Acey Slade ist ja nun kein Grünschnabel mehr, speziell was die New Yorker Szene betrifft. Dort war bzw. ist er bereits mit Truppen wie den Murderdolls, Dope oder Trashlight Vision am Start und unterwegs. Und war er bisher eher dafür berühmt-berüchtigt, dass er mit drei Akkorden und heftigen Gitarren-Attacken die Bühnen unsicher machte, so wollte er mit seinem ersten Soloprojekt mal was ganz anderes versuchen. Brutzelnde Gitarren sind natürlich auch auf seinem Solo-Debüt noch vorhanden, aber hinzugefügt wurde hier ein nicht unerheblicher Anteil an elektronischer Musik.
Neben seiner Begleitband The Dark Party hatte bei der hier vorliegenden Studioproduktion noch Shaun Morris ganz dick seine Finger im Spiel. So war er nicht nur für verschiedene Instrumente, den Sound und das Mastering der Bänder zuständig, sondern komponierte auch bis auf ein Cover sämtliche Tracks des Albums gemeinsam mit Acey Slade. Fangen wir doch gleich mit dem Coversong an: Dabei handelt es sich um die von Ian Astbury und Billy Duffy ( The Cult) geschriebene Nummer "She Sells Sanctuary", die auch hier sehr spannend rüberkommt. Fette Gitarrensounds geben zusammen mit einem etwas zu weit in den Vordergrund gemischten Schlagzeug den Rhythmus vor und die sich hinzugesellenden Synthies und Keyboardspuren wirken gar nicht mal wie ein Fremdkörper, sondern alles zusammen entwickelt sich zu etwas sehr Eigenem, einem durchaus interessanten Etwas.
Dazu kommt Acey Slades Stimme, die für diese Art von Musik wie gemacht zu sein scheint und genau passt. Etwas höher angelegt wandert sie immer wieder zwischen tiefer Verletztheit und rotziger Aggressivität. Anders als die Drums optimal in den Sound eingebettet wird dadurch eine spannungsgeladene Atmosphäre aufgebaut, die einen vor dem geistigen Auge in Bezirke New York Citys eintauchen lässt, in die man eigentlich niemals wollte. Fetziger, moderner Rock wird immer wieder mit Synthesizer-Sounds und programmierten Keyboardspuren kombiniert, was zwangsläufig im Verlauf der Scheibe in einen Machtkampf ausartet. Acey Slade & The Dark Party spielen Musik, wie sie nur aus der Großstadt mit all ihrem Gewusel, der Schnelligkeit, der Vermischung aller möglicher Gegensätze und der nie eintretenden Ruhe kommen kann.
Und schließlich schafft es Slade auch noch, in diesen ohnehin schon breiten musikalischen Kosmos starke Gesangslinien einzubauen, die je nach Bedarf entweder clean oder auch einmal durch Effekte verzerrt (wie zum Beispiel Iggy Pop es auch gerne tat) auf den Plan gerufen werden. Wenn man gerade keinen Kopf für diese Art von Musik hat, kann das alles auch schon mal etwas Nerven zerrend wirken, aber wenn man Lust hat in die tiefen Schluchten des 'Big Apple' einzutauchen, dann hat man hier eine sehr spannende Reise vor sich. Und irgendwie hat das Ganze auch etwas Punkiges an sich.
Als wenn damit nicht schon lange genug wäre, zeigen die Gesangsmelodien ("Sugarcum") auch noch poppige Züge auf. "Acey Slade & The Dark Party" ist geradezu ein Fass ohne Boden, an dem man sich lange nicht satt hören wird. Vorausgesetzt natürlich, man geht mit offenen Ohren an die Sache ran und ist nicht grundsätzlich gegen Samples und elektronische Musik eingestellt. Wer mal reinhören will, dem würde ich "Here Today", "Sugarcum", "She Brings Down The Moon" oder "Spiders In A Snowglobe" als Anspieltipps empfehlen.
Bis nach Großbritannien, wo demnächst eine große Tour abgezogen wird, haben es Acey Slade & The Dark Party bereits geschafft. Bleibt zu hoffen, dass sich die Burschen auch mal in deutsche Lande verirren. Nicht ganz klar ist, ob Slade neben seinen Solo-Aktivitäten auch weiterhin bei seinen hauptamtlichen Bands aktiv bleiben wird. Für seine eignen Projekte hat er jedenfalls bereits angekündigt, dass sich kein Album auch nur nahezu wie das vorhergehende anhören wird. Man darf also gespannt sein, denn wenn er mit den folgenden Werken die Qualität seines Debüts halten kann, dann werden wir noch viel Spaß an diesem amerikanischen Musiker haben.
Line-up
Acey Slade (lead vocals, guitars, bass)
Shaun Morris (drums, programming, synthesizer, keyboards, bass)
Andee (guitars)
Chris (drums - #2,3,7)
Milita (background vocals - 5,10,11)
Tracklist |
01:Darklexia
02:Here Today
03:Sugarcum
04:Nothing's Gonna Change
05:She Brings Down The Moon
06:She Sells Sanctuary
07:Baby The Stars Shine Brightly
08:Plastic Lego Queen
09:Coming Down
10:Spiders In A Snowglobe
11:Reptile House
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