Innes Sibun / Tail Dragger
Tail Dragger Spielzeit: 48:25
Medium: CD
Label: ZYX/Pepper Cake, 2007
Stil: Blues

Review vom 26.06.2007


Joachim 'Joe' Brookes
Innes Sibun geht mit seinem zweiten Album für das Label ZYX/Pepper Cake an den Start und haut auch im Vergleich zum Vorgänger Farmhouse Blues eine weitere starke Platte raus.
Wie alt ist dieser Gitarrist und Sänger eigentlich, wenn auf "Tail Dragger" zum ersten Mal seine Tochter Amy an der Gitarre zu hören ist?
In schöner Regelmäßigkeit veröffentlicht der Engländer, dessen Karriere 1993 wohl den entscheidenden Kick bekam, als er in Robert Plants "Fate Of Nations"-Tourband Gitarre spielte.
Mit vorliegendem Album ist ihm wieder einmal ein richtig gutes und abwechslungsreiches gelungen. Es gibt nicht nur Blues Rock der feinen Sortierung, sondern auch tollen elektrisch verstärkten Blues der traditionellen Art auf die Ohren.
12 Songs, davon 10 aus der Feder des Bandleaders, werden einem genaueren Hörtest unterzogen.
Los geht es mit einer shuffelig groovenden Version von Otis Rushs "It Takes Time", das sich mit Johnny Haygreen am Saxofon zu einer verschärften Ausgabe entwickelt.
Über die gesamte CD hinweg spielt der Tastenmann Tim Blackmore, der hier am Piano Platz genommen hat, eine hervorragende Rolle im Quartett. Der Opener ist schon mal ein Genuss, weil es sich ein Sibun auch erlauben kann, als Teamplayer im Bandsound zu spielen, denn Blackmore klimpert als Speerspitze vor allen anderen.
Haygreen versüßt dann "I Miss You (Daisy's Song)", das Sibun seiner anderen Tochter widmet. In ruhigen Fahrwassern hören wir ihn recht emotional singen und der Track kann durch seine Einfachheit glänzen. Den Song wird sich Tochter Daisy wohl öfter anhören, denn als vielbeschäftigter Vater ist man ja schließlich nicht immer zuhause.
Über das mit swampigen Anleihen versehene "I Don't Get Fooled By Tears" kommen wir in "I'll Never Love Again" zum Einsatz von Sibuns Tochter Amy, die an der akustischen Gitarre zu hören ist. Ihr Vater spielt Mandoline und Slide-Gitarre in dieser so richtig schön verträumten Ballade.
"I Want You Back" ist ebenfalls von eher getragenem Tempo und Innes benutzt zum ersten Mal das Wah Wah. Tim Blackmore wechselt zum elektrischen Piano und es ist zu hoffen, dass Sibun diesen Musiker auch mit auf Tour nimmt, denn der Mann ist so gut.
Viele der Songs von "Tail Dragger" sind live im Studio eingespielt worden. "As The Tears Go Passing By" ist ein weiterer Track aus der Kategorie Slow-Songs, dieses Mal als 12-Takter angelegt. 6 ½ Minuten, in denen Sibun nicht nur emotional singt, sondern auch eine ebensolche Gitarre spielt.
Für "Don't Stop Believing" schaltet die Band einige Gänge höher und es ist ein Boogie à la Innes Sibun angesagt. Getrieben von Hammond-Sounds, Tempiwechseln und astreinen Hooklines bekommt der Track zum Ende hin jammigen Charakter und der Gitarrist tobt sich auf beeindruckende Art und Weise an seinem Instrument aus.
Auch "Someone Like You" kann man auf der Habenseite verbuchen und es ist an der Zeit, neben dem schon erwähnten Tim Blackmore die Rhythmusabteilung zu loben. Robbie Brian (drums) und Steve Hall (bass) sind ein tolles Team und beide ergänzen die Band mit Kompetenz in allen Varianten des Blues.
Wenn auch etwas kürzer ausgefallen, bildet "Southbound Train" eine höchst erfreuliche Abwechslung auf der CD, denn hier werden (fast) alle elektrisch verstärkten Instrumente in die Ecke gestellt und wir hören ein Piano, eine Mandoline und Robbie Brian gibt mit Tamburin und Hi Hat den Takt an. Hall spielt einen herrlich pumpenden frettless Bass und wir lernen sozusagen eine andere Seite des Engländers kennen, denn der Song ist Bar-Blues pur.
Ungetrübter Blues ist auch "Sweet Disposition", in dem der Gitarrist das komplette Griffbrett zum Spielplatz seiner Gefühle ernennt und eine famose Figur abgibt.
Die Vielfalt des Albums verdeutlicht nicht zuletzt "300 Miles Away", das feinster Rock'n'Roll ist.
Im Bonus-Track, von Blackmore geschrieben, werden die Karten völlig neu gemischt, denn man schlägt eine musikalische Richtung ein, die Erinnerungen an Alvin Lees In Tennesse-Album wach werden lassen.
"Tail Dragger" ist eine überraschend frische Platte, die mit einigen unerwarteten Songs aufwarten kann und durch ihre Live-Atmosphäre zu einem echt hörenswerten Album geworden ist.
Line-up:
Innes Sibun (guitar, mandolin, vocals)
Amy Sibun (guitar - #3)
Tim Blackmore (Hammond organ, piano)
Robbie Brian (drums, percussion)
Steve Hall (bass)
Jonny Haygreen (saxophone - #1, 7)
Tracklist
01:It Takes Time (3:05)
02:I Don't Get Fooled By Tears (2:54)
03:I'll Never Love Again (2:31)
04:I Want You Back (3:47)
05:As The Tears Go Passing By (6:27)
06:Don't Stop Believing (5:17)
07:I Miss You (Daisy's Song) (3:27)
08:Someone Like You (4:20)
09:Southbound Train (2:48)
10:Sweet Disposition (5:34)
11:300 Miles Away (3:13)

Bonus Track:
Friars Boogie (2:56)
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