Joss Stone hat nun ihr eignes Plattenlabel: Stone'd Records. Sie kann nun zum x-ten Mal machen, was sie möchte. Der Titel ihres mittlerweile fünften Albums soll beides zum Ausdruck bringen ... "LP1" entstand innerhalb von nur sechs Tagen in Nashville. Einerseits wird sie von einer formidablen Band begleitet und andererseits hatte Joss mit dem Eurythmics-Mann Dave Stewart als Produzent und Song-Mitschreiber eine Koryphäe an ihrer Seite.
Joss Stone macht modernen Soul und lässt mit einer gewissen Souveränität ein angenehmes Abgleiten in verdammt rockige Gefilde zu. Dem gegenüber hat sie hervorragend-besinnliche Momente auf der neuen CD. Zu ihrer beeindruckenden, rauchig-energetischen Stimme setzen die Backing-Sängerinnen Drea Rhenee ( Paul Carrack, Vince Gill, Michael McDonald) sowie Wendy Moten ( Buddy Guy, John Mayall, Marcia Ball) den Soul mit dem zarten Schmelz. Die Vokal-Kombination ist schon Hingabe pur und musikalisch wird der Hörer durch die zehn Kompositionen auch noch verwöhnt.
Zum Zeitpunkt ihrer Debüt-Platte "The Soul Sessions" war die Britin gerade mal sechzehn Jahre alt und das Niveau des Erstlings konnten die nachfolgenden Scheiben "Mind, Body & Soul", "Introducing Joss Stone" und "Colour Me Free!" ziemlich gut halten. Mit "LP1" legt die Vierundzwanzigjährige meiner Meinung nach ihr bestes Album vor. Grundlage ist die hervorragende Mischung aus Nummern, zu denen man die Extremitäten herrlich zappeln lassen kann und mit "Karma" befindet sich ein Stück auf der Scheibe, das einen unwiderstehlichen Groove besitzt. Hinzu kommt hier noch der infektiöse Funk, den man dem Titel injiziert hat. In "Karma" wirbeln die Gitarren und die Stone kann sich mit ihren ehrlichen Emotionen kaum zurückhalten.
Ihr einen Blick zurück zu einem Retro-Soul zu unterstellen, wäre unfair. Von daher kann man sich mit dem Genre-Begriff Neo Soul schon anfreunden. "LP1" ist allerdings noch mehr. Um mit der Lobhudelei weiter zu machen, muss unbedingt dieses hinlangende "Don't Stop Lying To Me Now" Erwähnung finden. Hier ist der Groove fachmännisch umgebettet worden und neben einer klasse E-Gitarre, die nach einem Bottleneck-Einsatz klingt, legt sich Mike Rojas am Piano mächtig ins Zeug und setzt zu seinem eigenen Keyboard-Fundament immer wieder jazzige Farbtupfer. Überhaupt spielt dieser Tastenmann eine famose Rolle auf der Stone-Platte.
Zusammen mit dem Drummer Chad Cromwell ( Mark Selby, Neil Young, Joe Bonamassa, Willie Nelson, Keb' Mo'), Bassist Michael Rhodes ( Tommy Emmanuel, Van Zant, Diane Schuur) und Tom Bukovac tauchen diese Musiker allesamt im Line-up von Dave Stewarts "Blackbird Diaries" auf. Da wundert es wohl keinen, wenn er im Vorfeld der Aufnahmen Stone gegenüber sagte, dass er eine klasse Band an der Hand hat.
Dem Piano hat man die Treue geschworen und so kommt es auch in der mit Streichereinheiten versehenen, dynamischen Ballade "Last One To Know" zum Einsatz. Mit "Drive All Night" werden Stone & Co. ruhiger, aber auf keinen Fall schwächer. Der Soul-Gesang von den drei Damen kann deutlicher genossen werden und instrumental fließt der Jazz mit Lounge-Ambiente in die Ohren.
Zum Ende hin kommen vermehrt akustische Gitarren zum Einsatz. "Cry Myself To Sleep" ist einer dieser Tracks, der den Hörer zu Beginn einlullt und dann im Laufe der Spielzeit immer virtuoser wird. "Landlord" setzt zu Stones Gesang fast ausschließlich auf die akustische Sechsaiter-Begleitung. Klasse! "Boat Yard" ist am Anfang so sanft wie Samt und Daunenfedern. Nach einer guten Minute werden die Feuerzeuge entzündet und in der Luft hin und her geschwenkt. Zum Abschluss ("Take Good Care") ist musikalisch vom Soul nichts mehr übrig geblieben. Abermals lässt sich die in Dover geborene Künstlerin von akustischen Gitarren begleiten, die auf den Blues gestimmt sind.
Joss Stone hat richtig gehandelt. Die sechs Tage Nashville haben beste Unterhaltung zum Ergebnis und "LP1" stellt sich mit den vierzig Minuten Gesamtspielzeit als eine sehr zu empfehlende Platte dar.
Line-up:
Joss Stone (vocals)
Dave Stewart (guitar)
Tom Bukovac (guitar)
Dan Dugmore (pedal steel guitars)
Mike Rojas (keyboards)
Michael Rhodes (bass)
Chad Cromwell (drums, percussion)
Drea Rhenee (background vocals)
Wendy Motten (background vocals)
Luke Potter (additional guitars - #2)
Tracklist |
01:Newborn [Joss Stone, Dave Stewart, Wendy Joseph] (3:44)
02:Karma [Joss Stone, Dave Stewart, Martina McBride, Brad Warren, Brett Warren] (3:54)
03:Don't Start Lying To Me Now [Joss Stone, Chris Stapleton, Melissa Peirce] (4:08)
04:Last One To Know [Joss Stone, Dave Stewart] (4:52)
05:Drive All Night [Joss Stone, Francis White] (5:07)
06:Cry Myself To Sleep [Joss Stone, Dave Stewart] (3:51)
07:Somehow [Joss Stone, Dave Stewart] (3:04)
08:Landlord [Joss Stone, Dave Stewart] (3:58)
09:Boat Yard [Joss Stone] (5:03)
10:Take Good Care [Paul Conroy, Joss Stone] (2:30)
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