Laura Sutherland / After Midnight Songs
After Midnight Songs Spielzeit: 16:25
Medium: EP
Label: Mes Music/Fuego, 2013
Stil: Alternative Music

Review vom 15.09.2013


Joachim 'Joe' Brookes
So ein Mist. "After Midnight Songs" ist zwar das Plattendebüt der in Koblenz geborenen Singer/Songwriterin Laura Sutherland, aber es handelt sich leider nur um eine EP. In ganzen fünf Songs präsentiert die Künstlerin ausschließlich Eigenkompositionen, die sich aus meiner Sicht beim besten Willen nicht in das Indie-Genre pressen lassen. Dazu hat ihre Musik viel zu viele Variationen in den fast sechzehneinhalb Minuten.
Trotz der relativen Kürze hinterlässt die 1997 (dachte zuerst, es handelt sich da um einen Druckfehler) geborene junge Frau einen mächtigen Eindruck beim Hörer. Zum Teil sind einige Tracks auf das Notwendigste instrumentiert und verfügen doch über eine großartige Wirkung. Lily Allen, Beatles, Beasty Boys, Jeff Buckley, Gorillaz, Jay-Z oder The Street liefen in ihrem Kinderzimmer und mit zarten zehn Jahren spielte sie "Clint Eastwood" (von Gorillaz). 2011 lernte sich autodidaktisch Gitarre spielen. Songs hat sie wahrscheinlich schon seit dem Zeitpunkt komponiert, als sie schreiben konnte und die Violine beherrscht sie auch noch.
Melancholie und Sehnsucht können so schön sein. Mit einem Schuss Trip Hop machen sie und ihre Begleitmusiker die fünf Nummern zu wahrhaft spannend-entspannten Perlen. Laura Sutherlands Stimme ist ausdrucksstark und könnte als ein weiteres Instrument gezählt werden. "After Midnight Songs" entfacht keine Stürme, die Atmosphären sind schwarz-weiß und dann doch pastellfarben. Stimmungen von Sonnenaufgang oder –untergang wären hier zu plakativ. Die Musik hat viel eher etwas von einem im Zeitraffer aufgenommenen Tropfen der ins Wasser fällt und herrliche anzusehende Wellenberge erzeugt.
Laura Sutherland kommt allerdings auch flott daher. Ihre Gitarre spielt sie mit viel Intensität und die Lieder sind wunderbar arrangiert worden. Der Plattentitel macht Sinn, denn die Songs wurden alle nachts geschrieben. Also, Laura legt für ein Album noch mehr Schichten in der Stille der Dunkelheit ein.
Die Lieder haben eine Botschaft, die sowohl musikalisch wie auch textlich sehr gut rüber kommt. Durch Ruben Mesado Estrada, Ben No sowie Uli Krämer-Ragusi werden die Tracks perfekt in Szene gesetzt. Unter anderem sind sie mit den Bands Orange Skin Food oder Lulo Reinhardt in Verbindung zu bringen.
In "After Midnight Songs" erleben wir Laura Sutherland & Co. quasi live, weil auf technischen Nacharbeitungs-Schnickschnack verzichtet wurde. So etwas steigert natürlich die Authentizität. Bemerkenswert ist auch der Verzicht auf ein Schlagzeug. Uli Krämer-Ragusi trommelt auf den Cajón und setzt diverse andere Percussioninstrumente ein. Hoch lebe das Triangel! Gitarre, Violine und Bass erzeugen Tiefe. Synthesizer sowie Orgel transplantiert federleichte Flügel an die Tracks. Brillant!
Musikalisch ist hier alles im Lot. Es gibt übrigens schönere Bilder der Protagonistin. Mir persönlich gefällt das Coverbild gar nicht. Diese Sichtweise ist, wie bei so vielen Dingen, allerdings Geschmackssache. Immerhin wird es die Aufmerksamkeit des Musikanhängers auf sich ziehen.
Fünf Lieder und gut sechzehn Minuten Musik geben einen profunden Überblick, in welche Richtung Laura Sutherland ihren künstlerischen Blick richtet. Dieser ist verdammt gut und sie weiß, wie man Stimmungen erzeugen kann. Man darf sicher sein, dass sie mit ihren Songs Neugierde und Interesse wecken wird. Laura Sutherland hat schon mit "After Midnight Songs" etwas ganz Spezielles kreiert. Zum Schluss sollte die Künstlerin zu Wort kommen: »Die Songs wurden immer mitten in der Nacht geschrieben – daher "After Midnight Songs". Die Lieder beschreiben mein Gemüt: ruhig, aber impulsiv. Der Abschluss einer chaotischen Zeit und der Beginn einer Neuen...«
Line-up:
Laura Sutherland (guitar, vocals)
Ruben Mesado Estrada (synthesizer, organ, violin)
Ben No (bass)
Uli Krämer-Ragusi (cajon, percussion)
Tracklist
01:Stand Up (4:09)
02:Superman (3:24)
03:Minds (3:35)
04:You Said (2:48)
05:S.A.T. (2:28)
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