Rocktimes: Hallo Eric, zuerst möchte ich Dir nachträglich zum Geburtstag gratulieren.
Eric Sardinas: Oh, vielen Dank. Ich bin sehr überrascht, dass Du meinen Geburtstag kennst. Ich freue mich darüber. Ebenso freue ich mich, dass ich wieder hier sein kann. Ist ja auch nicht zum ersten Mal in diesem Jahr. Dadurch habe ich Zeit, hier alles besser zu genießen.
Rocktimes: Was hast Du an Deinem Geburtstag gemacht, fern von Heimat und Familie?
Eric: Ich habe an diesem Tag viel Musik gespielt. Wenn ich unterwegs bin und spiele, ist das jedes Mal, als wenn ich Geburtstag habe. Es macht mich glücklich und zufrieden. Natürlich vermisse ich dabei auch meine Familie und meine Freunde. Aber wenn man, so wie ich, über dreihundert Konzerte im Jahr spielt, dann gewöhnt man sich schnell an diesen Zustand. Ich hatte aber Kontakt zu meiner Familie und wir konnten Grüße und Glückwünsche austauschen.
Rocktimes: Bist Du verheiratet und hast Du Kinder?
Eric: Nein, weder noch. Ich habe aber eine Freundin (es ist ihm sichtlich unangenehm über familiäre Dinge zu reden).
Rocktimes: Lass uns ein wenig über Deine Musik sprechen. Dein letztes Album Sticks And Stones liegt schon etwas zurück. Planst Du ein neues Studio- oder Live Album?
Eric: Wir arbeiten bereits an einer Live-DVD und im Frühjahr fangen wir mit den Aufnahmen zu einem neuen Studioalbum an. Ich habe bereits so viele neue Songs in der Schublade, dass es Zeit wird, diese den Fans vorzustellen.
Rocktimes: Du hast in Deiner Karriere spät damit begonnen, als professioneller Musiker zu arbeiten. Lag es an der Wahl Deiner Musik, dass Du erst mit etwas über dreißig einen Plattenvertrag bekommen hast?
Eric: Ich habe mit sechzehn Jahren angefangen, in kleineren Bands zu spielen. Wir haben damals bereits über zweihundert Shows im Jahr gespielt. Leider sind wir zu der Zeit nicht entdeckt worden. Nebenbei habe ich auf der Straße gespielt - überall dort, wo es sich ergeben hat. Ich wollte einfach nur ein wenig Geld verdienen, um nicht von anderen abhängig zu sein. Mein Ziel war es immer, einen Vertrag zu bekommen. Für die einen Labels habe ich nicht gut genug gespielt, für andere war ich nicht kommerziell genug. Wiederum andere mochten nicht, wie ich Blues gespielt habe. Es war ein sehr langer Weg und deshalb hat es leider gedauert, bis ich den ersten Vertrag bekam. Ebenso lange hat es gedauert, um zu mir selbst zu finden. Sicher habe ich oft darüber nachgedacht, ob ich den richtigen Weg eingeschlagen habe, aber irgendwann kam die Erkenntnis, es ist der Richtige.
Rocktimes: Wie wäre Dein Leben verlaufen, wenn Du nicht Blues gespielt hättest?
Eric: Für mich hat es nie etwas anderes gegeben. Meine Familie ist sehr musikalisch und hat mir die Inspiration dazu gegeben. Wir haben zu Hause fast nie Fern gesehen. Es liefen immer alte Platten bei uns und so bin ich nicht auf die Idee gekommen, mich an modernen Bands zu orientieren. Damals habe ich mir auch das Gitarrespielen selbst beigebracht. Ich habe zugehört und versucht, alles zu spielen, was an Musik zu Hause war. Meine Mutter war es, die Ray Charles, Chuck Berry oder Bo Diddley gehört hat. Mein älterer Bruder war damals mehr der Fan von Rockmusik. Er hat gerne Led Zeppelin und ZZ Top gehört. Ich habe den Weg durch die Mitte genommen und bin nun hier angekommen. Inzwischen bin ich aber auch wieder offener, was andere Musikrichtungen angeht. Ich höre sowohl Jazz als auch Rock oder auch mal Independent Bands, eigentlich alles von Elvis Presley bis AC/DC. Hauptsache, ich werde davon zu neuen Ideen inspiriert.
Rocktimes: Wenn jemand auf Dich zukäme und Dir ein Angebot machen würde, in einer Heavy Metal-Band oder so zu spielen, würdest Du das machen? Wenn man Dich mit Deinen offenen Haaren sieht, dann vermittelst Du den Eindruck ein Rockstar zu sein.
Eric: Ich hatte schon viele Angebote großer Bands, dort als Gitarrist zu spielen, aber ich habe stets abgelehnt. Ich bleibe lieber bei dem, was ich jetzt mache, auch auf die Gefahr hin, kein Millionär zu werden. Mit dieser Musik kann ich mich am besten ausdrücken und ich habe noch so vieles zu sagen. Ich habe das Gefühl, in einer alten Familie zu leben - das macht mich zufrieden.
Rocktimes: Wenn ich mir die Informationen über Dich im Internet ansehe, habe ich das Gefühl, dass Du nicht gerne über Dein Privatleben erzählst. Bist Du sehr verschlossen? Die Menschen, besonders unsere deutschen Leser, würden gerne mehr über Dich erfahren, z. B. was Du für Hobbys hast.
