Spielzeit: 47:23 Medium: CD Label: Pink Buffalo Records, 2013 Stil: Southern Rock Review vom 15.09.2013 Steve Braun

Mein lieber Herr Gesangsverein!! Was stürmt da wieder für ein Ghost Train - diesmal aus Florida, dem Heartland des Southern Rock - in die Musikwelt hinaus. Zwei Jahre nach ihrem Debütalbum "That's My Train" schicken sich David Shelley und seine Bluestones an, die Welt des Southern Rock mit einem weiteren messerscharfen Klon dieses altehrwürdigen Genre zu beglücken!

War "That's My Train" - so lassen es die Hörproben im Netz vermuten - noch sehr stark am Blues Rock orientiert, so greift "Trick Bag" sprichwörtlich in das Zauberkistchen des Südstaatenrock. (Muss mir das Debüt wirklich schnellstens zulegen!!) Jessas, Ria und Jupp, zwei Mördernummern wie "When I Was Your Superman" oder den Titeltrack erwarte ich seit über vierzehn Jahren von
Herrn Skinner, genauer: seit "Edge Of Forever". "Birth Of The Blues" scheint jedenfalls dort nahtlos anzuschließen, wo das altersschwächelnde Schlachtross des Genres mit glutvollen Swampern wie "Gone Fishing" oder "Full Moon Night" damals aufgehört hat. Schon allein die Tatsache, dass
'Lynyrd Ryssyngtyn' diese beiden Nummern meines Wissen seit mindestens zwölf Jahren (wurden die eigentlich JEMALS live gespielt???) nicht mehr im Repertoire haben, spricht Bände.

Neben dem Bandleader und dem vornehmlichen Solisten Dave Scott, die an der Gitarrenfront gewaltig Alarm machen, ragt vor allem der Hammond-Spezi Muggie Doo hervor. Immer wenn dieser in die Tasten greift, kommt eine völlig neue Dimension in den Bandsound. Schade, dass Muggie offenbar nicht zum festen Line-up gehört. Apropos: Stamm-Drummer Randy Ritenour war - warum auch immer - nur an zwei Takes von "Trick Bag" beteiligt.
Die Stimme des Frontmannes ist ausgesprochen herausragend. Ein Umstand, den Kritiker des Southern Rock immer wieder gerne ins Feld führen, wenn sie sich skeptisch mit den Qualitäten der Sänger von Newcomer-Bands auseinandersetzen. Manchmal klingt David Shelley, bspw. beim bereits angesprochenen "Birth Of The Blues" (was für ein Killer!!), derart kehlig, wie seinerzeit der junge Warren Haynes zu "Tales Of Ordinary Madness"-Zeiten.

Aber auch absolut fürs Rockradio tauglich präsentieren sich David Shelley & Bluestones, wie bei "Blackwater River (schönen Gruß an Doc Holliday!), simpel vorwärtsrockend bei "Carolina Bound" oder cool groovend bei "Fallen Rain". Bei "High Alert" funkt es gewaltig - im dopppelten Wortsinn.
Hier herrscht tatsächlich die im Titel angekündigte 'höchste Alarmbereitschaft'. Als eine Hommage an die nordamerikanischen Ureinwohner kann man "War Party" interpretieren. Indianische Gesänge leiten ein (und aus), bevor sich die Band dann im glutig-harten Funk Rock ergeht - Küss' die Hand, Mothers Finest! Wenn dann mit "City Of Angels", einer meiner Favoriten, noch - bildlich gesprochen - die Rasta-Locken geschüttelt werden, ist man endgültig in der 'Weltmusik' angekommen.

Natürlich vergessen David Shelley & Bluestones nicht völlig, wo sie herkommen, aber es sind weniger Bluesrocker auf "Trick Bag" zu finden als der Bandname suggeriert. Diese haben es aber in sich - man höre nur mal die 'shuffeligen' Nummern "You Got A Heart Of Stone" und "Nothing To Lose" (hier wimmert die B3, hier quietscht die Hoochie!!).

Mit "Trick Bag" legen David Shelley & Bluestones ein dynamisches, in Hinsicht auf Produktion und Klang überzeugendes Zweitwerk vor. Ihre Provinienz können sie zu keinem Zeitpunkt verhehlen: Alter Southern Rock-Landadel aus dem Bundesstaat, das bereits so viele 'gekrönte' Redneck-Häupter hervorgebracht hat.
Starke Truppe - weiter so, Jungs!! ...und holt Euch diesen großartigen Muggie Doo ins feste Line-up und kommt dann zu fünft auf Europatour. Wir entstauben schon mal in weiser Voraussicht den roten Teppich ;-)

Line-up:
David Shelley (lead vocals, guitars, percussion)
Dave Scott (guitar, e-bow)
Charles Casper (bass)
Randy Ritenour (drums - #5,9)
Muggie Doo (Hammond B3 - #1-3,5,9)
John Yarling (drums - #1-4,7,8)
D.A. Young (keyboards - #4,7,8,11)
Raul Hernandez (drums - #6,10,11)
Bob Taylor (keyboards - #6,10)
Jerry Tilman (pedal steel - #8)
Gary White (harmonica - #9)