JJ Schultz / Carolina
Carolina Spielzeit: 30:26
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2012
Stil: Singer/Songwriter, Americana

Review vom 12.01.2013


Markus Kerren
Aus dem US-Bundesstaat Wyoming stammt der Singer/Songwriter JJ Schultz, der mittlerweile nach San Francisco im (zumeist) sonnigen Kalifornien umgezogen ist. Und wenn ich das richtig eruiert habe, handelt es sich nach drei Alben um das vierte Werk des Amerikaners. Bei einer Spielzeit von lediglich einer halben Stunde tue ich mich schwer damit, "Carolina" als vollwertige Langrille zu sehen, aber das nur am Rande.
Hoppla, da wird uns der gute JJ doch glatt damit angekündigt, seine Stimme sei so prägnant wie die von Leuten wie etwa Townes Van Zandt oder Jay Farrar! So weit würde ich allerdings beim besten Willen nicht gehen, selbst wenn sich der Gesang des Protagonisten sehr intim und atmosphärisch in die Ohren des Hörers ergießt. Denn die beiden genannten Musiker (Van Zandt ist ja leider bereits am 01.01.1997 verstorben) spiel(t)en und singen bzw. sangen dann doch noch in einer anderen Liga. Dies soll die Leistung von Schultz aber nicht trüben, denn die ist aller Ehren wert.
Oft sehr sparsam instrumentiert kommen die Songs daher, wenn die akustische Gitarre von einem Bass, mal einer Elektrischen, dem Schlagzeug oder einem wohlig warmen Hammond-Sound unterstützt wird. Aber genau dadurch, zusätzlich versehen mit dem eindringlichen und intensiven Gesang Schultz' wird die Spannung sowie die Atmosphäre der insgesamt acht Tracks aufgebaut. Das ist nicht nur clever gemacht, sondern obendrein auch noch sehr effektiv.
Gestartet wird "Carolina" allerdings sehr schwungvoll mit dem Stück "Cleveland", das davon handelt, dass man sein Glück so oft in der weiten Welt sucht, obwohl es in sehr vielen Fällen doch so nahe am eigenen Zuhause liegt. Und während dabei auch ein gutes Stück Heimweh mitspielt, geht es bei "Whiskey Bottle" darum, dass der Protagonist - immer noch auf der Reise - gerade dabei ist zu erkennen, wer bzw. was eigentlich sein eigener größter Feind ist. Ein gutes Stück ruhiger als der Opener gewinnt aber auch diese Nummer durch feines Songwriting und sehr viel Feeling.
Aber der Wahlkalifornier kann tatsächlich auch rocken, was er hier mit "Karma Come Early" unter Beweis stellt. Zu dem treibenden Rhythmus und Schultz' getriebenem Gesang gesellt sich die feine Slide-Arbeit von Scott Robertson und von dieser Art hätte ruhig noch der eine oder andere Titel mehr dabei sein dürfen. Denn mit dem (zugegebenermaßen wunderschönen) "My Lady Lane", "Houston" und "Across The Bay" klingt die Scheibe dann wieder sehr viel besinnlicher aus.
"Carolina" ist insgesamt eher ruhig ausgefallen, punktet aber ganz dick durch seine atmosphärische Dichte und den gesanglichen Vortrag von JJ Schultz. Und wenn dann auch noch die bereits erwähnte Hammond im Hintergrund ihre melancholischen Waben zieht, kann man richtig tief in die Welt des Protagonisten eintauchen. Schade, dass diese Scheibe so kurz ausgefallen ist, denn davon abgesehen haben wir es hier mit einem ganz feinen Teil zu tun.
Line-up:
JJ Schultz (guitars, vocals)
Jeff Cotton (electric guitars, background vocals)
Scott Robertson (electric & slide guitars, background vocals)
Craig Koozer (bass)
Manny Bernal (drums)
Danny Eisenberg (Hammond organ)
Dawn Oberg (background vocals)
Tracklist
01:Cleveland
02:Whiskey Bottle
03:Alchemy
04:Carolina
05:Karma Come Early
06:My Lady Lane
07:Houston
08:Across The Bay
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