Zachary Richard / Last Kiss
Last Kiss Spielzeit: 52:07
Medium: CD
Label: Artist Garage, 2009
Stil: Singer/Songwriter, Pop, Folk, Cajun

Review vom 01.09.2009


Norbert Neugebauer
Zachary Richard gehört zu den in Nordamerika wohlbekannten Singer/Songwritern, von denen hierzulande nur ausgesprochene Folkies oder Musikfans mit 'Beziehungen' nach 'drüben' bzw. Frankreich etwas gehört haben. Einer, der sich mit Leib und Seele seiner Cajun-Heimat verschrieben hat und vor allem in der frankophonen Welt große Anerkennung für seine Arbeit findet, die sich neben der Musik, auf historische Literatur, aber auch auf Kinderbücher und den engagierten Umweltschutz erstreckt. Seit 35 Jahren nimmt er Alben, die meisten in Französisch oder der Sprache der 'Acadians', auf und die klingen dann auch entsprechend, mal mehr traditionell nach Cajun oder rockiger, nach Zydeco. "Last Kiss" ist nun nach 15 Jahren die erste Produktion wieder überwiegend in Englisch.
Klar dreht sich darauf sehr viel um die Themen seiner Leute und natürlich ist da auch die
'Katrina'-Katastrophe (mit "The Levee Broke") in einem Song gepackt. Doch Richard ist oft unterwegs und hat u.a. in Kanada (wo er lange lebte) eine starke Anhängergemeinde. Zahlreiche Auszeichnungen im französischsprachigen Bereich bezeugen seine große Popularität. Und Aufnahmesessions in Montreal, Paris, Brüssel. LA, New Orleans und Lafayette, Louisiana mit dortigen Studio-Assen zeugen von guter Reputation. Trotzdem hört sich das ganze Album homogen an, da wurde beim Endmastering wirklich ordentliche Arbeit geleistet.
Richards "Last Kiss" ist ein klassisches Singer/Songwriter-Album, richtig 'schön', romantisch und kuschelig. Dazu überrascht seine, nicht nur für einen fast Sechzigjährigen, sehr jugendlich klingende, weiche Stimme. Sie ist eingebettet in ansprechende poppig-folkige Arrangements, mit dem gängigen Instrumentarium.
Wer auf solche Musik 'von früher' steht, die träumen lässt und wohlige Stimmungen erzeugt, die die triste Welt draußen vor der Tür lässt, der ist bei "Last Kiss" genau richtig. Ganz ohne Kanten, ohne Probleme - aber auch ziemlich ohne Biss. Vor allem, wenn man die jüngere Roots Rock-Garde aus Kanada oder aus dem Bayou Country im Ohr hat. Lediglich beim klassischen Blues "Some Day" kratzt es deutlich im Mohairpullover. Der stärkste Titel auf dem Album, auch wenn er wie ein Dylan-Song aus den Sechzigern klingt, den der bei einem Folk-Singer geklaut hat … Es gibt eine Reihe von bekannteren Namen, u.a. Susan Cowsill, Freddy Koella und Céline Dion, die den Altmeister unterstützen. Aber gerade das Duett mit der weltbekannten Schnulzette (die hier durchaus ordentlich singt) wird wohl bei den eingefleischten Americana-Fans eher für Schulterzucken sorgen; den Band-Klassiker so aufgepoppt vorgesetzt zu bekommen, ist schon gewöhnungsbedürftig. Aber da fühlt sich der Rezensent auch deutlich befangen. Insgesamt ist das ganze Album etwas zu wohlig, zu süßlich und zu glatt geraten. Am Sound gibt's nichts auszusetzen, der ist im guten Sinn ausgewogen.
Wer sich angesprochen fühlt, dem empfehle ich für die Antestsession den catchy Opener "Dansé", "The Levee Broke", "Some Day" oder, wer auf einen rührseligen Cajun waltz steht, "Au bord de Lac Bijou".
Tracklist
01:Dansé
02:Fire In The Night
03:The Levee Broke
04:Last Kiss
05:Just Ain't Enough
06:Give My Heart
07:Sweet Daniel
08:Come To Me
09:Au bord de Lac Bijou
10:The Ballad Of C.C. Boudreaux
11:Acadian Driftwood
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