Spielzeit: 55:09 Medium: CD Label: Nugene Records, 2011 Stil: Blues Rock Review vom 08.05.2011 Joachim 'Joe' Brookes

The Youngest Sons ... das könnte ein Zusatz von x-beliebiger Bedeutung sein. Aber dahinter verbirgt sich ungemeine Power, die sich in Form von vier Namen auf der Rückseite des Digipaks in vollem Glanze entfaltet. Der Reihe nach sind es: Cody Dickinson, Garry Burnside, Robert Kimbrough, Rodd Bland. Garry ist der jüngste Sohn von R.L. Burnside, Jim Kimbrough ist Roberts Erzeuger und Rodd Blands Vater ist kein Geringerer als Bobby 'Blue' Bland. Darüber hinaus gibt es auch noch drei Gäste: Alvin 'Youngblood' Hart, Andre Turner sowie Duwayne Burnside.

Bei "The Skinny" handelt es sich um das aktuelle Werk des Engländers Ian Siegal, der sich auf den Weg nach Amerika gemacht hat, um vorliegende Platte auf Jim Dickinsons Zebra Ranch aufzunehmen. Im Gepäck hatte der britische Sänger und Gitarrist sieben eigene Kompositionen und mit "Picnic Jam" sowie "Garry's Night Out" befinden sich zwei Garry Burnside-Nummern auf der Scheibe. Da bleibt nicht mehr viel Platz für Coversongs. "Stud Spider" stammt von Tony Joe White und die Tantiemen für "Moonshine Minnie" gehen an Dallas Frazier.

Sein sechstes Album ist der Hammer! An allen Ecken ist die Rede von erneuerbaren Energien. "The Skinny" ist von vorne bis hinten gefüllt mit elektrisierendem Blues und vergleichsweise bräuchte man schon einige Windräder, um auf die Kapazität des Albums zu kommen. Die Zusammenarbeit war höchst erfolgreich und bereits nach dem ersten Track nahm "The Skinny" bei mir Kurs in Richtung Tipp-Grafik. Alle weiteren Nummern untermauern den ersten Eindruck nur und nachdem das relaxt-groovende, aber mit feurigen Gitarren gespielte "Hopper (Blues For Dennis)" verklungen ist, gibt es, selbst nach mehreren Durchläufen nur eines ... wieder die Playtaste drücken ... mehr "The Skinny".
Randbemerkung: Die für diesen Song auf dem Digipak ausgewiesene Spielzeit von 10:20 stimmt (leider) nicht. Auch wenn man diverse Player mit der CD füttert, werden es nicht mehr als 4:20 Minuten.

Alleine schon Siegals geheimnisvoll raue und dunkle Stimme sorgt bei mir immer wieder für eine Gänsehaut und bei der gebotenen Musik beschleunigt sich der Vorgang noch. Das Album ist ein Festival der Gitarren, ohne den Einsatz der anderen Musiker zu schmälern und auch wenn es nicht explizit erwähnt wird, wurden die elf Songs definitiv live eingespielt.

Alle im Blues erlaubten Mittel der Klangkreativität waren wohl zugelassen. Da gelten Bottleneck sowie Wah Wah-Pedal schon als selbstverständlich. Linernotes gibt es nicht, in der Verpackung lässt man Bilder von den Aufnahmen sprechen. Wenn man so will, hat sich die Kollaboration für beide Seiten mehr als gelohnt. So rau, wie Siegals Stimme ist, so klingt auch das gesamte Album. Cody Dickinson hat der Platte einen genüsslichen Low-Fi-Charakter verpasst.

Die beteiligten Gäste sind ja auch nicht ohne Charme. Allen voran Alvin 'Youngblood' Hart, der gleich im Opener für Rhythmus- und Solo-Gitarre in die Saiten greift. Andre Turner sowie Duwayne Burnside machen in einem der besten Tracks des Albums auf sich aufmerksam. Dieses Stück ist Rhythmus pur und Turner spielt eine psychedelisch geblasene Querflöte. Siegal setzt erst sehr spät seine Slide-Gitarre ein. Darüber hinaus ist der Frage-Antwort-Gesang superb. "Garry's Night Out" ist so ziemlich die Ausnahme vom elektrisierenden Blues, weil fast ausschließlich akustisch gespielt.

Es ist ja bereits angerissen worden: "The Skinny" hat Flair, ist Ausdruck von bester Spielfreude und bis hin zum Klang der Platte gibt es keine Klagen. Wenn alles stimmt, kann es sich nur um einen Tipp in Sachen Blues-Musik handeln.

Line-up:
Ian Siegal (vocals, slide guitar, wah guitar, baritone guitar, drop-tone guitar, rhythm guitar, acoustic slide guitar, percussion, backing vocals)
Robert Kimbrough (rhythm guitar - #1,2,3,4,6,7,9,11, lead guitar - #2,3,4,6,7,9)
Garry Burnside (vocals - #5,10, rhythm guitar - #5, guitar - #6,10, bass - #1,3,4,5,7,9,11)
Cody Dickinson (drums - #1,3,6,8, percussion - #1,6,11, bass - #2, woogie board - #2)
Rodd Bland (drums - #2,4,5,7,8,9,11)

With Special Guests:
Alvin Youngblood Heart (rhythm guitar - #1, second lead guitar - #1, backing vocals - #5)
Duwayne Burnside (drums - #8, percussion - #8, backing vocals - #8)
Andre Turner (file)