Byther Smith / Blues On The Moon
Blues On The Moon Spielzeit: 65:52
Medium: CD
Label: Delmark Records, 2008
Stil: Chicago Blues

Review vom 16.10.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Mit ganzen vierzehn Alben steht der 1933 im Mississippi-Delta geborene Byther Smith nicht gerade als fleißiger Sänger und Gitarrist da.
Was 'Smitty' allerdings in der Zeit seit 1983 veröffentlichte, hat Hand und Fuß.
Am 17.08.2007 war der im Chicagoer Süden gelegene Natural Rhythm Social Club Veranstaltungsort des vorliegenden Konzertes und wurde von Steve Wagner sowie Eric Butkus mitgeschnitten.
Mit dem zweiten Gitarristen Anthony Palmer, der schon für Luther Allison, Joanna Connor oder Carey Bell in die Saiten griff, dem Keyboarder Daryl Coutts, der sich erst kürzlich bei
Eddy Clearwaters West Side Strut prächtig in Szene setzte, sowie der Hintermannschaft bestehend aus dem Bassisten Greg McDaniel und James Carter (drums) hat das schon seit den 50er-Jahren in Chicago lebende Blues-Urgestein eine mehr als solide Band auf der Bühne.
Zwischen seinem Geburtsort und der 'Windy City' machte er auch in Prescott, Arizona Station und frönte dort dem Boxsport.
Unter den Fittichen seines Cousins J.B. Lenoir lernte er Gitarre spielen und gigte in lokalen Clubs.
Wenn es um den Blues geht, ist Smith leider nicht, wie Muddy Waters, Elmore James oder Howlin' Wolf, in der ersten Reihe der ganz Großen zu finden, aber das, was er, nicht nur live auf die Beine stellt, ist alla bonheur.
Smith lotet den Chicago-Stil des 12-Takters auf ganz elegante und sehr hörenswerte Art und Weise aus. Mal lässt er es recht dezent funkig rocken, wie im Opener "Judge Of Honor" oder bringt mit dem Lenoir-Klassiker "If You Love Me" seinen Goove mehr in den Vordergrund. Hier schon zählt auch der Keyboarder Coutts mit zu den zentralen Figuren des Tracks.
Dessen nicht genug, dreht die Rhythmus-Fraktion abermals an der Groove-Schraube, wenn es zum Titel-Track des Albums kommt. Viele Akkorde braucht der Protagonist nicht, um die Fußwippe in Gang zu setzen. Sein Solo ist richtig schön knackig und in "Hard Times", einem Eigengewächs und fast Instrumental, nähert er sich verdammt dicht dem King.
In "Your Mama's Crazy" holt Smith gesanglich alles aus sich heraus und überlässt Coutts einen langen Solo-Part, der dann auch jazzige Zwischentöne findet.
"Monticello", nach seinem Geburtsort im Delta benannt, hat autobiografische Züge, ist ein grandioser Slow-Blues und mit fast acht Minuten das längste Stück auf "Blues On The Moon".
Klasse, denn diese Nummer ist etwas für Genießer in der Runde unserer Blues-Liebhaber. Coutts wechselt zwischen klassischen Keyboard-Sounds und dem Piano-Klang.
Ein Highlight!
Mit den letzten drei Songs der CD begibt sich der Protagonist in die Zitaten-Sammlung.
Zunächst zieht er in "So Mean To Me" seinen Hut vor dem großartigen Little Milton. Diese Komposition hat eine typische John Lee Hooker-Charakteristik und es ist schon erwähnenswert, wie unterschiedlich 'Smitty' seine Fender spielt, denn hier klingt sie richtig schön verzerrt. Diese Nummer ist nicht nur ein Höhepunkt für das Publikum.
Arthur Crudups Evergreen "Rock Me Baby" bekommt einen samtenen Überzug mit viel Smith-Gitarre. John Lee Williamsons "Don't Start Me Talkin'" hat einen treibenden Shuffle und bildet einen hervorragenden Abschluss eines rundum tollen Albums, das die 8 von 10 RockTimes-Uhren redlich verdient hat.
Zur Vorstellung der entsprechenden Live-DVD wird es an dieser Stelle in naher Zukunft kommen.
Line-up:
Byther Smith (vocals, guitar)
Anthony Palmer (guitar)
Daryl Coutts (keyboards)
Greg McDaniel (bass)
James Carter (drums)
Tracklist
01:Judge Of Honor (5:16)
02:If You Love Me (5:47)
03:Blues On The Moon (6:35)
04:Give Up My Life For You (5:53)
05:Hard Times (6:37)
06:Your Mama's Crazy (4:58)
07:If I Misused Someone (4:20)
08:Monticello (7:55)
09:So Mean To Me (5:25)
10:Rock Me Baby (6:28)
11:Don't Start Me Talkin' (4:40)
Externe Links: