Der aus dem kanadischen Calgary stammende Musiker J.R. Shore begann seine musikalische Karriere in den frühen neunziger Jahren und war anfangs sehr stark vom Sound der Altmeister Grateful Dead inspiriert. In den darauffolgenden Jahren entwickelte er sich mit Zeiten als Mitglied in verschiedenen Bands zum Multiinstrumentalisten und verfeinerte seine Qualitäten als Songwriter. 2004 zog er für zwei Jahre nach Nashville, wo er unter anderem Guy Clark, Chip Taylor und Buddy Miller traf und von diesen Größen ebenfalls jede Menge Inspirationen wieder mit zurück nach Hause nahm.
Nach "An Impeccable Shine" (2008) und "Talkin' On A Bus" (2010) legte er im vergangenen Jahr mit "State Theatre" sein drittes Album vor. Und das besteht gleich aus zwei Scheiben: Die erste davon enthält zwölf neue Originalsongs des Nordamerikaners, die im angenehm warmen Klanggewand des Americana daherkommen. Der Opener "Holler Like Hell" kommt erstmal als alles platt walzender Groover daher und überrascht mit Effekt-verfremdeten Vocals. Dennoch zeigt sich bereits hier, dass die Band als Ganzes so einiges in petto hat.
Dass J.R. Shore seine 'alten Helden' liebt (dazu später noch mehr), wird unter anderem bei "Jackie's Odds" deutlich, bei dem er sich stilistisch - natürlich nicht von der Stimme - frappierend nach dem 'Night Tripper' Dr. John anhört. "M.S. St. Louis" könnte der Song (ohne Slide-Gitarre) sein, den Little Feat (mit dem großartigen Lowell George am Gesang) nie aufgenommen haben und die teilweise im Sprechgesang vorgetragene Piano-Ballade "Poundmaker" dürfte auf geradem Wege von Guy Clark inspiriert sein.
Aber um erst gar keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Das ist alles klasse gemachte Hausmannskost, die richtig begeistern kann und erst recht niemals langweilig wird. Denn auch wenn immer wieder seine Inspirationen (wie etwa Bob Dylan bei "The Ballad Of Dreyfus") durchscheinen, muss man J.R. Shore dennoch ein ganz dickes Kompliment für die äußerst adäquate Umsetzung seiner eigenen Songs machen.
Shores Inspirationen und Vorbilder beherrschen dann auch ganz klar die knapp halbstündige Bonus-CD, die sich komplett aus Cover-Songs zusammensetzt. Aber auch hier - wie etwa bei "W.S. Walcott Medicine Show" von The Band - macht der Kanadier eine richtig gute Figur. Weiterhin zitiert werden unter anderem John Prine ("The Late John Garfield Blues"), Ray Wylie Hubbard ("Redneck Mother"), Neil Young ("For The Turnstiles") oder die Songwriter-Koryphäen Leiber/Stoller mit "Smokey Joe's Cafe".
Ganz weit zurück zu seinen Wurzeln geht Shore mit dem Grateful Dead-Track "Deal". Gebracht als ein Honky Tonk-Boogie-Stimmungsmacher, geht die Nummer nicht nur kräftig in die Beine, sondern sorgt auch umgehend für gute Laune. Aber auch der Gram Parsons/ Chris Hillman bzw. Flying Burrito Brothers-Track "Sin City" wird (natürlich mit sowohl Respekt als auch jeder Menge Spielfreude) in vollen Zügen zelebriert und genossen.
Der Kanadier überzeugt also sowohl mit seinen eigenen als auch mit den Coversongs. Empfehlenswerte Platte(n). Ein absolut stimmiges Gesamtpaket mit knapp achtzig Minuten Spielzeit, das erstens keinen Freund dieser Stilrichtung im Regen stehen lässt und zweitens die perfekte Einstiegsdroge für an diesem Stil Interessierte ist.
J.R. Shore hat nicht nur Geschmack, sondern auch sehr viele gute eigene Ideen. Wirklich nur ganz haarscharf an einem Tipp vorbeigeschrammt!
Line-up:
J.R. Shore (piano, keyboards, accordion, baritone ukulele, harmonica, lead vocals)
Garth Kennedy (piano, organ, trombone, ukulele)
Marc Jenkins (acoustic & electric guitars)
Brian Horwitz (drums & percussion)
Miker Barer (bass, violin)
Jan McKittrick (background vocals)
Tracklist |
CD 1:
01:Holler Like Hell
02:Addie Polk
03:Poundmaker
04:Charlie Grant
05:Dash Snow
06:Jackie's Odds
07:M.S. St. Louis
08:Spring Training
09:146
10:The Ballad Of Dreyfus
11:Charlie's Lullabye
12:Daytona Free
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CD 2:
01:W.S. Walcott Medicine Show
02:Blue Wing
03:Smokey Joe's Cafe
04:Sin City
05:For The Turnstiles
06:Redneck Mother
07:Deal
08:The Late John Garfield Blues
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