Todd Rundgren / State
State Spielzeit: 51:54
Medium: CD
Label: Esoteric Recordings, 2013
Stil: Rock, Electronic

Review vom 02.06.2013


Markus Kerren
Nachdem der amerikanische Musiker und Produzent Todd Rundgren in den sechziger Jahren mit seiner Band Nazz lediglich auf der Stelle zu treten schien, verließ er diese und arbeitete fortan solo und als Produzent. Letzteres unter anderem mit so illustren Namen wie Patti Smith, den New York Dolls, The Band, Paul Butterfield, Grand Funk Railroad und vielen weiteren mehr. Wobei sein größter Erfolg in dieser Funktion wohl die Produktion von Meat Loafs Hitalbum "Bat Out Of Hell" war. Aber gerade mit seinen Soloalben hat er es seinen Fans nicht immer leicht gemacht. Die schwankten nämlich immer wieder zwischen Pop/Rock ("Something/Anything"), Psychedelic ("A Wizard, A True Star") und experimentellen Phasen, ohne jemals irgendwie vorhersehbar zu sein.
Bereits Ende der Siebziger begann der Amerikaner, Alben ohne Zuhilfenahme weiterer Musiker komplett im Alleingang aufzunehmen. Und genau das hat er auch bei seinem neuesten Output "State" getan, wenn man mal von der vokalistischen Unterstützung Rachel Hadens für den Song "Something From Nothing" absieht. Die zehn neuen Titel bestehen vor allem aus Electronic Sounds und der elektrischen Gitarre, über die Rundgren dann seinen Gesang legte. Dabei herausgekommen ist ein interessantes, aber auch nicht ganz einfaches Album, für das man sich auf jeden Fall Zeit nehmen sollte.
Eröffnet wird die Scheibe und somit "Imagination" mit flirrenden, luftig-leichten Keyboard-Sounds, bevor sich eine fett verzerrte Gitarre hinzugesellt und schließlich der Gesang einsetzt. Schleppend bewegen sich die Strophen in Richtung Refrain, wo dann auch die Elektrische wieder kräftig reinhaut und auch der Gesang des Protagonisten wesentlich aggressiver wird. Die Background Vocals erzeugen eine hypnotische Wirkung und schließlich lässt sich auch die Gitarre zu epischen, wunderschönen Melodielinien hinreißen. Mit über acht Minuten das längste, erzählerisch ausgiebigste Stück der Platte.
"Something From Nothing" mit dem einzigen Gastbeitrag von Rachel Haden hat fast schon einen wavigen Frühachtziger-Charakter. Nicht nur wegen des Duetts, sondern auch aufgrund der richtig schönen Gesangslinien bietet sich die Nummer geradezu als Single-Veröffentlichung an, mit der auch beim Radio durchaus Chancen auf vermehrte Einsätze gegeben sein dürften. Im Gegensatz dazu verfügt "Party Liquor" über alle Eigenschaften, in Discotheken zum Abtanzen einzuladen und der Rausschmeißer "Sir Reality" ist ein weiteres experimentelles Glanzstück. Von der Charakteristik der Stücke wird also eine enorme Bandbreite geboten.
Bei "Smoke" kommen sogar leichte Techno-Einflüsse ans Tageslicht, während der sanfte Gesang diese scheinbar kontern will. Eine zunächst seltsam anmutende Mischung, die letzten Endes aber doch sehr gut zusammenpasst. Auch bei "In My Mouth" bestimmen Dance Beats das Bild, die im Refrain dann von mehrstimmigem Gesang abgelöst werden. "Collide-A-Scope" startet wuchtig, ja geradezu majestätisch, bevor es in den Strophen mit Tanzrhythmen und erneut etwas ruhigeren Vocals zu Werke geht. Todds Gesang ist dabei - speziell wenn es in die höheren Regionen geht - eher Geschmackssache.
Wie bereits geschrieben ist "State" nicht unbedingt ein einfaches Album, das auch nicht umgehend im Kopf des Hörers explodiert. Bei mir nahm die Scheibe ebenfalls so einige zusätzliche Durchläufe in Anspruch, bevor überhaupt daran zu denken war, dieses Review zu verfassen. Aber wenn man sich mit ihr beschäftigt, wird man schließlich auch belohnt. Dass Rundgren alles andere als ein Stümper ist, dürfte klar sein und auch für diese Platte hat er sehr akribisch gearbeitet. Das Spektrum des mittlerweile 65 Jahre alten Musikers scheint nach wie vor unerschöpflich zu sein.
Line-up:
Todd Rundgren (all instruments, lead & background vocals)
Rachel Haden (additional vocals - #8)
Tracklist
01:Imagination
02:Serious
03:In My Mouth
04:Ping Me
05:Angry Bird
06:Smoke
07:Collide-A-Scope
08:Something From Nothing
09:Party Liquor
10:Sir Reality
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