1995 hat Kevin Selfe sein Meteorologie-Studium an der North Carolina State University in Raleigh mit magna cum laude abgeschlossen. Besser geht es fast nicht. Während dieser Zeit lernte er Gitarre spielen. Als der Musikmarkt vom Grunge beherrscht wurde, hörte Kevin Selfe Howlin' Wolf, Elmore James und Muddy Waters. Unerfüllt hing er den Job als Wetterfrosch an den Nagel und widmete sich der Musik, dem Blues. Mit dreiundzwanzig Jahren war er Mitglied der Formation Fat Daddy Band. 2002 war die Band im Finale der International Blues Challenge in Memphis.
Nach sechs Jahren und drei Alben verließ er die Combo und gründete zusammen mit Rodger Crowder Little Rodger And The Cheap Thrills. Im Frühjahr 2005 stellte er sich auf eigene Beine und formierte eine neue Gruppe unter dem Namen Kevin Selfe And The Tornadoes. Man wurde für einige Preise nominiert und 2011 enterte kein Geringerer als Schlagzeuger Jimi Bott ( Mannish Boys, Rod Piazza & The Mighty Flyers) die Band. Sein Roseleaf Recordings-Studio war der Aufnahmeort von Kevin Selfes Debütalbum für Delta Groove Music.
"Long Walk Home" ist eine Platte, die die Vorzüge des ausgedehnten Blues-Genres voll ausnutzt. Zwischen großformatigen Songs mit allem, was das Line-up hergibt, findet man allerdings auch Lieder, die durch ihren sehr persönlichen Charakter im Mississippidelta anzusiedeln sind. Kevin Selfe begleitet seinen Gesang auf der Slidegitarre und wenn in der Liste der hier aktiven Musiker Songnummern nicht gelistet werden, dann kann man davon ausgehen, dass wir Kevin Selfe nur mit Jimi Bott beziehungsweise Tieftonzupfer Allen Markel ( Insomniacs) hören.
Diese Stücke sind aus meiner Sicht absolute Highlights. Selbstredend schmälert diese Aussage nicht die Qualität der anderen Nummern. Kevin Selfe ist ein Mann der Juke Joints und ganz allgemein des Zwölftakters, der in den anderen Regionen der Staaten tickt. "Long Walk Home" ist eine Vorzeigeplatte und kann über die gesamte Spielzeit überzeugen.
Auch die Begleitmusiker sind herausragend. Label-Kumpel Mitch Kashmar setzt seine Harp ein und singt in "Dancing Girl" mit. Der Pianist Gene Taylor ( The Blasters, Canned Heat, The Fabulous Thunderbirds) ist ebenfalls mit von der Partie. Einer aus der Bläserabteilung ist Baritonsaxofonist Doug James ( Roomful Of Blues, Jimmie Vaughan) und schließlich sei noch die Chordame Lisa Mann erwähnt.
Als klasse Kontrast zu den bereits erwähnten Mississippi-orientierten Nummern hat Kevin Selfe auch einen tollen Rock'n'Roll-Titel im Köcher. Neben Liedern mit rockiger Auslage kommt der groovende, fast schwebende Blues zum Zuge. Geschickt verpackt kommt ebenfalls der Jump Blues auf den Plan und bei den Balladen darf mit der Zunge geschnalzt werden.
Bemerkenswert ist darüber hinaus, dass Kevin Selfe alle Songs komponiert hat. Nicht nur wegen der Spielzeit von knapp über sieben Minuten ist der "Midnight Creeper" ein Hinhörer. Hier bringt der Protagonist abermals das Bottleneck ins Spiel und zeigt an dieser Stelle ganz besonders, wie flexibel er mit seiner Stimme umgehen kann, die auch etwas düster klingen kann. Er spielt seine Gitarre ohne Soundspielereien und erweist sich als ein verdammt guter Instrumentalist. Mit einer unspektakulären Selbstverständlichkeit offenbart Kevin Selfe eine überzeugende Effektivität.
Gene Taylor und die Bläser bringen ab und an sogar noch einen Hauch von Jazz in die Nummern und der Mann aus Roanoke (Virginia) stellt sich nicht als Alleinunterhalter dar. Er ist ein echter Teamplayer, der durch Zurückhaltung brilliert und auch die Begleitmusiker zu Wort kommen lässt.
"Long Walk Home", sein Debüt für Delta Groove Music, ist ihm sehr gut gelungen. Man bekommt in fünfzig Minuten jede Menge tollen Blues und klasse Unterhaltung geboten.
Line-up:
Kevin Selfe (vocals, guitar)
Gene Taylor (piano - #1,3,7,9)
Steve Kerin (piano - #2,11)
Dover Weinberg (organ - #8)
Mitch Kashmar (harmonica - #2, vocals - #5)
Doug James (baritone saxophone - #2)
Brad Ulrich (baritone saxophone - #1,3,7,9)
Joe McCarthy (trumpet - #1,3,7,9)
Chris Mercer (tenor saxophone - #1,3,7,9)
Allen Markel (bass, backup vocals - #7)
Jimi Bott (drums, backup vocals - #7)
Lisa Mann (backup vocals - #7)
Tracklist |
01:Duct Tape On My Soul (4:08)
02:Mama Didn't Raise No Fool (4:18)
03:Moving Day Blues (6:21)
04:Last Crossroad (2:54)
05:Dancing Girl (4:32)
06:Midnight Creeper (7:09)
07:Walking Funny (4:19)
08:Too Much Voodoo (4:52)
09:Second Box On The Left (3:33)
10:The Blues Is My Home (3:47)
11:Put Me Back In Jail (4:16)
(all songs written by Kevin Selfe)
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