Mathilde Santing / 07.02.2010, Cultureel Podium Roepaen, Ottersum (NL)
Cultureel Podium Roepaen Mathilde Santing
Cultureel Podium Roepaen, Ottersum (NL)
07. Februar 2010
Stil: Jazz


Artikel vom 11.02.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Mathilde SantingHier mit einer ausführlichen Biografie der niederländischen Sängerin zu beginnen, würde den Rahmen dieses Konzertberichtes echt sprengen.
Dennoch sollte in aller Kürze darauf eingegangen werden.
Mathilde Santing macht aus ihrem Alter keine Mördergrube und so gesehen kann ich sie nur in unserem Club herzlich willkommen heißen. Santing ist Jahrgang 1958 und hat seit dem Beginn ihrer Karriere schon allerhand erlebt. 1982 veröffentlichte sie ihr Debüt und danach eine beachtliche Liste an Alben der unterschiedlichsten Couleur. Mittlerweile sind es achtzehn Platten und dazu gesellt sich eine noch längere Reihe von Singles.
Mathilde SantingSie war und ist eine großartige Interpretin von Fremdkompositionen, die quer durch alle möglichen Genres geht. Das macht sie brillant.
Neben Todd Rundgren-Songs gibt es auch Lieder von John Mayer, Roberta Flack, Stevie Wonder, Rufus Wainright, Oscar Brown Jr.,
Rod Stewart, David Sylvian (Japan), The Isley Brothers, Ella Fitzgerald, Billie Holiday, Nina Simone oder Tom Waits. Die Liste ist beliebig zu erweitern.
Sie hat den Titelsong zum Film "Rituelen" gesungen und zweimal den Edison Music Award gewonnen. Darüber hinaus startete sie 1997 auch eine Musical-Karriere und unter dem Titel 'Basement Bargains' war sie mit einer Best-Of-Tournee unterwegs.
Mathilde SantingZurück in der Aktualität hat Mathilde Santing ein ganz spezielles Programm unter der Überschrift 'Sinatra's Tonic' zusammengestellt.
'Tonic' versteht sich hier nicht als das allseits bekannte Getränk, sondern im künstlerischen Sinne bedeutet es soviel wie den Grundton oder die Elemente der Musik herauszufinden.
Darin ist die Santing eine Meisterin ihres Faches und so stand das eineinhalbstündige Konzert voll und ganz im Zeichen des Jazz.
Selbstredend haben natürlich auch andere Künstler die in der Setlist befindlichen Songs gesungen.
Ihre momentane Begleitband The Spirit Of Volunteering begann als Trio und hat mittlerweile die Größe eines Orchesters. Von der Besetzung her setzt sie die Gruppe flexibel ein.
Auf Roepaen war es die Quartettversion mit zwei Gitarristen sowie Kontrabassist und Drummer. Die musikalische Begleitung der Herren befand sich auf allerhöchstem Niveau, genauso, wie die Interpretationen von zirka zwei Dutzend Jazz-Songs.
Mathilde SantingLos ging es mit "Luck To Be A Lady".
Schon bei den ersten gesungenen Tönen der Santing wurde mehr als deutlich, wie gut ihre Stimme ist. Viel Feeling wurde mit einem beachtlichen Tonumfang offenbart.
Der Schlagzeuger Haye Jellema hatte fast ausschließlich die Jazzbesen im Einsatz und schon mit dem nächsten Song wartete man mit einer weiteren Überraschung auf. "There's No Business Like Show Business" war schon zu Beginn ein Knaller in balladeskem Großformat. Noch hielt sich die Sängerin bei ihrem Mikrofonständer auf. Aber es dauerte nicht all zu lange, bis sie das Mikro aus der Halterung nahm und die Musik auch in Bewegung auslebte. Sie nutzte die gesamte Bühne für ihre Show und es war beeindruckend, wie sehr sich Mathilde Santing mit den Fremdkompositionen identifizierte. Die Frau lebt Musik, in diesem Fall handverlesene Songs des so berühmten Sängers.
Mathilde SantingMit spielerischer Leichtigkeit versah man, dem Schlagzeuger und Kontrabassisten sei Dank, "You Make Me Feel So Young" mit einem unwiderstehlichen Groove und offensichtlich war, dass Santing das Entertainment von der Pieke auf erlernt hat. Sie setzt Mimik und Gestik je nach Bedarf perfekt ein und über diesen Weg wurden alle Lieder inszeniert.
Ob es die traditionelle Auslegung des Jazz war, oder seine Verästelungen, die Sängerin als auch die Band wussten alle Vorlagen weidlich auszunutzen.
"I'm Gonna Sit Right Down And Write Myself A Letter" wurde zu einem herrlichen Swing-Abenteuer.
Zwischen den Songs konnte die Künstlerin ebenfalls prächtig unterhalten und gab einige Statements zu Themen wie Liebe, Leben, Genuss und abermals Liebe in toller Manier zum Besten.
Ihre schauspielerischen Talente brachte sie in allen Songs gewinnbringend ein und bei einigen Tracks ganz besonders. So zum Beispiel in "I've Been To Town", "Bounce Me Brother With A Solid Four." oder "The End Of A Love Affair".
Dann war erst einmal Pause.
Mathilde Santing"Imagination" mit der Zeile »Imagination is funny
it makes a cloudy day sunny«
hatte man den Nagel auf den berühmten Kopf getroffen, denn der trübe Sonntag erstrahlte bei dem Song in gleißendem Licht.
Szenenwechsel auf der Bühne.
Bei den nächsten beiden Songs wurde es richtig intim. Zunächst wurde die Niederländerin nur von van de Gruter begleitet und für ein weiteres Lied kam der Bassmann wieder dazu.
Jazz und Blues passten ebenfalls sehr gut zusammen.
Nicht nur "Blues In The Night" wurde zu einer Ohrenweide der Sonderklasse. Die Band changierte mehrmals sehr geschickt von jazziger zu bluesiger Rhythmik und die Emotionen zwangen die Santing sogar auf die Knie.
Nach einem gekonnt starken Ausflug ins Musical "Hello, Dolly!" verabschiedete sich Mathilde Santing und die Band ließ die Musik instrumental noch etwas ausklingen.
Nach weiteren zwei Kostproben ihres Könnens in der Zugabe war dann leider endgültig der Schlusspunkt eines tollen und in jeder Hinsicht beeindruckenden Konzerts erreicht.
Mit knapp über dreißig Konzerten darf sich das niederländische Publikum auf noch mehr 'Sinatra's Tonic' freuen. Ach ja, wie Mathilde Santing während der Show feststellte, kann Tonic auch belebend wirken.
Wir bedanken uns bei Chris Tangelder vom Cultureel Podium Roepaen für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Mathilde Santing (vocals)
Marten van de Gruyter (semi-acoustic guitar)
Jac Bico (electric guitar)
Paul Bernard (upright bass)
Haye Jellema (drums)
Mathilde Santing Mathilde Santing Mathilde Santing Mathilde Santing
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