Ian Siegal / Support: The Rhythm Chiefs
07.12.2008, Cultureel Podium Roepaen, Ottersum (NL)
Cultureel Podium Roepaen Ian Siegal
Support: The Rhythm Chiefs
Cultureel Podium Roepaen, Ottersum (NL)
07. Dezember 2008
Stil: Blues & More


Artikel vom 16.12.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Da wurde einem wieder einmal klar, dass man in die Jahre kommt.
Die Jungs aus dem niederländischen Dordrecht fanden sich 2003 zusammen und der Bandname ist schon steil: The Rhythm Chiefs. So, als könne da kommen, was wolle.
The Rhythm ChiefsHoch anzurechnen ist dem Trio, dass die drei einer Ausbildung nachgehen.
Einerseits geht es in Richtung Musiker/Produzent, andererseits möchte man Jazz-Drummer werden und studiert dafür am Rotterdamer Konservatorium. Womit wir beim 'ältesten' Musiker, dem 19-jährigen Schlagzeuger Rafael Schwiddessen angekommen sind. Natürlich hat auch er musikalische Vorbilder: Manu Kaché und Elvin Jones.
Der Gitarrist und Sänger Dusty Cigaar favorisiert die Paladins und seine bevorzugten Gitarristen sind unter anderem Jimmy Vaughan,
T-Bone Walker, Wes Montgomery, Dave Specter, Lonnie Brooks oder Johnny 'Guitar' Watson.
Vom Bassisten Danny van't Hoff war dergleichen nichts zu erfahren, allerdings ließ sich aus dem 50-minütigen Gig schließen, dass er die mehr oder wenig typische Rolle des ruhigen und zurück haltenden Musikers vertrat.
The Rhythm ChiefsGanz klar im Vordergund stand der technisch hervorragend spielende Dusty Cigaar. Der Auftritt drehte sich um seine Person, wobei die Rhythmus-Abteilung ebenfalls eine ganz starke Leistung bot. Wünschenswert wäre der eine oder andere Solo-Ausflug des Bassisten beziehungsweise Drummers schon gewesen. So blieb van 't Hoff lediglich eine recht kurze Solo-Einleitung zu einem Song.
Mit einer Mischung aus Blues, Rockabilly, Rock'n'Roll sowie 12-Takter mit Country-Einschlag konnte das Trio richtig gute Stimmung im sehr gut gefüllten Saal verbreiten.
Überaschend war auch die Länge ihrer zum größten Teil selbstgeschriebenen Songs. Nach einer halben Stunde waren erst vier Songs von der Setlist abgehakt.
Es schuffelte, der Country Blues wurde mit einem ordentlichen Twang gespielt und im "Tribute To Jimmy B." zeigte Dusty seine Fertigkeiten als Flinkefinger. Das gesamte Publikum war beeindruckt und sparte wahrlich nicht mit Szenenapplaus… immer wieder für den Gitarrsten. Ein sehr gut dargebotener Slow-Blues war eines der zentralen Stücke und danach durfte man der Band respektvoll zunicken…
Auch als Sänger konnte der junge Mann überzeugen, sodass dieses Trio auf einen verdammt erfolgreichen Gig zurück blickte. Man verabschiedete die jungen Männer mit Standing Ovations, allerdings ließ der Zeitplan leider keine Zugabe zu.
Ich ziehe meinen imaginären Hut vor Dusty, Rafael und Danny.
Ian SiegalEs blieb gerade Mal Zeit, ein 'kopje coffee' an der Bar zu holen, denn die Umbau-Pause war recht kurz.
Mit einem Solo des Drummers Nikolaj Bjerre begann der Hauptact des Nachmittags und dann betrat ein sehr gut gelaunter Ian Siegal die Bühne des Night Clubs auf Roepaen. Zunächst zollte er dem am 02.06.2008 verstorbenen Bo Diddley mit einem Medley Tribut, nicht ohne auch "Who Do You Love" zu zitieren. Dafür hatte der Engländer natürlich das Bottleneck über seinen Ringfinger gestreift und beließ es dort auch für die folgenden Songs.
"She Got The Devil In Her": Alleine schon der Titel sollte für hervorragende Qualität sorgen und hier slidete er auch wie im Fegefeuer befindlich.
