückversetzt. Dieser so typische Sound, der coole Groove ist auch hier vorhanden. Grompis Stimme klingt zwar nicht genau wie die von Neil, aber die Stilistik und die Akzentuierung der Vocals hat der Südeuropaeer dennoch drauf. Ein richtig guter Midtempo-Rocker in etwas schleppendem Tempo, der auch durch gutes Songwriting gefällt.
"Lady Rider" klingt in etwa wie das kanadische Vorbild in der zweiten Hälfte der Siebziger. Aber auch hier gilt, dass, obwohl sich die Italiener stark an dem Superstar orientieren, sie einen weiteren richtig guten Rock-Song am Laufen haben. Für den Titelsong konnten sie die Irin Mary Coughlan als Gast-Sängerin gewinnen. Ein bedrohlicher Groove wird aufgebaut, finster perlen die ersten Akkorde wie fiebrige Regentropfen in einer tiefschwarzen Nacht durch die Boxen, bevor die Coughlan dann in mahnender und gespenstischer Art ihre Vocals einfließen lässt. Diese spannende Nummer klingt dann auch sehr eigenständig, was begrüßenswert ist. Die Britin ist noch ein zweites Mal - weit weniger düster, sondern balladenmäßig - bei dem Young-Stück "Razor Love" mit dabei.
Heftige, verzerrte Akkorde eröffnen "The Ungrateful Child" und Grompi ist wieder mit seiner besten Young-Stimme da. Ein druckvoller Titel mit starkem Refrain, bei dem Elena Vittoria dem Sänger mit ihren starken Background Vocals zur Seite steht. Klasse! Eine eher sanfte Nummer und erneut stark an Young angelehnt ist "Hard Dreamers". Nicht unbedingt der beste Song der Scheibe, fügt er aber durch die Tempovariation und den schönen mehrstimmigen Gesang während des Refrains dennoch einen zusätzlichen Farbkontrast hinzu. Sehr erfrischend auch die Flöten-Arbeit bei "Lose My Love", die dieses flottere Midtempo-Stück effektiv auflockert.
Eine wunderschöne Widmung an den leider viel zu früh verstorbenen irischen Magier
Rory Gallagher findet bei "Oh, Rory" statt. Sehr zart, mit der Akustischen vorgetragen, mit Streichern garniert und dem sehr einfühlsamen Gesang wirkt das Ganze fast wie eine Andacht. Auch hier geht der Daumen nach oben. Schließlich haben die Italiener mit "Adam Raised A Cain" einen Bruce Springsteen-Song im Programm, der einmal mehr in einem unterschwellig bedrohlichen Sound gebracht wird, was sicherlich auch dem Text geschuldet ist. Eine gelungene Version, die das Gesamtbild des Albums abrundet.
Wenn man mit böser Zunge herangehen wollte, könnte man die Meinung vertreten, dass wenn schon Neil Young, dann doch gleich das Original anhören. Das würde den Rusties allerdings Unrecht tun, denn trotz aller Nähe (Sound, Songwriting, Gesang) zu dem Kanadier haben sie zum einen trotzdem richtig gute Songs am Start und beziehen sich zum zweiten ja offen auf ihr Idol. Und live auf der Bühne wird diese Mucke noch mal um einiges besser abgehen. Wer erstmal rein hören will, der sollte sich Rocker wie "Lady Rider" oder "The Ungrateful Child" oder Ruhigeres wie "Wild Dogs" und "Oh, Rory" mal zu Gemüte führen. Nicht essenziell, aber eine gute, respektable Rock-Platte.
Line-up:
Marco Grompi (guitars, lead vocals)
Osvaldo Ardenghi (lead & slide guitars, background vocals)
Massimo Piccinelli (organ, piano, clavinet, synth flute)
Dario Filippi (bass, background vocals)
Paolo Guerini (drums)

With:
Mary Coughlan (lead vocals - #4,11)
Paolo Filippi (synth & string arrangements - #3, additional guitar - #9)
Ila (vocal chants & scat - #9)
Teo Marchese (drums & percussion - #9)
Jada Salem (background vocals - #1, violin - #3,5,9,11)
Veronica Sbergia (background vocals - #1,2,3,8,10, lead vocals - #5)
Elena Vittoria (background vocals - #7)
Robi Zonca (additional guitar - #3)
Tracklist
01:Hollow
02:Lady Rider
03:Lose My Love
04:Wild Dogs
05:Not Enough Love
06:Adam Raised A Cain
07:The Ungrateful Child
08:This Rotten Track
09:Oh, Rory
10:Hard Dreamers
11:Razor Love
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