Wer ist Johnny Stage? Sorry, nie gehört. Eine musikalische Bildungslücke? Mag sein, aber nach seinem ersten Album unter eigenem Namen ist man da schon schlauer, zumindest, was die Musik angeht. Der Däne hat seine Homepage bis zum Zeitpunkt dieser Rezension noch nicht so weit aufgearbeitet, dass man in englischer Sprache etwas Genaueres über seine Biografie erfahren kann. Aus dem Dänischen nur herausgepickt ergibt sich, dass er nicht nur Musiker (im Schwerpunkt Gitarre und Bass) ist, sondern sich auch als Produzent nützlich gemacht hat.
Hier sind einige Namen, mit denen Stage laut Homepage etwas zu tun hatte: Selig, A Wonderful Garden, Majbritte Ulrikkeholm, Stig Rossen, Clara Thomas, Cartoons, Anders Blichfeldt, Backseat, Moussa Diallo, Safri Duo, Nina Forsberg, Sort Sol oder Glamorama.
So gesehen ist er ein vielbeschäftigter Mann und jetzt kommt jemand, mit dem wohl viele etwas anfangen können: Chris Spedding. Der hat auf "... Unknown Album" kräftig an der Gitarre mitgemischt. Auch hier wenigstens einige Musiker oder Gruppen, bei denen er die Finger im Spiel hatte: Brain Eno, Jack Bruce, Elton John, John Cale, Joan Armatrading, Tom Waits, Laurie Anderson, Willy DeVille, The Sex Pistols, Katie Melua, Moody Blues oder Ramones. Für wahr, ein breites Spektrum und schließlich hat er persönlich noch knapp unter zwanzig Platten veröffentlicht.
Stage und Spedding zünden ein Feuerwerk an Songs ab. Es lebe der Rock'n'Roll/Rockabilly der besonderen Art. Da fiepen die Gitarren, das Bottleneck glüht und der Synthesizer zirpt sich einen weg. Hölle, welch eine Vorstellung findet denn hier statt? Johnny Stage tritt uns mit einer megacoolen Stimme entgegen und das hat Flair. "Time Is Out" ist ein relaxt groovender Track auf einem Bein und zwischen diese beiden Gitarren passt kein Blatt Papier. An der Sechssaiter-Solofront wechseln sich Stage und Spedding ab. In den ersten beiden Tracks ist es der Däne und dann kommt der englische Alleskönner dran. Gitarren mit Twang, Gitarren mit scharfem Zerrfaktor und im Hintergrund hält Astro Buddah Agogos Dan Hemmer an diversen Tasteninstrumenten auch noch alles in Schwung. In "Dead Letter Mystery" ist er mit einem fast schon antik zu bezeichnenden Clavioline unterwegs. Echt rückwärts gewandt, dieser Sound, aber immer wieder gerne gehört! Wer sich an den 1962er-Hit "Telstar" von The Tornados erinnert, weiß, wie dieses Spielgerät mit Tasten klingt. Im Zusammenhang mit dem historischen Song und der Band sollte an dieser Stelle der Produzent, Komponist und Plattenlabelboss Joe Meek Erwähnung finden, denn Stage war Initiator und Produzent des 2007 erschienenen Albums "The Lady With The Crying Eyes", das den Untertitel 'A Tribute To Joe Meek' trägt.
Wenn die Musiker eine Ballade spielen, könnte ich mich auf den Boden werfen ... vor Freude. Man höre sich nur diese klaren Gitarrentöne in "Downbeat" an. Das ist ganz großes Kino! Die Midtempo-Songs mögen etwas an Chris Isaak zu seinen "Wicked Games"-Zeiten erinnern.
Natürlich beginnt "Evel Knievel" mit aufheulenden Motorrädern. Eine verdammt schnelle Nummer, die kompakt rockend und rollend daher kommt. Dazu bietet Spedding ein flirrendes E-Gitarren-Solo und "We're So Rock'n'Roll" ist top Tagesordnungspunkt dieser Platte. Das finale "Mambo Priest" ist psychedelische Dramatik, die man an keinen echten Pfosten binden kann. Die Nummer rutscht etwas aus dem Korsett, ist aber definitiv nicht von der Tischkante des Gesamteindrucks der Platte zu schupsen.
"... Unknown Album" von Johnny Stage sollte schleunigst großen Bekanntheitsgrad erreichen.
Line-up:
Johnny Stage (vocals, guitars, bass, harmonica, ARP, Glockenspiel, tapes, claps)
Chris Spedding (guitar, electric sitar)
Dan Hemmer (electric piano, organ, clavioline, stringer, Wurlitzer)
Mikkel Meyer (electronics)
Sisse Selina (drums, backing vocals)
Tracklist |
01:Only Lovers Left Alive (3:28)
02:Time Is Out (4:21)
03:Dead Letter Mystery (3:19)
04:Downbeat (3:48)
05:Final Curtain Play (3:24)
06:Good Riddance (4:24)
07:The End Of Both Of Us (3:29)
08:Evel Knievel (3:17)
09:We're So Rock'n'Roll (2:45)
10:Mambo Priest (4:57)
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