Amy Speace & The Tearjerks / Songs For Bright Street
Songs For Bright Street Spielzeit: 53:47
Medium: CD
Label: Wild Flower Records, 2006
Stil: Americana

Review vom 06.10.2008


Markus Kerren
Eigentlich hatte die zur Zeit im US-Bundesstaat New York ansässige Amy Speace bereits eine gute und viel versprechende Karriere als Schauspielerin am Laufen, die sie aber komplett auf Eis legte, um sich ihrer größten Liebe, der Musik, zu widmen. Und dabei hat sie auch nicht vor dem harten Weg der nie enden wollenden Tourneen rauf und runter durch die USA zurückgescheut. Mit ihrer neuen, im Jahr 2006 erschienenen Scheibe wollte sie zudem den ganz großen Sprung schaffen und konnte den Produzenten-Veteran und Multiinstrumentalisten James Mastro dafür gewinnen.
Amy Speace stellt mit "Songs For Bright Street" bereits ihr zweites Album vor. Sehr abwechslungsreich ist es geworden, dazu sowohl locker und flockig, ohne jedoch auch die tieferen Gefühle außen vor zu lassen. Die insgesamt 13 Songs setzen sich kunterbunt aus Country, Pop, Singer/Songwriter-Material und zeitweise auch Bluesigem zusammen. Kurz ausgedrückt könnte man also auch Americana dazu sagen.
Sehr New Country-mäßig kommt zum Beispiel "The Real Thing", welches das Bild einer selbstbewussten jungen Frau darstellt, die zu allen ihren Schwächen steht, diese akzeptiert und dem maskulinen Verbund der Anwesenden des jeweiligen Abends in der Dorfkneipe auch ganz klar deutlich macht, sich doch schlicht und ergreifend vom Acker zu machen, wenn ihnen das nicht passen sollte. Selbstbewusst ist Amy Speace also schon mal. Und das nicht nur bezüglich ihrer eigenen Person, sondern dieser Umstand macht sich durchaus auch in ihrer Musik bemerkbar, wo sie die Stile in etwa so mühelos wechselt, wie viel zu viele Politiker ihre Meinungen.
Ein trunkenes Banjo rollt beim Eröffnungstrack "Step Out Of The Shade" vor sich hin, bis sich Bass und Schlagzeug, darauf auch noch eine schöne Gitarre dazu gesellen und einen warmen Untergrund für Amys gefällige und unaufgesetzte Melodielinien bilden. Eher poppig kommt "Water Landing", das dazu auch mit gesetzterem Groove das Tempo wieder ein bisschen raus nimmt.
"Make Me Lonely Again" ist dann eine Country-Ballade im klassischen Stil, in der die musikalische Klasse von nicht nur Amy selbst, sondern auch aller Musiker eindrucksvoll zur Schau gestellt wird. Speace besticht bei sämtlichen Tracks des Albums durch ihre Stimme, die mal aggressiv, mal sexy, dann wieder verletzt und letztendlich auch tieftraurig wirken kann. An die Intensität einer Lucinda Williams kommt sie zwar (noch?) nicht ganz ran, aber ganz ehrlich: So sehr weit weg davon ist sie auch nicht.
Mit Blondies "Dreaming" gibt es auch noch einen Cover-Song, der, obwohl durchaus manierlich gebracht, außer einer fast weinenden Pedal Steel keine wirklich neuen Aspekte einbringen kann. Muss ja auch nicht grundsätzlich sein und der Track reiht sich nahtlos zum restlichen Dutzend ein. Mein absoluter Favorit auf "Songs For Bright Street" ist allerdings "Row Row Row", deutlich im Country-Bereich gehalten und ein tolles Duett mit Cliff Eberhardt, der mit seiner rauen Stimme einen sowieso schon starken Song zu einem der absoluten Höhepunkte macht. "Right Through Me" ist wieder akustisch gehalten und kann den gesetzten Standard durchaus halten.
Noch mal so einen richtigen Swinger in die Redneck-Ecke hat sie mit "Double Wide Trailer" am Start, wo sie aber im Prinzip zu einer richtig fetzig gespielten Gitarre einfach nur noch mal klarmachen will, dass es im Leben weniger auf die materialistischen, sondern vielmehr die seelischen Werte ankommt. Von der Grundaussage in dieselbe Richtung geht auch "Home", das wie geschaffen für amerikanisches Radiofutter anmutet, ohne jedoch gewollt kommerziell zu wirken. Ein schöner Ausklang zu einem wirklich guten Album.
Im Fazit kann ich nur wiederholen, was ich vorher schon ausführte: Starker Gesang, sehr gute Band, sehr passables Songwriting und eine gekonnte Produktion. Was ich jedoch hinzufügen muss, ist, dass "Songs For Bright Street" ziemlich lange braucht, bis es seine volle Wirkung entfaltet. Will heißen, dass man schon ein paar Durchläufe investieren muss, um die ganze Schönheit dieses Longplayers erkennen zu können.
Aber auch wenn man sich diese Mühe nicht machen will, ist festzustellen: Das Album ist jederzeit wunderbar anzuhören, wenn man es auch recht schnell wieder vergisst, macht man den Fehler sich nicht intensiver damit zu beschäftigen. Sehr gut möglich wäre natürlich auch, dass es nur mir persönlich so geht. Für die bereits aufgezeigten Qualitäten sind 7 von 10 RockTimes-Uhren jedenfalls allemal angebracht.
Line-up:
Amy Speace (vocals, acoustic guitar, mellotron, dobro)
James Mastro (acoustic & electric guitars, harmonica, slide guitar, organ, Silvertone organ, mandolin, piano, lap steel, vox continental, mellotron, baritone guitar, vocals)
Richard Feridun (banjo, lap steel, Wurlitzer piano, acoustic & electric guitars, dobro, baritone guitar)
Matt Lindsey (bass, baritone guitar, vocals)
Jagoda (drums & percussions)

With:
Gary Louris (harmony vocals - #4)
Soozy Tyrell (violin - #4)
David Jackson (Hammond B-3 - #5,10)
Skip Crevens (pedal steel - #8, 11)
Cliff Eberhardt (lead vocals - #9)
Matt Gruenberg (upright bass - #9)
Bob Perry (lap steel - #13)
Stephanie Seymour (background vocals - #13)
Danny Webber's Harmony Boys (background vocals - #12)
Tracklist
01:Step Out Of The Shade
02:Water Landing
03:Not The Heartless Kind
04:Two
05:Shed This Skin
06:The Real Thing
07:Make Me Lonely Again
08:Dreaming
09:Row Row Row
10:Right Through To Me
11:Can't Find A Reason To Cry
12:Double Wide Trailer
13:Home
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