Eric: Weißt Du, wenn du über dreihundert Konzerte im Jahr spielst, dann bleibt nicht viel Freizeit und Privatleben. Wenn ich zu Hause bin, dann verbringe ich viel Zeit mit der Familie. Nebenbei arbeite ich an der Restauration meines alten Cadillac. Ich habe einen 1958er Coupe DeVille, der mir sehr ans Herz gewachsen ist. Mein Freund Billy Gibbons teilt mit mir die gleiche Leidenschaft. Wir reden nicht über Gitarren, sondern wir reden über Autos. Eigentlich bin ich in meiner Freizeit der gleiche verrückte Mensch, wie so viele auf der Welt. Ich habe eine sehr liebe Familie, die mir den Ausgleich für den Stress gibt, wenn ich auf Tour bin. Das weiß ich sehr zu schätzen und möchte das auch nie aufgeben.
Rocktimes: Auf einem sehr bekannten Bild von Dir sieht man Dich mit freiem Oberkörper und erkennt ein großes Tattoo auf Deinem Rücken. Was zeigt dieses Bild genau?
Eric: Es ist für mich ein traditionelles Bild. Es ist meine Gitarre, die von einer Schlange umwunden wird. Es ist mein Zeichen von Respekt zum Blues und allem was dazu gehört. Die Schlange bedeutet, dass sie mich immer beschützen wird. .
Rocktimes: Ich kenne einige Frauen, die bei Deinem Anblick ein weiches Herz bekommen oder auch weiche Knie. Mir steht diese Beurteilung nicht zu, aber es scheint wohl an Deinem attraktiven Äußeren zu liegen. Müssen sich die Frauen bei Deinen Konzerten in Acht nehmen, oder wenn sie in Deiner Nähe sind?
Eric: Nein, ich bin ein bodenständiger Mensch. Niemand, und besonders nicht die Frauen, haben mich zu fürchten. Sicher fällt mir auf, dass in meinen Konzerten sehr viele Frauen sind, aber das ist bei anderen Konzerten auch und da sehen die Gitarristen und Sänger oft viel besser aus.
Rocktimes: Lass uns etwas über Deine Gitarren sprechen. Du spielst außergewöhnliche Modelle, die zudem noch von Dir verändert wurden.
Eric: Ja, diese beiden Gitarren hier neben mir sind meine Babys. Ich spiele sie schon seit ich denken kann. Sie haben einen besonderen Sound und ich habe sie in einigen Punkten verbessert, damit sie meinen Anforderungen entsprechen. Ich möchte, dass sie mich für den Rest meines Lebens begleiten und würde alles vermeiden, was ihnen Schaden zufügt. Ich habe aber noch weitere außer diesen beiden. Es müssten etwa vierzig sein, aber ich spiele fast immer die Gleichen.
Rocktimes: Was sagst Du dazu, dass einige behaupten, dass Du einer der besten Gitarristen der Welt bist?
Eric: Ich würde mich nie so bezeichnen. Sicher gibt es viele, die gut sind - aber ich? Nie im Leben. Bei dem Angebot an guten Gitarristen gibt es viele, die dieses Prädikat eher verdient haben. Ich werde selbst ständig von anderen inspiriert und würde mich nie über sie stellen.
Rocktimes: Was war Dein schönster Tag im Leben als Musiker?
Eric: Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Jeder Tag, an dem ich spielen kann, ist für mich ein besonderer Tag im Leben. Ich habe so vieles erlebt, dass mir spontan nichts einfällt. Das Leben ist wie ein Kreis für mich und alles, was sich darin abspielt, macht mich stark und gibt mir Genugtuung.
Rocktimes: Du spielst so viele Konzerte in Deutschland. Was ist der Unterschied zwischen dem deutschen und z. B. dem amerikanischen Publikum?
Eric: Das ist eine interessante Frage. Jedes Land hat seine Eigenheiten und seine eigene Mentalität. Für mich ist der Unterschied allerdings nicht so bedeutend. Egal wo ich bin, die Menschen haben nur ein Ziel, sie lieben Musik. Ich versuche mit meinen Liedern, alle zusammen zu führen. Das ist auch einer der Gründe, warum ich so viel um die Welt reise. Jeder liebt Musik - und ich gebe sie ihnen. Es ist das Einzige, außer der Natur, das keine Grenzen kennt. Es ist egal, welcher politischen Richtung jeder dabei angehört - Musik verbindet jeden.
Rocktimes: Hattest Du etwas Zeit, Dir unsere Stadt und die Menschen anzusehen?
Eric: Ich komme inzwischen seit fünfzehn Jahren regelmäßig hier her. Jedes Mal bin ich verblüfft, wie schnell sich hier alles ändert. Hier steckt viel Energie und es ist toll, das jedes Mal aufs Neue zu erleben. Ich habe nur leider nie genug Zeit, um alles zu genießen.
Rocktimes: Vielleicht beim nächsten Mal. Eric, ich möchte mich von ganzem Herzen bei Dir bedanken und wünsche Dir alles Gute für die Zukunft.
Eric: Ebenfalls vielen Dank für das Gespräch und Grüße an alle Leser.
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