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Tom Russell - Who's Gonna Build Your Wall
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»And it's just across the borderline«
Tom Russell, der als einer der Vorreiter der Americana-Szene gilt, lebt seit 10 Jahren auf einer Ranch in der Nähe von El Paso, Texas, die mexikanische Großstadt Ciudad Juarez in Sichtweite auf der anderen Seite des Rio Grande. So überrascht es keinesfalls, dass der Singer/Songwriter die ersten drei Songs seiner EP programmatisch "Immigration Suite" betitelt. Was als täuschend fröhliches, akustisch-akkordeongetränktes Tex-Mex-Kleinod beginnt, entwickelt sich zu einem Protestsong, der trotz der lyrischen Präzision einen nicht brutal mit der Moralkeule erschlägt, sondern auf ironisch-intelligente Art die amerikanische (Ir-) Realität hinterfragt und in der aktuellen Immigrations- und 'Berliner Mauer für die US-Grenze'-Debatte Stellung bezieht. Die passend sparsame Instrumentierung mit der Mandoline, dem elegischen Akkordeon, plus der energische, aber niemals zu aufdringliche Gesang von Russell runden "Who's Gonna Build Your Wall" ab.
Aber es kommt noch besser: "California Snow", der vom 2001er Album Russells stammt, zuerst von Dave Alvin
für seine "Borderland"-CD eingespielt und von den Beiden komponiert wurde, malt aus der Sicht des Ich-Erzählers, eines Grenzpolizisten, ein vernichtendes Bild des Eldorado namens Kalifornien. Noch sparsamere Instrumentierung, noch stärkere Gesangsleistung und ein großartiger Text ergeben ein weiteres Schmuckstück aus der sozialkritischen Americana-Schatzkiste!
Apropos, Grenzpolizist: Track drei, "Across The Borderline" wurde 1981 von Ry Cooder, John Hiatt und Jim Dickinson für den empfehlenswerten Kinofilm "The Border" (dt. Titel "Grenzpatrouille", Besetzung: Jack Nicholson, Harvey Keitel, Warren Oates u.a.!!) geschrieben, der den mit Hilfe der Polizei organisierten Menschenschmuggel über die texanische Grenze thematisiert. Dieser Song - überhaupt nicht plakativ, sondern wunderschön poetisch - kann die beiden vorangegangenen nochmal toppen. Dieses Akkordeon zerreißt einem das Herz...
Die beiden letzten Nummern sind Outtakes seiner aktuellen LP "Love & Fear". Diesen ungemein hohen Standard der ersten drei Songs kann das in Richtung Rock'n'Roll schielende "What We Talk About, When We Talk About Love" nicht halten, aber immerhin groovt er mehr als ordentlich, während "The Other Side Of Crazy" wieder das Thema 'Borderline' in einer anderen Variante aufgreift.
Es ist unverzeihlich, dass ich diesen großartigen Künstler erst mit dieser EP entdeckt habe.Wer sich für Americana und gesellschaftkritische Singer/Songwriter interessiert, muss hier zugreifen. Essentiell!
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