Matt Schofield / Far As I Can See
Far As I Can See Spielzeit: 61:24
Medium: CD
Label: Provogue Records, 2014
Stil: Blues Rock

Review vom 17.02.2014


Joachim 'Joe' Brookes
Matt Schofield nimmt eine Entwicklung, die man schon als atemberaubend bezeichnen kann. Seine Kreativitätskurve geht ganz steil nach oben. Schon mit seinem Debütalbum "The Trio, Live" war der 1977 in Manchester geborene britische Künstler ein Synonym für etwas Besonderes in der Bluesszene.
Mit stetigen Steigerungen hat er sich so manchen Preis verdient. Unter anderem wurde er in den Jahren 2010, 2011 sowie 2012 bei den British Blues Awards als bester Gitarrist gekürt. Dabei ist die Konkurrenz auf den Insel nicht gerade aus Pappe. 2013 wurde in dieser Kategorie übrigens Chantel McGregor gekrönt.
Matt Schofields "Far As I Can See" darf man auf keinen Fall als eine Art Randbemerkung des Genres abtun. Die insgesamt über einundsechzig Minuten Blues sind in jeder Sekunde ihr Geld wert. Um diese Platte kommt kein Anhänger es Zwölftakters herum. Hier wird, mit formidablen Begleitmusikern, die Mutter der Rockmusik zelebriert. Man darf im Zusammenhang mit diesem Studioalbum durchaus so einige Lobhudeleien loswerden.
Wenn in dieser Rezension Kompositionen Erwähnung finden, heißt das nicht, dass die nicht aufgeführten Tracks von schlechten Eltern sind. Im Gegenteil, hier spielt jedes Lied im Gesamtgefüge der Scheibe eine besondere Rolle.
Wer musikalischen Trennungsschmerz erleben will, sollte sich den fast zehnminütigen Schleicher "The Day You Left" zu Gemüte führen. Eine Ballade, die voll von fantastischen Gitarrenläufen, einzelnen, auch jazzigen Tönen ist und in dem die Orgel ein gehöriges Wörtchen mitzureden hat. In der Beziehung waren Matt Schofield und Jonny Henderson schon von Beginn an kongeniale Partner. Umwerfend, wie hier der Slow Blues in einer fast nicht enden wollenden Geschichte gefeiert wird, auch wenn Trennung weh tun kann.
»[...] They say time's a healer
But I don't know, if that's true [...]«
Was dann folgt, ist ein strahlend heller Groove. "Oakville Shuffle" glänzt mit feinem Twinsound zwischen Gitarre und Orgel. Wie der Protagonist mit dem Funk umgeht, ist ebenfalls von Bedeutung. Dabei gibt er nicht einmal den allseits bekannten Ingredienzien (Wah Wah-Pedal) besondere Vorzüge. Der Funk lebt von Zusammenspiel aller Musiker und nicht zuletzt macht der Saxofonist James Morton die Nummer zu einem heißen Eisen, dem man wahrlich nur mit feuerfesten Handschuhen begegnen sollte. Klasse!
Machen wir einen Sprung zum Finale, wieder knapp unter der Grenze von zehn Minuten. Spielerisch-selbstverständlich nähert sich Matt Schofield auf sein Art einem Jimi Hendrix. Unaufdringlich, neidlos geht er in "Red Dragon" mit einer wohltemperierten Härte an die Gitarren-Ikone ran. Matt Schofield kommt nicht einmal in die Nähe einer Blaupause. Abermals macht sich der Orgel-Mann bemerkbar. Brillant!
Das Covern von Fremdkompositionen war immer schon ein Faible des Musikers. Mit Songs von The Meters, The Box Tops, Freddie King oder B.B. King hat sich der Brite bereits beschäftig und jetzt sind es die Neville Brothers Diese Nummer muss man doch glatt zweimal hören, sonst kann man kaum glauben, was aus der Vorlage geworden ist. Traumhaft!
Matt Schofields "Far As I Can See" ist fantastisch. Hier lechzt das Blues-Herz nach mehr. Das Album ist großes, ganz großes Kino. Der Musiker hat die Gabe, tolle Lieder zu schreiben, kann mit seiner Gitarre zaubern und stellt den Rock'n'Roll in aller Kürze auch noch auf ganz junge Beine ("Tell Me Some Lies"). Matt Schofield eröffnet sich mit Niveau neue Spielwiesen. Hats off!
Line-up:
Matt Schofield (guitar, vocals)
Jonny Henderson (organ)
Carl Stanbridge (bass)
Jordan John (drums)
James Morton (saxophone)
Tracklist
01:From Far Away (5:45)
02:Clean Break (4:51)
03:Getaway (4:38)
04:Breaking Up Somebodies Home (5:06)
05:The Day You Left (9:16)
06:Oakville Shuffle (4:26)
07:Hindsight (5:00)
08:Everything (3:58)
09:Yellow Moon (5:57)
10:Tell Me Some Lies (2:44)
11:Red Dragon (9:43)
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