Dan Sandman / In Technicolour
In Technicolour Spielzeit: 40:01
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2007
Stil: Singer/Songwriter / Folk

Review vom 18.08.2008


Joachim 'Joe' Brookes
In seiner Jugend spielte Dan Sandman so lange Trompete im Schulorchester bis ihm sein älterer Bruder steckte, dass er als Gitarrist mehr Mädchen kennenlernen würde.
Also wechselte er von den Ventilen des Blasinstruments zu Gitarren-Saiten und es brauchte drei Anläufe inklusive Pausen, bis der junge Mann "Blowin' In The Wind" von Bob Dylan drauf hatte.
Erst im Jahr 2006 entdeckte er, nach einem Besuch beim Green Man Festival in Wales die Folk-Musik für sich. Dort traf er auf Bert Jansch, über den ihm jemand sagte, er sei »as good as
Jimi Hendrix«
.
Dann lief ihm Chris Monger über den Weg, der ihn in sein Bedroom Studio einlud, wo schlussendlich "In Technicolour" im Herbst 2007 entstand.
Verheißungsvoll beginnt der Opener "She Swam, Swam And She Swam" mit einem langgezogenen lauten Ton aus der elektrischen Gitarre, wobei man denkt: Hölle, was kommt denn da auf mich zu?
Nach einigen Sekunden fällt der rockige Ton in sich zusammen und für den Rest des Tracks haben wir es mit einem ruhigen Stück zu tun. Sandman spielt eine gediegene akustische Gitarre, die zeitweilig von einigen E-Gitarren-Tönen überlagert wird und Monger liefert einige Keyboard-Sounds dazu ab.
Mit "Say No Words" geht es ähnlich weiter, nur schraubt Sandman die Tempo-Schraube etwas weiter in die Bits und Bites. Da es auch keine Pause zwischen den beiden Nummern gibt, würde man, ohne einen Blick auf das Display nicht feststellen, dass man schon im zweiten Song gelandet ist.
Hört sich geschmeidig an und ist sowohl vom Arrangement als auch vom Flair her OK. Nur sollte der Gitarrist und Sänger nicht den Fehler begehen, beharrlich diesen Weg weiter zu gehen.
"Mum" ist ein zweiminütiges instrumentales Intermezzo, in dem Sandman auf der Akustischen plötzlich wenige rockige Töne platziert. Toll!
"Autumn" setzt da an, wo "Say No Words" aufhörte. Durch die getragene, fast andächtige Stimmung, gepaart mit dem Keyboard-Teppich, könnte man glatt von so etwas wie Ambiente-Folk sprechen. Mittendrin wird es dann doch flotter und Sandman wirft einige groovige A-Gitarren-Klänge ein. Damit rettet er den Track vor der Belanglosigkeit.
Tja, was bleibt einem, als Geduld zu haben… "Flowers" ist auch gerade nicht das Gelbe vom Ei. Schwamm drüber, denn so etwas hatten wir doch schon… Warum muss ich mir andauernd die Augen reiben?
Endlich! Der "Ramble Song" sorgt jetzt aber für die schon begierig erwartete Abwechslung. Akustische Gitarre, von einer monotonen E-Gitarre overdubbt, Monger an den Handtrommeln… Hey, es geht doch! Sandman rettet den Hörer vor dem Tiefschlaf. Nette Melodie, kombiniert mit einem guten Refrain, wird das Stück doch glatt zu einem Hinhörer.
Jetzt nimmt sich Monger die Harp vor und "In Loving Memory" entwickelt sich zu einem nächsten guten Track, in dem Dan zeigt, dass er seine Stimme variabel einsetzen kann. Mundharmonika und wieder die akustische Gitarre, mehr braucht es nicht, um einen qualitativ guten Song hinzubekommen.
"Pub" ist abermals ein kurzes, mit tollem Flair versehenes Zwischenspiel, das sehr stark rüber kommt. Leider ist es nur eine gute Minute 'lang'. Unterlegt wird es mit einem Stimmengewirr aus einer Kneipe und für "Caravans" greift der Engländer das "Pub"-Thema mit der elektrischen Gitarre auf und verteilt es über den gesamten Track. Hier gönnt er der Akustischen eine Pause und somit kann man ihn spätestens jetzt nicht unbedingt nur in die Acoustic Folk-Ecke stecken. Dafür schultert er einfach zu oft die verstärkte Gitarre.
Zu meinen persönlichen Lieblingen auf "In Technicolour" gehört "Acoustic (I Love It)". Jede Menge Name Dropping, auf das ich hier verzichte. Sandman grenzt sich textuell deutlich von bekannten Größen der Siebzigerjahre ab und sein Statement lautet: »I want acoustic…« Monger mischt nicht das erste Mal vokal mit und dieses Stück kann man sich öfter anhören.
Dann fallen wir stumpf in musikalische Gefilde zurück, die wir bereits mit "Flowers", "Say No Words" oder "Autumn" hörten. Jetzt heißt es nur "Nothing At The Bar". Auch wenn Sandmans Stimme streckenweise effektvoll verfremdet wird, ändert es nichts an der Tatsache, dass die Nummer zum Vorbeirauschen verdammt ist. Warum muss ich mir schon wieder die Augen reiben?
"Fulltime" ist eine Variation von "Mum" im Schnellwaschgang. Das war es dann auch…
Dan Sandman hat bestimmt Potential, ist ein guter Gitarrist, sollte sich für einen Nachfolger allerdings mehr Abwechslung gönnen. Bitte! So bleiben unter dem allseits bekannten Strich
5-6 von 10 RockTimes-Uhren übrig.
Line-up:
Dan Sandman (vocals, acoustic guitar,electric guitar, dobro)
Chris Monger (bass guitar, keyboards, harmonica, e-bow, percussion)
Tracklist
01:She Swam, Swam And She Swam (3:39)
02:Say No Words (3:43)
03:Mum (1:59)
04:Autumn (4:18)
05:Flowers (3:21)
06:Ramble Song (3:28)
07:In Loving Memory (4:39)
08:Pub (1:12)
09:Caravans (3:53)
10:Acoustic (I Love It) (4:32)
11:Nothing At The Bar (3:55)
12:Fulltime (1:16)
Externe Links: