Schau an, ein Universalgenie. Aus Franken, mit Roots in Elmshorn, München, Amiland, Ingolstadt und sonstigen Verästelungen. Dennis Schütze, geboren 1972, heißt es, hat viel studiert und es inzwischen auch zu was gebracht.
Americana Music gewinnt immer mehr Fans hierzulande. Nicht nur unter den Hörern, auch die Schar der Musiker, die bevorzugt in diesem (weitgesteckten) Genre ihre Passion gefunden haben, nimmt zu. Von einem Boom zu sprechen, wäre sicher weit übertrieben, aber immerhin kommen uns doch einige sehr ansprechende Vertreter in RockTimes unter die Rezensentenfinger. Dass zwei davon, Markus Rill und jetzt eben Dennis Schütze in Würzburg zuhause sind, ist sicher Zufall, zeugt aber wohl von einem guten Klima in der Main-Metropole nicht nur für feine Gewächse. Während Ersterer seit langem auf einen Label-Vertrag bauen kann, muss Schütze noch selber sehen, wie er seine Werke unter die Fans bringt. Und davon gibt's reichlich, neben seiner Solo-Karriere (bislang 15 Eigenproduktionen) hat der umtriebige Musiklehrer eine Reihe anderer Projekte initiiert und arbeitet u.a. noch mit dem Pianisten Stefan Hetzel als Banjospieler im Duo (kostenlose Downloads gibt's auf der Expiremental-Webpage) zusammen. Für sein Schaffen hat der studierte Klassikgitarrist, Jazzer, Moderator, Magister der Musik-, Kulturwissenschaft und Amerikanistik sowie Lehrbeauftragte des Instituts für Musikpädagogik der Universität Würzburg und des Instituts für pädagogische Weiterbildung den Kulturpreis der Stadt Würzburg 2007 erhalten.
Schön und gut, aber was taugt nun seine Musik und das vorgelegte Album "Shine Like Gold"? Da wollen wir vorab mal Julian Dawson bemühen, in dessen Workshop Schütze sich seine letzten Feinheiten geholt hat:
»… He is lucky to have some good friends who play a variety of instruments really well and have added colour to his sketches of love and life. … A well chosen and re-arranged cover versions round out a fine sounding album …. The biggest and most important ingredient is always a love of music - and that quality is here in spades!«
Dieser Widmung im Booklet schließe ich mich weitestgehend an und attestierte darüber hinaus auch ein wirklich ordentliches Händchen für das Songwriting. Dass der Mann von seinem Schulaufenthalt in den USA noch immer geprägt ist, lässt sich unschwer schon am Cover und den typischen Fotos im Booklet erkennen (wobei das Coverbild einer uniformen Highway-Abfahrt in trist-grau keineswegs die Stimmung des Albums wiedergibt). Unterstützt wird er von Andreas Obieglo (piano/akkordeon), TC Debus (bass), Jan Hees (drums), Henning Doms (organ/guitar) und Jürgen Wüst (background vocals).
Mit einer schönen Neil Young-Gitarre als Intro für das erste Stück "Dear Inside My Heart" und pluggerndem Banjo macht der Würzburger sofort Laune und lässt seinen Herzensgefühlen freien Lauf. Dass der Musikwissenschaftler sein Metier keineswegs bierernst sieht, zeigt er mit "Florina", einer gut gemachten Spaßnummer á la Spliffs "Carbonara". Aber auch die ernste Seite des Lebens spiegelt sich in seinen Songs wider. In "Half As Good As You" mit Country-Touch geht's darum, Freunden nicht über die eigene missliche Situation die Wahrheit sagen zu können. Deep blue wird's dann mit dem zum Slowsong umgepolten "I'm Walking" (dem alten Fats Domino-Hit), dem wohl atmosphärischsten Stück auf dem Album mit schön perlenden Pianoläufen, bei dem auch Mr. Schützes Stimme bestens passt.
Barbluesig kommt dann "I'm alright" daher und das klingt doch etwas schwachbrüstig im Kontext, samt seinem Schubidu-Chor. Gut, dass dann mit dem flotten Popsong "How Can It Be" nachgelegt wird, neben der Wurlitzer setzt Schütze mit einem pointierten E-Gitarren-Solo die Akzente. Das spätere "Tell Me What Love Is" gehört in die gleiche Kategorie. Die gut gelernte Gospel-Lektion kommt mit "Shine A Light On Me" (und damit ist auch der bischöfliche Segen für das Werk gewiss …). Mit "Angelina" folgt eine weitere, gut gemachte Halbakustik-Country-Nummer mit Quetsche. Der schwungvolle Titeltrack ist abwechslungsreich arrangiert, ein Song, der aus Nashville auch nicht besser klingen würde. Ganz Kontrast dann die elegische Räuberballade "Silver & Gold", bei der zur Indianer-Trommel Schütze düstere Desert Rock-Stimmung inszeniert. Mit "Missing You" hören wir noch mal den klassischen Singer/Songwriter mit Thema 1 und Klampfe. Dass der Herr Akademiker offensichtlich über einschlägige Rotlicht-Erfahrungen verfügt und einem Quicky mit der Stripperin nicht abgeneigt ist (sofern hier autobiografische Züge preisgegeben werden), verkündet er offenherzig in "That's Okay". Die reichlichen 'Credits' an diverse Weiblichkeiten lassen generell darauf schließen, dass er wohl über eine größere Anhängerschaft im anderen Geschlecht verfügt. Über das abschließende "I Never Promised You A Rosegarden" hüllt der Rezensent vorsichtshalber den Mantel des Schweigens, nicht nur weil diese Schnulze garantiert auch zu den Grundausstattungen jeder gut sortierten internationalen Folterbude gehört.
Mit "Shine Like Gold" hat Dennis Schütze sicher die Aufnahmeprüfung in die Meisterklasse bestanden. Das Album hat eine Reihe richtig guter Songs und die gesamte Produktion ist ebenfalls sehr ansprechend, wie es sich für einen so erfahrenen Musikmacher gehört. Nicht ganz so wie mit seinen Qualitäten als Songwriter, Instrumentalist und Arrangeur kann er allerdings als Sänger überzeugen, da fehlt seiner Stimme doch ab und zu etwas Volumen und Festigkeit. Trotzdem eine runde Americana-CD mit vielen Facetten, in jeder Hinsicht professionell gemacht und darüber hinaus mit einem aufwendigen Booklet versehen.
Tracklist |
01:Dear Inside My Heart
02:Florina
03:Half As Good As You
04:I'm Walkin'
05:I'm Alright
06:How Can It Be
07:Shine A Light On Me
08:Tell Me What Love Is
09:Angelina
10:Shine Like Gold
11:Silver & Gold
12:Missing You
13:That's Okay
14:I Never Promised You A Rosegarden
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