Rainer Beutin, alias
Charly Schreckschuss, schon seit 30 Jahren (Bandgründung 1978) im Musik-Business aktiv, legt seine neueste CD vor, in der nicht nur ein Haufen Lebenserfahrung, sondern natürlich auch vielschichtige Musik steckt.
Gesucht, gefunden! So könnte man das Line-up zu "Ne Menge Leben" nennen.
Sowohl der
Rattles-Mann
Manni Kraski an der Gitarre als auch
Bernd Ohnesorge (Bass) und
Kurt Buschmann (Saxofon, Cajon) bringen jede Menge Erfahrungen mit. Die Harmonie in der Band ist deutlich zu spüren.
Steve Baker (
Chris Jones/
Abi Wallenstein & Blues Culture) und
Kai Dorenkamp (
Yellow Moon) fungieren als Ergänzungsspieler.
Rock, Blues, Boogie… die Vielfalt der CD ist bodenständig, teilweise in Mundart gesungen und von daher abwechslungsreich gestaltet. Nachdem es seit der Tour 2002 etwas still um die Band wurde, wirkt die Musik richtig frisch, denn die gesundheitlich bedingte Pause wurde kreativ genutzt.
Ein echter Überraschungsmoment des Albums ist "Tosom", was soviel wie zusammen heißt: Von einer akustische Gitarre eingeleitet lässt der Norddeutsche zwei Jodler los. Diesen Grooove kennen wir und wenn es zum plattdeutschen Text kommt, ist man mittendrin, denn es handelt sich um eine saustarke Reproduktion des
Canned Heat-Hits "Let's Work Together". Eine starke, ganz starke Interpretation des Klassikers.
Das war es dann auch schon zum Thema Coversongs. Alle anderen Tracks wurden von
Beutin oder im Team geschrieben.
Ein richtiger Rock'n'Roller mit definitivem Stimmungsfaktor ist "Gedeckter Apfelkuchen". Die Rhythmusabteilung legt einen fetzig groovenden Teppich aus, über dem sich das Saxofon und die akustische und elektrische Gitarre austoben können. Up-Tempo-Mucke, die über die Gehörgänge direkt in die Füße geht. Herrlich, wie man sich textlich über einen Kuchen auslassen kann.
Gestochen scharf ist das Miteinander der akustischen und elektrischen Gitarren-Sounds, schon im Opener und Titeltrack zu hören und zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte CD.
Wenn es in "Averakø" um Wasser, Strand und See geht, ist
Kai Dorenkamp mit seinem Akkordeon am Ruder und der Refrain wird durch einen herrlichen Ladies-Chor unterlegt. Gesungen wird abermals in Mundart.
"Zeit" wird durch
Kurt Buschmanns Saxofon zu einer verträumten nachdenklich machenden Rock-Ballade. Im gleichen Fahrwasser befindet sich "Jetzt küsst mi nur noch der Blues". Emotionsgeladener Slow-Blues, von
Beutin mit Inbrunst gesungen. Recht sparsam fällt die Instrumentierung mit akustischer Gitarre, Cajon und verstärkter Gitarre aus, was die Nummer nur noch intensiver macht. Einsamkeit und innere Leere prängen den Song, wenn Beutin singt:
»… Doch ik schiet op de Arbeit und vergrob mi deep in Selbstmitleid…
Ist nix mehr mit Kribbeln im Buk…
Dat Hart het wedder mal 'n paar Narben,
Ploster hölpt dor nicht, …«