Oh Mann, Siegals Stimme war beeindruckend: Absolut sattelfest in den Tonlagen ging es einem über die Gänsehaut bis ins Knochenmark, wenn er seine Texte in den tieferen Ebenen intonierte. Gepaart mit dem Blues stand der Teufel persönlich auf der Bühne. So hatte man jedenfalls den Eindruck. Was im Gesangs-Keller funktionierte, hatte auch auf dem Dachboden Bestand. Für ein Stück ließ er sich nur von seiner Rhythmus-Abteilung, mit Andy Graham am Bass begleiten und mimte am Mikrofon einen perfekten Sänger mit entsprechender Gestik.
Ian SiegalAls 16-jähriger Roadie schnupperte er die erste Tour-Luft in der Band seines Cousins und konnte damals (wie heute) mit seiner Stimme beeindrucken. Zwei Jahre später griff er zur Gitarre. Muddy Waters sowie Howlin' Wolf hatten großen Einfluss auf seine Musik und Gitarren-Spiel.
Irgendwie war der gesamte knapp zweistündige Gig eine einzige Session!
Tolle Songs wie zum Beispiel sein "High Horse" waren lediglich der Aufhänger für nicht enden wollende Jams. Immer wieder streute der Protagonist bekannte Klassiker aus den Siebzigern, seinem Geburts-Jahrzehnt ein und löste bei den Besuchern eine riesen Freude aus. Dass Siegal nicht nur als Gitarrist und Sänger ein sehr guter Entertainer war, stellte er auch durch die Song-Überleitungen unter Beweis. Das ellenlange "Taildragger" war umwerfend und nicht ohne Grund nannte er sich ganz am Ende des Gigs 'the radom navigator'… durch viel hervorragend interpretierte Fremdkomositionen. Mal ausführlich zitert oder als kurze Intermezzi eingeworfen machte er die bekannten Stücke zu seinem Eigentum.
Ian SiegalDer Titel-Song seine Debüt-CD "Meat & Potaoes" ging nahtlos über in ein umwerfendes "Blood Shot", ebenfalls von diesem Album und dann kam dem Engländer doch glatt My Generation in den Sinn. Zwei drei Töne, ein Blick zu seinen Musikern und ab ging die Post. Sprangen Graham und Bjerre auf Siegals Ideen an, dann wurde auch drauflos gespielt…
Plötzlich wechselte der Brite das Genre und vor uns stand ein Singer/Songwriter.
Dann spielte das Trio einen groovenden Rock'n'Roll und danach holte uns der Protagonist aus den schönsten Träumen, denn mit
Come Together verabschiedeten sich die drei Musiker.
Der Applaus war zwar lautstark und die Laune des Berichterstatters sank auf das tiefe Niveau von Siegals Stimme.
Nach 65 verzaubernden Minuten sollte Schluss sein?
Man ließ sich allerdings nicht lange bitten und weiter ging es mit, ums vorweg zu nehmen, mit einer einstündigen 'Zugabe'.
Bierre und Graham warteten am Bühnenrand, denn der Protagonist eröffnete die zweite Runde alleine auf der Bühne stehend und da war er wieder, der Singer/Songwriter, für zwei Nummern.
Mit handfestem Blues ging es weiter und schließlich meinte Siegal, es brauchte noch mehr Gitarren-Sound. So enterte Dusty Cigaar von den Rhythm Chiefs erneut die Bühne, ihn zu unterstützen und der ließ sich nicht dreimal bitten…
Ian SiegalMit einem Siegal-eigenen Slow-Song begannen die Quartett-Spielereien und plötzlich hatte es der Londoner mit dem Swamp-Blues:
Tony Joe Whites "Pork Salad Annie" war an der Reihe. Es folgten mit Creedence Clearwater Revivals "Down On The Bayou" sowie
Robert Johnsons "Milkcow's Calf Blues", dessen Text verändert wurde, zwei ganz starke Interpretationen.
Dusty hatte ausreichend Zeit, seine Qualitäten abermals unter Beweis zu stellen, auch wenn es Soli waren, die wir bereits gehört hatten. Der Mann ist so jung, da wird die Flexibilität noch ausgebaut werden können.
Ian Siegal war eine unberechenbare Marke für sich und sein Umgang mit der Gitarre ist gigantisch. An seiner Seite waren zwei hervorragende Begleitmusiker und am Ende des Konzerts blieben weder Fragen noch Wünsche offen.
Nach einem schweißtreibenden Konzert nahm sich Ian Siegal Zeit für seine Fans.
Das Roepaen war wieder einmal eine 'Reise' Wert und der Berichterstatter freut sich schon auf den nächsten Gig: Ian Parker, der mit Band einen Akustik-Gig spielen wird.
Wir bedanken uns bei Chris vom Cultureel Centrum Roepaen für die problemlose Akkreditierung.
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