Lisbee Stainton, 22.10.2010, Cultureel Podium Roepaen, Ottersum (NL)
Cultureel Podium Roepaen Lisbee Stainton
Cultureel Podium Roepaen, Ottersum (NL)
22. Oktober 2010
Konzertericht
Stil: Singer/Songwriter


Artikel vom 28.10.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Lisbee StaintonLisbee Stainton hat mit ihrem Album Girl On An Unmade Bed sehr überzeugt. Da musste die Gelegenheit beim Schopf gepackt werden um die Singer/Songwiterin live sehen zu können. Nach der Rezension kam die Gelegenheit ganz schnell auf mich zu, denn sie war auf Roepaen zu Gast.
Das rothaarige Sternchen am Singer/Songwriter-Firmament begann das Konzert im Nightclub mit ihren beiden Begleitmusikern Pete Randle sowie Andy Chapman pünktlich um 20:30 Uhr. Randle benötigte den meisten Platz auf der Bühne, denn er hatte so einige Arbeitsgeräte um sich versammelt: Kontrabass, E-Bass und akustische Gitarre. Rechts von Stainton stand ein zu Anfang noch vereinsamter Stuhl. Davor lagen zwei Bongos auf dem Boden.
Lisbee StaintonLisbee Stainton schulterte gleich ihre achtsaitige Gitarre, die einen glockenklaren Klang hatte und präsentierte einen Einsteiger-Song, der anmutete wie schwebende Federn in einem lauen Lüftchen. Sie verfügte über eine sympathische Stimme, die genau so klang, wie auf ihrer ersten CD. Die Engländerin war zu Beginn des Gigs ziemlich sparsam mit Worten zwischen den Songs. Ein nettes 'Danke' war schon viel. Nervös? Lampenfieber? Mit zunehmender Spielzeit wurde der Rotschopf ab wesentlich lockerer.
Lisbee Stainton"Just Like Me" brachte gegenüber dem Opener mit rhythmischem Achtsaiter noch mehr Schwung in den Raum. Stainton konnte man bezüglich ihrer Gitarrenspielereien nur ein Lob aussprechen. Sie wechselte geschickt zwischen Rhythmusschlagen (ohne Plektrum) und Fingerpicking. Auch in kleiner Besetzung zeugten ihre Kompositionen von Qualität. Angesagt waren fast ausschließlich Songs von ihrem bei den Kritikern landauf, landab hoch gelobten Album. Bereits in der Konzertansage wurde erwähnt, dass die rothaarige Londonerin zweimal dreißig Minuten spielen würde. Na ja!
Lisbee StaintonFür viel Feeling sorgte auch Chapman an seinem Schlagzeug. Er nutze die Drumsticks genauso wie die Jazzbesen und trommelte auch mal ganz ohne Zubehör auf den Fellen. Selbst mit seinem E-Bass hatte Randle die sanften Töne drauf. Dennoch nutzte er ein oder zwei Gelegenheiten, um auf dem Kontrabass zu solieren. Stainton suchte und fand dann durch ihre verbalen Einleitungen zu den Tracks den Kontakt zum Publikum.
Mit "Simply" brachte Kontrabasser Randle mit seine tiefen, sphärischen Tönen eine Portion Sentimentalität in den Song. Dazu passte Staintons klarer Gitarrenklang perfekt und bei ihrem emotionalen Gesang, den sie problemlos auch in hohen Lagen beherrschte, konnte man schon eine Gänsehaut bekommen.
Lisbee StaintonRandle und Stainton eröffneten den nächsten Track mit perkussivem Getrommel auf dem Korpus ihren akustischen Instrumenten und da hatte der Mann am Kontrabass natürlich viel Platz zum agieren. Das war eine feine Einleitung zu einer weiteren gefühlvollen Nummer. "Whispering" brachte einen leichten Schlenker zum Jazz und dann war es soweit: "Red" stand auf dem nicht vorhandenen Setlistzettel. Diese Nummer brachte über den Radiomann Tom Robinson für Stainton alles ins Rollen. Damit schaffte sie sich ein kleines Denkmal und beim Liveeindruck war die nächste Gänsehaut angesagt.
Nach "Poison Apple", einem Song den es nur auf der 'Deluxe Edition' von "Girl On An Unmade Bed" gibt, war bei "Practice Room" das Publikum gefordert. Alle schnippten den vorgegebenen Takt mit den Fingern, viel beidhändig und selbst der Drummer machte eine zeitlang mit. Eine ganz tolle Komposition! Herrliche Gitarrenmelodie!
Lisbee StaintonZu Beginn des zweiten Sets griff Randle zur akustischen Gitarre und Chapman positionierte sich auf dem so lange frei gebliebenen Stuhl neben Stainton. Auf ihre Frage: »Do you know "Over The Rainbow"?« gab es aus allen Richtungen Zustimmung. Aber dieser Klassiker wurde nicht gespielt, sondern sie hatte ihren eigenen 'Regenbogen' bereit. Auch eine klasse Nummer, wenn Randle neben den Bongos den mit dem Fuß aktivierten Schellenring zum Einsatz brachte.
Lisbee StaintonBei "Wait For Me" dachte man schon, Stainton würde diesen Track alleine spielen, weil es eine relativ lange Einleitung von ihr gab. Dann gesellten sich doch die Männer dazu und diese Nummer lebte von einer zunehmenden Dynamik. Die Zuschauer sangen den "Harriet"-Refrain mit und bei "Girl On An Unmade Bed" strich Randle mit den Jazzbesen sanft über die Felle. Danach rockt das Trio in seinem musikalischen Radius ordentlich. Auch bei einem hörenswerten neuen Song gab es viel Beifall und mit "Never Quite An Angel" war ein Happy End mit viel Groove angesagt. Bei dem lautstarken Beifall des Publikums schob der Dreier gleich noch eine folkige Nummer nach. Dann war Schluss. Mit rhythmischem Klatschen forderten die Anwesenden ein Zugabe und die Stainton kam tatsächlich alleine zurück auf die Bühne, allerdings nur um uns zu sagen, dass sie keine Songs mehr auf Lager hatten. Wo gibt es denn so etwas? Die Zugabe fiel mangels Stoff aus! Mensch, Lisbee, an dieser Stelle hättet ihr doch ruhig ein Stück ein zweites Mal spielen können! Schöne Lieder gibt es von ihr genug. Ein Ende mit etwas bitterem Beigeschmack. Die eine Stunde Stainton war gut.
Wir bedanken uns bei Chris Tangelder vom Cultureel Podium Roepaen für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Lisbee Stainton (acoustic guitar, vocals)
Pete Randle (upright bass, electric bass, acoustic guitar, backing vocals)
Andy Chapman (drums, percussion)
Bilder vom Konzert
Lisbee Stainton
Lisbee Stainton     Lisbee Stainton     Lisbee Stainton
Externe Links: