Ida Sand / Meet Me Around Midnight
Meet Me Around Midnight Spielzeit: 51:43
Medium: CD
Label: ACT, 2007
Stil: Vocal Jazz


Review vom 02.06.2007


Joachim 'Joe' Brookes
Ida Sand ist jung, hübsch und mit einer wunderbaren Stimme gesegnet. "Meet Me Around Midnight"… der Aufforderung kommt man doch gerne nach… und treffe sie in einem Club, Ida am Piano in der Mitte der Bühne und um sie herum die Band.
Als musikalische Einflüsse nennt sie Stevie Wonder, Donny Hathaway und Aretha Franklin. Deutlicher Schwerpunkt beim R&B und nicht beim Jazz.
Und wenn man die Tracklist der CD sieht, schaut die Sand weit über den Tellerrand, denn sie interpretiert auch einen U2-Song ("Bang Bang") und den Eurythmics-Hit "Here Comes The Rain Again". Hört man diese Songs in Ida Sands Leseart gespielt und natürlich auch gesungen, dann kommt man zu dem Schluss, dass es sich lohnt, auch Songs, die nicht unbedingt aus dem Genre stammen, zu covern. Bei allem Respekt, "Bang Bang" als Version mit einem gewissen Jazz-Groove zu versehen, dazu eine tolle akustische Gitarre von Ulf Wakenius und die Protagonistin am Piano, das hat was, etwas Faszinierendes, etwas was funktioniert, wie ein Magnet. Ein Elektromagnet, dessen Anziehungskraft man sich nicht entziehen kann.
In "Here Comes The Rain Again" 'beschränkt' sich die Schwedin auf das Singen und überlässt Jan Lundgren die schwarzen und weißen Tasten des Pianos. Akustischer Bass, der Schlagzeuger Rasmus Kihlberg streichelt phasenweise die Felle mit den Jazzbesen: So müssen Coverversionen klingen und unter dieser Prämisse steht das Album auch.
Ida Sand steuert zwei Eigenkompositionen bei: "Brutal Truth" und "Home".
Erstere eine Funk Jazz-Nummer besonderer Güte. Henrik Janson an der elektrischen Wah Wah-Gitarre steht im Vordergrund und das Ding groovt wahnsinnig. Für diesen Track wechselt die Sand zu den Keyboards, die der Charakteristik von "Brutal Truth" auch besser zu Gesicht stehen als das Piano.
In "Home" begleitet sich die aus dem Norden Schwedens stammende Sängerin am Piano. Eine sinnliche, emotionale Ballade, mit der sich Sand auf eine sehr ruhige Art vom Hörer verabschiedet.
Die hohe Qualität der beiden Eigenkompositionen wirft die Frage auf, warum es nicht mehr davon auf ihrem ersten ACT-Release gibt?
Nächste Frage: Wo ist Landgren, der Mann mit der roten Posaune? Nils Landgren 'schleicht' sich ganz leise, fast zaghaft in "Every Little Bit Hurts" ein und spielt ein gedämpftes Solo auf seinem Blechblasinstrument. Haben doch sehr viele Künstler diesen Song im Repertoire, ist es schon hervorragend, wie sich die Sängerin diesem Song nähert und eine tolle Figur abgibt.
Stevie Wonder wurde als Einfluß genannt und gleich zwei seiner Kompositionen tauchen auf diesem Album auf. Das unbekanntere "Feeding Off The Love Of The Land" mit einer herrlichen elektrischen Gitarre von Henrik Janson und hier gibt es den einen oder anderen bluesigen Farbtupfer.
Über den anderen Wonder-Song braucht man kein Wort zu verlieren, denn der ist so bekannt, wie das letzte Gerücht im Städtchen, von dem offiziell keiner etwas weiß. Also 'Schwamm-Drüber-Blues', wenn, ja wenn da nicht Ida Sand, 'Mr Red Horn' Landgren, Janson, Lars Danielsson (bass) und Kihlberg (drums) wären. Im Gesamtgefüge der CD ist "Higher Ground" eine Uptempo-Nummer und man kommt aus dem Staunen nicht heraus, wie vielfältig der Groove sein kann, den Ida Sand & Co. bieten.
"At Last" ist dann ein Paradebeispiel für die ausdrucksstarke Stimme der Musikerin, die über sich sagt: »Um es kurz zu machen, Musik ist mein Leben, und ich liebe mein Leben.«. Das spürt man!
War vorher von bluesigen Farbtupfern die Rede, wird in "Baby Don't You Tear My Clothes" der Blues zitiert. Mit welcher Leichtigkeit wird eine Ikone des Blues, gemeint ist Lightnin' Hopkins, zelebriert? Alle Achtung, Ida! Das hat Klasse und es kommt schon etwas Ärger beim Rezensenten hoch, sie (noch) nicht live gesehen zu haben. Aber was nicht ist, wird sein, definitiv.
Bill Withers "Use Me", ein Duett mit Landgren am Mikro, hat auch Gourmet-Qualitäten.
Ausfälle? Durchhänger? Fehlanzeige, leider aber bezüglich einer Homepage der Künstlerin. Aber das sei nur am Rande bemerkt.
"Meet Me Around Midnight"… der Aufforderung kommt man doch gerne nach…!
Ein überzeugender Erstling der Schwedin, die mit diesem Album sicherlich einen Sympathieträger im Gepäck hat und jetzt schon Spannung auf das Folgewerk auslöst, vielleicht mit einer erhöhten Schlagzahl an eigenen Songs.
Line-up:
Ida Sand (vocals, grand piano, Fender Rhodes)
Jan Lundgren (grand piano - #1, 5)
Nils Landgren (trombone, vocals)
Ulf Wakenius (acoustic guitar)
Henrik Janson (electric guitar)
Lars Danielsson (bass, cello - #12)
Rasmus Kihlberg (drums)
Ola Gustafsson (electric guitar - #7, 10, 12)
Ove Andersson (bass - #12)
Michael Edlund (drums - #7, 10, 12)
Tracklist
01:Mr Pianoman (3:38)
02:Bang Bang (2:47)
03:Brutal Truth (3:59)
04:Every Little Bit Hurts (4:06)
05:Here Comes The Rain Again (4:05)
06:One For My Baby (3:50)
07:Feeding Off The Love Of The Land (5:16)
08:Higher Ground (4:36)
09:At Last (5:05)
10:Baby Don't You Tear My Clothes (2:53)
11:Maybe You'll Be There (4:13)
12:Use Me (3:17)
13:Home (4:08)
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