Das berühmte Struck'sche Gesetz kennt wohl jeder, aber ist Euch auch das Ruf'sche Gesetz vertraut? Nein?? Ganz einfach - es lautet: Thomas Ruf kriegt sie alle!!! (Nahezu) jeder Bluesmusiker bzw. -musikerin mit Weltklassepotenzial unterschreibt irgendwann einmal bei dem rührigsten aller europäischen Blueslabels. Von einer Talentschmiede hat sich Ruf Records längst zu einem der angesagtesten Förderer des Qualitäts-Blues' gemausert...
Thorbjørn Risagers seit Jahren angestammte Band findet sich unter dem (überaus passenden) Branding The Black Tornado erstmals auf dem Cover von "Too Many Roads" wieder. Ein Blick auf ebendieses könnte eine mögliche Erklärung bieten. An wen erinnert Euch Thorbjørn Risager hier? Na?? Eine schwarze Sonnenbrille auf... und fertig wäre Elwood Blues! Und - Hell yeah! - diese 'Höllenhunde' von The Black Tornado klingen mit ihrem rattenscharfen 'Gebläse' und gehöriger Chicago Blues-Schlagseite original wie die legendären Blues Brothers. Vor meinem geistigen Auge sehe ich diese Band auf der Bühne: schwarze Anzüge und Schlapphüte, Sonnenbrillen und davor Thorbjørn 'Elwood' Risager - geile Vorstellung!!
Seit dem 2010er Track Record bin ich ein Fan von diesem dänischen Blues-Knaller. Der Nachfolger, Dust And Scratches, war nicht nur keinen Deut schlechter, sondern legte noch eine Extraschippe nach. Was gefällt mir eigentlich so an diesem Thorbjørn Risager? Zunächst mal seine Reibeisenstimme - ein Organ, das an das einer meiner Lieblinge, ich rede von Omar Kent Dykes, erinnert. Und dann natürlich der Sound seiner Kompositionen, die so rein gar nichts Europäisches an sich haben, sondern den lupenreinen Soul des Chicago Blues ein- und ausatmen.
Auch mit seinem gerade erschienenen siebten Album liefert der erst 42-jährige Musiker aus Grundsø eine überzeugende Kollektion von diesmal zwölf Songs ab. Ein trefflicher Titel, denn diese '(zu) vielen Straßen' haben so manche 'Crossroads' - diese berüchtigten Kreuzungen, an denen talentierte Bluesmusiker gerne ihre Musikerseele an den pferdefüßigen Leibhaftigen verhökern. 'Delta Blues' ist da auf den Straßenschildern zu finden, 'Rhythm & Blues' ebenso wie die breite 'Chicago Blues Avenue'. Ein verwunschenes Gässchen trägt stolz das 'Jazz'-Schildchen. Herrschaftszeiten, in "High Roads" klingt es fast, als ob Atze/Detze den Black Tornado verstärkt hätten. Über allem schwebt Risagers kehlige, manchmal nach Joe Cockers Art knödelndes Organ und prägt allen Songs einen eigenwilligen Stempel auf.
Mit einer schnarrenden Dobro und extrem 'angefuzzten' Gitarren eröffnet "If You Wanna Leave", eine Hammond gurgelt im Hintergrund, die Bläserfraktion akupunktiert an den neuralgischen Stellen - eine verschärftere Einleitung ist kaum vorstellbar. Erinnert ein klein wenig an das Peter Gunn Theme (in der Interpretation der Blues Brothers). Die schwül-heiße Stimmung im balladesken "China Gate" und dem glutvoll-pulsierenden "Backseat Driver" erinnert an eine mückenverseuchte, schlaflose Nacht an irgendeinem Bayou Louisianas. Ebenso tropisch kommt die funkige Leidenschaft in "Paradise" daher, bevor die nächste Straßenkreuzung in karibische Gefilde abbiegen lässt. Ich liebe Bläsersätze, wenn sie wie in diesen beiden Stücken arrangiert sind.
Als mein persönlicher Favorit hat sich - gaaaanz langsam - "Long Forgotten Track" herausgeschält. Diese extrem relaxte Atmospäre erinnert mich an einige von 'Slowhands' Glanztaten, ein wenig sogar an die Dire Straits. Das jazzige "Rich Man" stellt sich als weitere angenehme Überraschung heraus. New Orleans - Mardi Grass - Dirty Dozen Brass Band, so lauten die Spontanassoziationen zu diesem heißen Track. Nach Great Balls Of Fire-Manier wird in die letzte der "...Many Roads" eingebogen. Garantiert keine Sackgasse - wir sollten uns auf die Fortsetzung freuen...
Von wegen 'kühles Skandinavien' - der Blues-Äquator verläuft, wie "Too Many Roads" eindrucksvoll beweist, mitten durch Dänemark! Um es mit einem, leicht abgewandelten Zitat des göttlichen Loriot auf den Punkt zu bringen: »Thorbjørn, Du bist das Schärfste, was mir jemals zwischen Skågen und Kruså begegnet ist!!!«
Line-up:
Thornbjørn Risager (vocals, guitars, Dobro)
Emil Balsgaard (piano, organ, Wurlitzer)
Peter Skjening (guitars)
Kaspar Wagner (tenor sax, baritone sax, clarinet)
Hans Nybo (tenor sax)
Peter W. Kehl (trumpet, flugelhorn, trombone, sousaphone)
Søren Bøjgaard (bass)
Martin Seidelin (drums, percussion)
Lea Thorlann, Pia Trøjgaard (background vocals)
Tracklist |
01:If You Wanna Leave (4:16)
02:Too Many Roads (3:25)
03:China Gate (4:03)
04:Paradise (4:29)
05:Drowning (4:23)
06:Backseat Driver (3:54)
07:Through The Tears (4:30)
08:High Rolling (4:10)
09:Long Forgotten Track (4:28)
10:Red Hot & Blue (3:52)
11:Rich Man (3:38)
12:Play On (3:07)
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