Wieder eine für RockTimes neue Location mit einem alten Bekannten als Live-Act. So kann man diesen Konzertabend kurz und knapp beschreiben. Bei der ständigen Erkundung der aktuell angesagten Veranstaltungsorte waren wir diesmal in der Kulturscheune im Salzgitteraner Stadtteil Lebenstedt zu Gast, die seit einigen Jahren von der Stadt Salzgitter, neben der Kniestedter Kirche, für kulturelle Events genutzt wird. Dabei bietet der hundert Jahre alte Fachwerkbau ideale Bedingungen für Rockkonzerte. Eine geräumige, ziemlich hohe Bühne mit sehr guter Lichtanlage, Platz für ca. 500 Leute und eine prima Akustik sind genau die Voraussetzungen, die für gelungene Gigs nötig sind.
So hatten Eric Sardinas und seine Band Big Motor genügend Raum für ihre Bühnenshow, was besonders dem Frontmann sehr entgegen kam, der ja bekannterweise ständig auf Achse ist und so keinen Zentimeter der Bühne auslässt. Im Gegensatz zum letztjährigen Auftritt der Band in der Bluesgarage gab es einen Besetzungswechsel zu vermelden. Am Schlagzeug saß jetzt Chris Frazier, der auch schon bei den Aufnahmen zum aktuellen Longplayer "Sticks & Stones" dabei war und der Bernie Pershey ersetzte. Keine Änderung hingegen an den dicken Saiten, die nach wie vor von dem zweiten Hutträger Levell Price bearbeitet werden. Inzwischen mit Vollbart und in Lederkluft war er mit seiner intensiven Bühnenshow ein weiterer Hingucker des Abends.
Als die Band gegen 20.15 Uhr die Bühne betrat, wurde sie gleich sehr freundlich vom recht zahlreich erschienenen Publikum empfangen, obwohl man deutlich merkte, dass ein Großteil der Zuhörer zum ersten Mal bei einem Konzert des Amerikaners war und noch nicht richtig wusste, was auf sie zukommen würde. Es fehlte noch die Vertrautheit zwischen den Musikern und dem Publikum, wie sie in Isernhagen inzwischen Gang und Gebe ist, wo Eric Sardinas ja schon zu den alten Bekannten gehört. Doch sehr schnell sprang der Funke über und eine zweistündige Show mit guter Stimmung nahm ihren Lauf.
Neben einigen Songs aus dem neuen Album, das dieser Tour auch seinen Namen gab, war in der Setlist ein sehr guter Querschnitt aus den ersten vier Studiowerken zu hören, wobei mir besonders die älteste Eigenkomposition "Treat Me Right" ins Ohr stach. Insgesamt waren diesmal auch etliche Instrumentals dabei, die ab und zu in den Jam-Bereich ausuferten und die enormen Fähigkeiten von Eric an seiner Dobro klar machten. Allein sein Spiel mit dem Slide-Röhrchen ist immer wieder ein absoluter Ohrenschmaus. Einziger Wermutstropfen war für mich der Sound, bei dem ich mir eine stärkere Betonung der Gitarre im Vergleich mit der Rhythmus-Gruppe gewünscht hätte. Die Power-Sektion war im Vergleich zum Solo-Instrument doch etwas zu heftig. Trotzdem, oder gearde deshalb, knallten die Boogies wie Donner aus den Boxen.
Einen prima Kontrast dazu boten aber auch die Ausflüge in den Country- und Delta Blues. Diese akustischen Songs, bei denen Eric, wie üblich, auch beim Gesang auf eine Mikrofon-Verstärkung verzichtete, gehören immer wieder zu den Highlights seiner Konzerte. Großes Kino, wenn Eric ganz allein spielt und sich dabei mit 'Footstomping Music' selbst begleitet. Nach wie vor steht bei diesen Stücken der Robert Johnson-Klassiker "Hellhound On My Trail" im Mittelpunkt, an dem ich mich einfach nicht satt hören kann. Dieser Mann hat eine Menge an Bluesfeeling im Blut und ist spielend in der Lage, die Klassiker der Altmeister in die heutige Zeit umzusetzen.
Nach wie vor wirkt die Aktivität von Eric Sardinas fast ansteckend. Seine ständigen Sprints über die Bühne, einschließlich diverser Kniefälle und anderer körperlicher Verrenkungen, sowie sein starkes Minenspiel zogen von Anfang an die volle Aufmerksamkeit des Publikums auf sich. Außerdem ist die Kooperation der beiden Hutträger perfekt aufeinander abgestimmt und zwingt die Zuhörer quasi ein ums andere Mal zu spontanem Zwischenapplaus. Und dazwischen wütet Drummer Fraczure an den Fellen, was das Zeug hält. Das trat ganz besonders bei seinem Schlagzeugsolo zu Tage. Mein lieber Mann, der gute Chris hat wirklich so Einiges drauf!
Schade an diesem Abend war für mich, dass mit dem Song "As The Crow Flies" eines der Markenzeichen von Sardinas-Gigs diesmal den neuen Eigenkompositionen zum Opfer fiel, denn dieser Titel war immer ein Highlight bei seinen Shows.
Des Weiteren muss auch festgestellt werden, dass an diesem Freitag wohl besonders viele 'Labertaschen' unter den Zuhörern waren. Die ständigen Gespräche während der leiseren Parts des Konzertes waren über weite Strecken schon echt heftig und wirkten extrem störend. Aber gegen diese Unsitte ist wohl absolut kein Kraut gewachsen. Schade, denn dadurch geht einem so manche musikalische Feinheit durch die Lappen.
Trotzdem boten Eric Sardinas & Big Motor ein prima Konzert in einer sehr schönen Location.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Antje Fischer von der Stadt Salzgitter für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Eric Sardinas (dobro, vocals)
Levell Price (bass, background vocals)
Chris Frazier (drums)
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