Eddie Stone & Friends / Eddie Stone & Friends
Eddie Stone & Friends
Den ersten Kontakt mit dieser Scheibe hatte ich beim Listen Treffen der Southern Rock Yahoo Group in Burg/Spreewald. Die CD hatte damals erst ein paar Wochen auf dem Buckel und ist von einem als Indianer verkleideten Außendienstmitarbeiter des deutschen Plattenvertriebs vorgestellt worden. Aber erst in den letzten Tagen konnte ich mich eingehend mit dem Silberling beschäftigen und das war eigentlich schon zu spät.
Eddie Stone ist bisher nur als Keyboarder in Erscheinung getreten. Seine Stammband heißt seit Urzeiten Doc Holliday. 2004 übernahm er zudem noch die Tastenarbeit bei Grinderswitch. Für sein Soloalbum lockte Eddie Stone eine illustre Schar aus der Southern Rock-Szene ins Studio. (Ex)- Mitglieder von Bands wie Doc Holliday, Molly Hatchet, Outlaws und Atlanta Rhytm Section gaben sich ein Stelldichein. Zu nennen sind unter anderem: Barry Borden, Chris Hicks, Rob Walker, Tim Brooks und natürlich Bruce Brookshire. Der spielte nicht nur Gitarre, sondern übernahm auch die Produktion und den Mix des Albums. Was auch zu hören ist, denn der Sound erinnert stellenweise an die doch etwas dünneren Produktionen der frühen Doc Holliday-Ära. Aber vermutlich ist der Sound den Songs auf den Leib geschrieben und gibt ihnen erst das spezielle Flair.
Zurück zur Friends-Liste: Der Name Southern Rock Allstar Band hätte durchaus zu diesem Projekt gepasst. Vermutlich sogar besser als zu jener Truppe, die einen ähnlichen Namen trägt, großspurige Ankündigungen macht und mit mittelmäßigen Produkten aufwartet. Eddie Stone tritt als Multimusikalist in Erscheinung. Neben seinem Stamminstrument glänzt er noch auch an den Gitarren und übernimmt die Leadvocals. Und wie gut er das macht, ist besonders bei "House Of The Hill" zu hören. Bei diesem Song würden nachts auf der Autobahn selbst die härtesten Trucker schwermütig. Wenn es denn auch mal einen Sender geben würde, der genug Traute hätte, diese Musik zu spielen. Natürlich ist den Arrangements anzumerken, dass Eddie Stone von Hause aus Keyboarder ist. Die Keyboardsounds sind doch präsenter als auf anderen Southern Rock Scheiben. Aber das macht die Platte so interessant, denn sie geben den Songs ein neues, ein anderes Gesicht. So sind die Lieder, die Eddie auf seinem Album covert (beispielsweise "Southern Girls" und "Don't Go Talkin'") eben mehr als bloßer Abklatsch. Sie sind Neuinterpretationen.
Die Anspieltipps:
"Please Be With Me" ist das Highlight der Platte. Es ist ein ruhiges Stück und perfekt arrangiert. Aber insbesondere die mehrstimmigen Backingvocals machen es zu einem Anwärter für den nächsten "Wahnwirtz Privatsampler der besten Songs aller Zeiten".
Das bereits erwähnte "House On The Hill" schlägt in die gleiche Kerbe. Gesanglich zeigt Eddie Stone, was in ihm steckt.
"The Fire Still Burns" könnte auch von den Allman Brothers gespielt sein. Die ebenso flockige wie rockige Nummer ist das letzte Stück auf diesem Album. Bei der Show im Spirit of '66 erzählte Eddie, dass dieser Song der allerletzte gewesen sei, der in den legendären Capricorn Studios aufgenommen wurde. Danach hätte dann die Abrissbirne ihr trauriges Geschäft verrichtet.
Eddie Stone hat mit seinen Friends ein sehr hörenswertes Album an den Start gebracht. Es passt zu langen Autofahrten, Raclette-Essen mit netten Menschen, Rock-Parties nach 03:00 Uhr und kann sowohl intensiv gehört, als auch so nebenbei genossen werden. Die 40:43 Minuten Spielzeit sind nicht wirklich üppig. Auch das Booklet ist mit gerade mal 4 Seiten und den obligatorischen Infos nicht gerade gigantisch. Die CD ist aber sehr empfehlenswert für alle Rock 'n' Roller dort draußen, die sich gerne mal Zeit für gute Musik nehmen.
Spielzeit: 40:43, Medium: CD, Phoenix Music, 2004
Don't Go Talkin', 2: Shot Down In Cold Blood, 3: Please Be With Me, 4: A Good Woman's Hard To Find, 5: Almost Saturday Night, 6: Happy As A Man Can Be, 7: Take It Like A Man, 8: House On The Hill, 9: Southern Girls, 10: The Fire Still Burns
Olli "Wahn" Wirtz, 08.12.2004