Darryl St. John Band / War Of Blue
War Of Blue Spielzeit: 45:03
Medium: CD
Label: Gypsy Tunes Records, 2008
Stil: Heavy Rock

Review vom 06.09.2008


Jürgen Bauerochse
"War Of Blue" ist das Debüt-Album einer neuen Band mit einem 'alten' Gitarristen. Wenn man dem beiliegenden Waschzettel glauben darf, dann hatte Darryl St. John bereits im Jahr 1971 seine ersten professionellen Auftritte als Musiker. Bis zu einem schweren Autounfall im April '72 war der 1950 geborene Darryl Mitglied der Band Junction, die sich dann aber, bedingt durch den Monate andauernden Krankenhausaufenthalt ihres Gitarristen, auflöste.
Wieder genesen, gründete St. John mit Atlantic Mine seine zweite Gruppe, die vor allem durch ihre Led Zeppelin-Coverversionen zu lokaler Bekanntheit aufstieg. In dieser Zeit entwickelte sich in den heimischen Clubs eine gesunde Rivalität zu einer anderen Truppe, die später ziemlich steil auf der Karriereleiter emporklettern sollte und auf den Namen Cheap Trick hörte.
Es folgte ein Trip nach New York, wo sich Darryl mit dem gerade aufkommenden Punk Rock beschäftigte. Nach dieser Erfahrung zog er sich für die nächsten drei Jahre aus dem aktiven Musik-Business zurück, schrieb aber weiterhin eigene Songs im heimischen Kämmerlein.
Die nächsten Stationen auf der musikalischen Reise des Gitarristen hießen Metamorphosis, Dazed And Confused und Red Light Fright, bevor Darryl bei Alcivar anheuerte, bei denen ehemalige Mitglieder von Montrose, Robin Trower und Sammy Hagar ihr Glück versuchten. Doch auch hier hielt es den Unsteten nicht lange. Es folgte eine akustische Phase, bevor die Band Black Dog das nächste Ziel von Darryl St. John wurde.
Alle diese Combos kamen nicht wirklich über den Status der lokalen Berühmtheit hinaus, hatten aber, wie aus einigen Namen zu ersehen ist, fast immer eine mehr oder weniger intensive Beziehung zu Led Zeppelin. Und diese Tatsache wird auch bei der Darryl St. John Band nicht vergessen.
So sind die beiden Zep-Cover "I Can't Quit You Babe" und "Since I've been Loving You" auch mit Abstand die besten Songs dieser CD. Ganz nah am Original gehalten erzeugen sie fast die gleiche Intensität, wie sie auf den Ur-Versionen zu hören ist. Die Gitarre könnte tatsächlich auch von Jimmy Page gespielt worden sein. Die Rhythmus-Abteilung powert grandios drauf los, und die Frontfrau (!) Michele Mc Carthy klingt in vielen Passagen wie Robert Plant himself. Ganz großes Kompliment für diese beiden großartig gespielten Titel!
Auch die restlichen Stücke sind gut anzuhören, obwohl sie natürlich mit den beiden Überfliegern nicht ganz mithalten können, aber das wäre wohl auch etwas viel verlangt.
Der Opener ist noch mal ganz an Led Zeppelin orientiert und lehnt sich dabei etwas an "Black Dog" an. Auch hier besticht Michele Mc Carthy mit ihrer tollen Röhre. Knapp drei Minuten Hard Rock pur, allerdings nicht ganz ausgereift. Irgendwie fehlt da noch das i-Tüpfelchen.
"Michele's Blues" ist mitnichten ein 12-Takter, wie man überhaupt sagen muss, dass die Genre-Bezeichnung Blues Rock für mich absolut falsch für diese CD gewählt ist, sondern ein kräftig zupackender Slide-Rocker. Das schwere Orgel-Intro erinnert kurzzeitig an die alten Purple und Vanilla Fudge, verschwindet dann aber nach kurzer Zeit fast völlig aus dem Song. Dafür geht mir die Bottleneck-Klampfe ein ums andere mal unter die Haut.
Ein knallharter Riff ist das Markenzeichen von "I Got The Jump On You". Sehr schöner Party-Rocker, der Lust auf mehr macht. Wieder beeindruckt Micheles Stimme und auch Darryl geht gut ab. Verstärkt wird der Song noch durch eine geile Harmonika und ein hämmerndes Piano. Hier fliegt die Kuh!
Ganz andere Stimmung herrscht bei "Town Without Pity" vor. Dieses Instrumental würde auch einem Joe Satriani sehr gut zu Gesicht stehen. Eine herrlich singende Leadgitarre zieht sich durch den ganzen Song und sorgt für eine ganz entspannte Atmosphäre.
"Revenge" nimmt dann wieder Tempo auf. Sehr eingängige Rock-Rhythmen lassen die Füße wippen. Das ist der Mitsing-Song des Albums, und Darryl bewegt sich hier stilistisch auf den Spuren von Michael Schenker.
"The Station" ist für mich der schwächste, weil eintönigste Song des Albums. Mit seinem auf Funk getrimmten Sound wirkt er mir doch eher als Lückenfüller.
Die eigentliche Überraschung ist aber der letzte Song der CD. Diese halbakustische Nummer mit seinem schönen Harmoniegesang erinnert mich etwas an Magna Cartas "Lord Of The Ages". Der Song fällt völlig aus dem Rahmen, ist aber ein sehr angenehmes Stück Musik.
Wenn die Darryl St. John Band noch etwas mehr am Songwriting arbeitet und sich auch stilistisch festlegt, wo sie musikalisch hin will, dann werden sie noch sehr weit kommen. Das Zeug dazu haben alle Bandmitglieder jedenfalls.
Line-up:
Darryl St. John (guitar, vocals)
Michele Mc Carthy (vocals)
Marc Golde (bass, keyboards)
Zak St. John (drums)
Greg Theil (drums - #7, 9)
Tracklist
01:Well Well Well
02:I Can't Quit You Babe
03:Michele's Blues
04:I Got The Jump On You
05:Town Without Pity
06:Revenge
07:The Station
08:Since I've Been Loving You
09:War Of Blue
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