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Elliott Sharp's Terraplane / Sky Road Songs
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Wer sich "Sky Road Songs" zulegt, bekommt keinen Blues von der Stange. Elliott Sharp ist der extrovertierte Insider des Zwölftakters. Was im Kopf des haarlosen New Yorker Künstlers an Musik entsteht, ist nichts für Puristen oder kleinkarierte Anhänger des Genres.
Schon die knapp eineinhalb Minuten "Outward" sind der Abgesang auf den traditionellen Blues aus dem Delta, der anno Tobak auf der Frontterrasse so schön klang. Elliott Sharp haucht dem Zwölftakter eine neue Seele ein. Emotionen werden hier in anderen Klangformaten präsentiert. Elliott Sharp's Terraplane seziert die Mutter aller Stile ohne Flüssigkeitsverlust und setzt sie dann in ungeahnten Soundkombinationen wieder zusammen. Was wie ein einfach zu lösendes Puzzle aus zirka zehn Teilen klingt, ist die vielschichtige, nicht immer einfache Welt eines Künstlers, der freiwillig das Extrem zu seiner Herausforderung erklärt.
Mit "Sky Road Songs" hat Elliott Sharp's Terraplane etwas Besonderes geschaffen. Bei der Kreativität des Nonkonformisten wird ein Nachfolger definitiv genauso tief bewegen wie vorliegende Platte. Fast möchte man behaupten, dass die mit über zweiundfünfzig Minuten gut gefüllte CD noch zu wenig Stoff für die eigene Festplatte und Hörgewohnheiten ist. Kopfkino? Nein, die Seele wiegt eineinhalb Kilo und wird bestens bedient.
Elliott Sharp hat mit dem Blues, wie er uns in den großen Hallen vorgespielt wird, nichts zu tun. Er wählt lieber den Lieferanteneingang und ist damit direkt an der Quelle. Dort, wo es um das leibliche Wohl geht, dort, wo die Zutaten für die Songwriting-Küche abgegeben werden.
Die Songs auf dieser Scheibe fordern den Hörer und das ist gut so. Selten hat sich eine Platte so angenehm aus dem Allerlei hervorgetan. Terraplane verfügt über eine hervorragende Besetzung. Tracie Morris und Charles Mingus' Sohn Eric singen. Dabei benutzt Tracie Morris auch die Macht des gesprochenen Wortes. Ganz in der Tradition einer Laurie Anderson, nur dass es sich hier um einen anderen musikalischen Zusammenhang handelt. Neben dem Protagonisten ist Joe Mardin der Mann der hundert Instrumente und tausend Knöpfe und Schieberegler. Er fungierte auch als Produzent. Curtis Fowlkes ist Gründungsmitglied der Jazz Passengers und hat bei The Lounge Lizards mitgewirkt. Außerdem stehen Sheryl Crow, Charlie Haden, Marc Ribot oder John Zorn auf seiner Künstlerliste. In Zusammenhang mit Alex Harding fallen Bandnamen wie Defunkt,
The Hollies, Lucky Peterson, oder Redshell. Die Rhythmusabteilung bilden David Hofstra (unter anderem Steven Grossmann, John Zorn) sowie Don McKenzie (New Kingdom, Vernon Reid). Sharp hat auch die psychedelische Seite des Genres auf Lager. Da darf man sich an Eddie Turner erinnert fühlen und selbst die in herrliche Arrangements verpackte pastellfarbene Sanftheit lässt man nicht links liegen. Mit einer nicht von der Hand zu weisenden, verqueren Eleganz zieht die Band den Hörer in die Unterwelt des Blues. Aus diesen Wurzeln sprießen Pflanzen, die zugleich extrovertiert und bunt wie ein frühlingshafter Blumenstrauß sind. Extrem experimentell und die Nerven liebkosend versammelt man sich für einen Klangkosmos-Cocktail "The Common Extreme". Hammer! Diese Nummer ist eine Mischung aus so etwas wie einem wild gezogenen Pinselstrich ohne limitierende Grenzen und der Anmut eines romantischen Bildes. "This House Is For Same" zelebriert man zusammen mit dem unvergessenen Hubert Sumlin. Highlight!
Elliott Sharp's Terraplane entfernt sich mit diesem Album ziemlich weit von der Genesis des Blues, bleibt dem Genre jedoch auf bisher unerforschte Weise treu.
Line-up:
Elliott Sharp (mandocello, electric guitar, resonator guitar, slide guitar, lap steel guitar, mandolin, electronics, handclaps, alto saxophone, bass clarinet, bass drum, tambouronics) Tracie Morris (vocals, background vocals) Eric Mingus (vocals, background vocals) Hubert Sumlin (guitar) Curtis Fowlkes (trombone) Alex Harding (baritone saxophone) Joe Mardin (vocals, harmonica, chank guitar, electric piano, vibraphone, vibraslap, handclaps, shaker, sonic distillation, drums, bass, tarang, plastic bag, background vocals) Dave Hofstra (electric bass) Don McKenzie (drums)
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