The Dirk Scheuer Softcore Explosion / Nulla Vita Sine Musica
Nulla Vita Sine Musica Spielzeit: 29:32
Medium: EP
Label: Born In Delmenhorst Records, 2010
Stil: Progressive Rock

Review vom 13.04.2010


Markus Kerren
Dirk Scheuer ist im Württembergischen Offenburg zu Hause und hat/te schon so einige Bands, bzw. Projekte am Laufen. Unter anderem spielt er ganz aktuell auch mit der Band Retro Superdrive, die ihren Stil als Nu Krautrock bezeichnen. Nu Krautrock, hm, interessant. Nebenbei stellte er seine eigene Musik auch immer wieder zum freien Runterladen ins weltweite Netz und kann sich mittlerweile über die stolze Zahl von 160.000 Downloads erfreuen. Hauptaugenmerk genießt auch sein weiteres, in diesem Fall reines Soloprojekt, The Dirk Scheuer Softcore Explosion, von dem nun die erste offizielle EP erscheint.
Instrumentaler Prog Rock bestimmt das Geschehen, der vor allen Dingen vom Feeling her ganz tief in den siebziger Jahren verwurzelt ist. Scheuer hat sämtliche Instrumente, abzüglich des Schlagzeugs selbst eingespielt und sogar die sehr sparsamen Vocals (die nur zu Anfang von "Burn In Hell" in Erscheinung treten) übernommen. Bezüglich der Drums wird der Name Simon Phillips aufgeführt. Wow, ist das wirklich DER Simon Phillips, der schon mit fast jedem großen Namen (u.a. Toto, The Who, Derek Sherinian) in der Szene gespielt hat? Genauere Informationen konnte ich hierzu leider nicht finden.
Wie dem auch sei, das elfeinhalb Minuten lange "Burn In Hell" ist der Startläufer, der für die Staffel "Nulla Vita Sine Musica" (was in etwa 'Kein Leben ohne Musik' bedeutet) ins Rennen geschickt wird. Nach kurzem Riffing begrüßt uns, was sich wie ein Wanderprediger auf dem Marktplatz anhört. Spätestens nach 90 Sekunden dürfen wir uns dann aber voll auf die Musik konzentrieren. Dirk Scheuer hat sich darauf konzentriert, Atmosphären zu kreieren, mit seiner Gitarre Geschichten zu erzählen und musikalische Landschaften vor dem geistigen Auge entstehen zu lassen. Was ihm auch sehr gut gelungen ist, denn mit dem warmen Sound und den coolen Melodien zieht man sehr gerne seine Bahnen.
Durch immer wieder kehrende Tempovariationen und einem nicht enden wollenden Fundus an Melodien wird "Burn In Hell" eine Nummer mit Überlänge, die trotzdem zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen lässt. Vielmehr verliert man sich immer tiefer in dem Trip, der da vor dem geistigen Auge abläuft. Sehr stark! Der nächste längere Track hört auf den Namen "Whole Lotta Guitars" und der Name ist Programm. Aber: Hier ist, - im Gegensatz zum Opener - auch durchgehend ein echtes Schlagzeug von Mister Phillips (!?!) zu hören. Bluesig, fast jazzig geht es los, einlullend und mit einem feinen Hammond-Sound untermalt.
Mit viel Gefühl, fast als zart zu bezeichnen streicheln einem die Gitarrenmelodien um die Ohren, bis nach etwa zweieinhalb Minuten etwas angezogen wird, die Gitarre rifft und die Hammond stärker in den Vordergrund tritt. Könnte fast eine Jam-Session von Deep Purple (ohne Ian Gillan) aus dem Jahr 1971 sein, was hier durchaus positiv zu verstehen ist. Einmal mehr tolle Gitarrenläufe (nicht mit Frickeleien zu verwechseln), die, man kann es nicht oft genug erwähnen, eine tolle und intensive Atmosphäre aufbauen. "Organic Tubes", anderer Song - gleiches Prinzip, mit dem der Gitarrist offensichtlich nichts falsch machen kann. Schließlich kann auch "Jamming Transmitter" das Niveau problemlos halten.
Seltsamer Weise enthält die uns zugesandte Promo-Version nur vier der eigentlichen sechs sich auf dem Rundling befindlichen Tracks. Worin da der tiefere Sinn liegt, mag sich mir zwar nicht ganz erschließen, aber die knappe halbe Stunde, die mir hier von der Dirk Scheuer Softcore Explosion (cooler Name eigentlich) vorliegt, die macht richtig Spaß, ist einfallsreich, verfügt über tolle Melodien, tonnenweise Feeling und eine dichte Atmosphäre. Was will man mehr von einer Instrumentalscheibe erwarten? Sehr, sehr cooles Teil, selbst wenn man, wie ich, nicht unbedingt soooo wahnsinnig auf Instrumental-Alben steht. Way to go, Dirk!
Line-up
Dirk Scheuer (guitars, bass, organ, synthesizer, vocals)
Simon Phillips (drums)
Tracklist
01:Burn In Hell (11:33)
02:Whole Lotta Guitars (8:27)
03:Organic Tubes (5:08)
04:Jamming Transmitter (4:15)
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