 'Hauptberuflich' spielt Jim Suhler die Gitarre bei George Thorogood und seinen Destroyers, doch immer wieder nimmt er sich die Zeit, um mit seiner Band Monkey Beat auf Tour zu gehen und Alben einzuspielen. Das geht nun schon seit fünfzehn Jahren so, denn da kam die erste CD von Jim in die Läden. So war es durchaus zu erwarten, dass an diesem Samstagabend eine sehr gut eingespielte Gruppe auf der Bühne der Bluesgarage stehen würde. Auch die Songschnipsel auf der MySpace-Seite hatten meine Neugier auf den texanischen Gitarristen geweckt, denn was ich da an Slidegitarren-Sounds hörte, gefiel mir doch ausnehmend gut.
 Den Hauptgrund für den Konzertbesuch gab aber das aktuelle Album von Jim Suhler & Monkey Beat Tijuana Bible, das von meinem Kollegen 'Bluesbrother' Joe so vortrefflich beschrieben wurde und mich schon beim allerersten Hördurchgang völlig begeisterte. Besonders die Vielseitigkeit des Mannes aus Dallas hatte es mir angetan, wobei mir vor allem sein Spiel mit dem Flaschenhals absolut den Rest gab. Diesen Typen durfte ich mir auf gar keinen Fall entgehen lassen. Außerdem war ich ohnehin schon fast auf musikalischem Entzug, dauerte doch die Sommerpause bei Henry für mich in diesem Jahr eine gefühlte Ewigkeit.
 Der Gig begann mit dem Titelsong des aktuellen Silberlings, der sich, wie auch auf der CD selbst, als idealer Opener erwies. Der pumpende Bass und der trockene Einsatz des Schlagzeugs, an dem übrigens der ehemalige Bonamassa-Drummer Kenny Kramme erst seinen zweiten Auftritt mit der Band absolvierte, ließ das Publikum gleich in Bewegung geraten. Gleichzeitig kam bei diesem Titel auch zum einzigen Mal das Akkordeon zum Einsatz, denn für den Rest des Sets kümmerte sich Shawn Phares dann ausschließlich um Orgel- und Pianotasten.
Jim Suhler selbst nutzte den Einsteiger zum Warmspielen und kam sehr schnell auf Betriebstemperatur. Sichtlich beeindruckt von der guten Stimmung im Raum ging er mit voller Konzentration an die Arbeit, um einen qualitativ hochwertigen Gig hinzulegen. Das erklärt wahrscheinlich auch seine relative Wortkargheit während des gesamten Konzertes, denn Titelansagen und andere Kommunikation mit den Besuchern blieben eher eine Seltenheit. Lediglich zu Beginn der beiden Sets gab es ein paar Worte. Dafür gingen viele Songs direkt ineinander über. Jim Suhler beschränkte sich also auf das Wesentliche, und das gefiel mir sehr gut. Keine ellenlangen Ausführungen störten den Ablauf der Show. Hier zählte nur eins, und das war die Musik, und das machte mir die Band gleich sehr sympathisch.
 Während des knapp 2,5-stündigen Gigs hielt sich der Einsatz von Lead- und Slidegitarre in etwa die Waage, was für sehr viel Abwechslung im Saal sorgte und die enorme Flexibilität des Amerikaners hervorhob. Jim Suhler ist wirklich ein Wahnsinns-Gitarrist, der sich aber nie in den Vordergrund stellt und anscheinend genau weiß, wie wichtig seine musikalischen Kollegen für ihn sind. Bei dieser Band hat man nie den Eindruck, dass der Frontmann mit bloßen Begleitern unterwegs ist, sondern die Vier bilden eine perfekte Einheit, die in sich geschlossen zusammen spielt. So stelle ich mir eine 'Gruppe' im wahrsten Sinne des Wortes vor.
 Überrascht war ich von dem vortrefflichen Einsatz der Keyboards während des Konzertes, denn auf "Tijuana Bible" spielen sie eine doch etwas untergeordnete Rolle. Klasse wie Shawn Phares zwischen schweren Orgelsounds und einem hämmernden Piano hin und her pendelte und sich so hervorragend mit Jim Suhler ergänzte. Dabei erhielt er auch reichlich Gelegenheit zu Soloeinlagen, die dann auch immer wieder mit spontanem Zwischenapplaus honoriert wurden. Diese Konstellation hatte ich so nicht erwartet, empfand das aber als eine sehr willkommene Überraschung.
 Im Konzert eingestreut waren auch einige sehr interessante Coverversionen, die aber allesamt den ganz persönlichen Stempel von Jim Suhler aufgedrückt bekamen. Neben Deep Purples "Hush", natürlich mit fetter Orgel, wurde auch der "Bullfrog Blues" angestimmt, der in dieser Fassung sehr intensiv an Rory Gallaghers Version erinnerte. Des Weiteren konnte auch Dylans "Highway 61" durchaus überzeugen. Den Vogel schoss aber der Hendrix-Klassiker "Are You Experienced?" ab, bei dem die Band schon sehr psychedelische Klänge an den Tag legte und herrlich lange ausdehnte. So macht Rockmusik wirklich Spaß. Doch solche extremen Attacken wurden nicht über strapaziert, sondern blieben die Ausnahme.
 Ansonsten herrschten doch Blues- und Boogie-Töne vor, wobei auch an Blueslegenden wie Freddie King erinnert wurde. Für mich ganz persönlich waren aber eindeutig die Bottleneckgitarren-Parts die Highlights des ganzen Konzertes. Bei diesen herrlich straighten Sounds bekam ich ein ums andere Mal eine Gänsehaut, so sehr gingen mir diese singenden Klänge durch und durch.
Nach diesem starken Auftritt bin ich mir ganz sicher, dass Jim Suhler auch unter seinem eigenen Namen demnächst ganz weit nach oben in der Blues Rock-Liga aufsteigen wird. Herr Thorogood kann wirklich froh sein, so einen begnadeten Musiker in seiner Band zu haben.
Dieses Konzert war mal wieder ein richtig »Geiler Nachmittag«, um es mit Henrys Worten auszudrücken.
Line-up:
Jim Suhler (vocals, guitar)
Carlton Powell (bass)
Kenny Kramme (drums)
Shawn Phares (keyboards, accordion)
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