|
Leeroy Stagger & The Wildflowers / Little Victories
|
|||
|
Aus der kanadischen Provinz Alberta, dem irgendwo südlich von Calgary gelegenen Nest Lethbridge, kommt der Singer/Songwriter sowie Roots Rocker Leeroy Stagger. Gut informierten Americana-Freunden braucht man den Musiker sicher nicht mehr vorzustellen, denn der ist bereits seit über zehn Jahren im Business und legt mit "Little Victories" bereits sein sechstes Album vor. Und speziell mit dem Vorgänger-Werk "Everything Is Real", seinem Debüt bei Blue Rose Records, konnte der Kanadier groß absahnen und seinen Fan-Kreis deutlich erweitern.
Nach meiner Recherche zu dem mir bisher unbekannten Stagger hatte ich eigentlich ein ziemlich rockiges Album erwartet, womit ich allerdings gründlich daneben lag. Denn bereits mit dem Opener "Everyone's On Drugs" - einer nachdenklichen Abrechnung mit seiner eigenen Vergangenheit - legt Leeroy die Marschrichtung der insgesamt 13 neuen Tracks fest. Die sind allesamt im langsameren und Midtempo-Bereich angesiedelt und wirken bei den ersten Durchläufen, hmm, nicht unbedingt sperrig, aber so richtig einprägen wollen sie sich auch nicht gleich. Also eines dieser Alben, die man sich erst ein bisschen erarbeiten muss.
Aber das tun wir ja gerne und auch Leeroy Stagger stellt sich als einer der Kandidaten heraus, für den es sich lohnt, die erforderliche Zeit zu investieren. Denn feine Melodien hat der Bandleader haufenweise am Start und spieltechnisch gibt es ebenfalls nichts zu bemängeln. Dazu kommen gute, offensichtlich zumindest teilweise autobiografische Texte und stilistisch sind Querverweise zu alten Helden wie etwa Gram Parsons, Guy Clark oder auch Townes Van Zandt zu finden. Vergleichsweise flott geht es bei "Sit Around This House" zu, das von treibendem Schlagzeug und einer schönen Pedal Steel (gespielt von Bob Egan) bestimmt wird.
"Holy Water" hat deutlich bluesige Züge und auch diese Spielart steht dem Protagonisten gut, da sie hervorragend zu dem insgesamt eher nachdenklichen, melancholischen Tenor passt. Eines der Highlights dieser Scheibe hört auf den Namen "Good Things" und wird von den Gästen Romi Mayes (Gesang) und Daniel Lapp (Blasinstrumente) veredelt. Und so entdeckt man nach und nach bei (fast) jedem Track von "Little Victories" plötzlich Erstaunliches, Schönes, das die Eindrücke der ersten Durchläufe dieser Scheibe wieder grundlegend revidiert.
Für das starke (und sicher auch selbstironische) "Poor Little Rockstar" griff ein weiterer Gast, Geoff Hillhorst, in die (Piano-) Tasten und für "Way Down To The Bottom" ist die superbe Pedal Steel zurück. Bei "George's Blues" kommen dann die bereits erwähnten Townes Van Zandt/Guy Clark-Einflüsse ganz stark durch und ein weiterer, absoluter Hinhörer ist die melancholische, wunderschöne Ballade "Love Will Let You Down", mit der das Album abgeschlossen wird.
Das Roots Rock und Americana-Genre boomt in den letzten Jahren immer mehr und auch die Anzahl der sehr starken, aus Kanada stammenden Vertreter scheint immer größer zu werden. Da den Überblick zu behalten und sich seine Lieblinge raus zu picken, kann sich manchmal als gar nicht so einfach herausstellen, weshalb sich nach wie vor das Anchecken bei den bekannten Quellen unbedingt empfiehlt. Auch Leeroy Stagger hat mit "Little Victories" richtig gute, wenn auch auf den ersten Hinhörer unspektakulär erscheinende, Arbeit abgeliefert.
Es gilt nach wie vor der alte Spruch 'So wenig wie man Sch... zu Gold machen kann, so wenig kann man sich ein Album, das nichts taugt, schön hören'. Leeroy Stagger hat es zweifelsohne verdient, sich zeitintensiver mit ihm zu beschäftigen.
Line-up:
Leeroy Stagger (lead vocals, guitars) Kevin Kane (guitars, piano, vocals) Tyson Maiko (bass) Kyle Harmon (drums & percussion) Mit: Bob Egan (pedal steel) Geoff Hillhorst (organ, piano) Christina Zaenker (strings) Romi Mayes (vocals - #5) Daniel Lapp (horns - #5)
Externe Links:
|
