Zwar wird der Name Michael Schenker meist in Verbindung mit den Altrockern von UFO und Scorpions in Verbindung gebracht, doch so richtig entwickeln konnte sich dieser begnadete Gitarrist Ende 1979, als er die Michael Schenker Group gründete.
Nach dem ersten Betrachten der folgenden guten Stunde überkam mich ein eigenartiges Gefühl. Ich kann mich selbst gut daran erinnern, als ich damals die Nächte wach blieb um mir die Rockpalast-Konzerte reinzuziehen, u.a. auch den Gig, den der WDR zum neuen Leben auf einer DVD erweckte. Eigenartig deshalb, weil einem das Bild vor gut 30 Jahren als letztes in Erinnerung bleibt und man fast erschrickt, wenn man den Schenker von heute sieht. So kramte ich als Vergleich sofort mal meinen Uralt-Ausweis hervor und muss eingestehen, dass auch meine Visage sich in den letzten drei Jahrzehnten stark verändert hat. Gegen den Alterungsprozess kann man halt nichts machen.
Es war der 24. Januar 1981, als die Band in der Hamburger Markthalle auftrat und nicht Wenige der Meinung waren (auch heute noch), dass Schenker damals das beste Line-up beisammen hatte, mit dem er jemals musizierte. In der Tat, bestand die Besetzung mit Sänger Gary Barden, dem Bassisten Chris Glen, dem Keyboarder und Rhythmusklampfer Paul Raymond, sowie dem Schlagzeuger Cozy Powell aus absoluten Hard Rock-Profis. Dementsprechend fällt auch die Qualität der musikalischen Zeitreise sehr hoch aus. Wer aus heutiger Sicht die außergewöhnlichen Fähigkeiten eines Steve Vais oder Satrianis zu schätzen weiß, dem kann ich getrost mitteilen: Das hatte der gute Michael schon vor dreißig Jahren drauf! Und alles ohne großen Firlefanz! Einfach auf die Bühne und 'Feuer frei'! So wie nach dem kurzen Intro mit "Armed And Ready", als das Quintett gleich auf höchster Betriebstemperatur spielte. Schon damals wussten die Kameraleute, dass die Fans auch auf tolle Nahaufnahmen Wert legen und so kann man dem Gitarrenwahnsinn Schenkers sehr gut folgen! Aber verstehen? Auch beim folgenden Teil "Cry For The Nations", einem starken Klassiker, zieht Michael extrem heftig die Zügel an und beeindruckt bei wiederholten Nahaufnahmen durch seine schwindelerregende Schnelligkeit! Ich bin jetzt schon dermaßen begeistert, dass ich am liebsten in einen Jungbrunnen fallen möchte, um damals live dabei gewesen zu sein.
Nach "Victim Of Illusions" folgt mit "Natural Thing" ein Song, der mehr im Blickfeld von Bardens Gesang steht und durch tolle Bilder von einer Hinterkamera eingefangen, glänzt. Danach entledigt sich der Vokalist seines weißen Jacketts, gönnt vor allem dem weiblichen Anhang tolle Einblicke auf seinen durchtrainierten Körper und eröffnet unter dem Schlagzeugwirbel Powells "Feels Like A Good Thing". Logisch, dass sich irgendwann Schenker mit seiner Flying V einmischt und damit den anderen die Show stiehlt.
Vor "Into The Arena" werden erstmals die Fans in einer eindrucksvollen Nahaufnahme eingefangen und mein erster Gedanke ist: Mann, so sah ich auch mal aus! Der Ausnahme-Gitarrist scheint sich mit diversen Soli bei diesem Stück nur warm zu spielen, bevor er mit dem UFO-Klassiker "Rock Bottom" die Fans zu wahren Jubelstürmen veranlasst. Das Teil hat die Truppe in gut zehn Minuten den Anwesenden um die Ohren geblasen! Selbst wer die damalige Zeit nicht hautnah erlebt hat, dem garantiere ich Gänsehaut pur! Schenker ist in seinem Element, bestens von Raymond am Keyboard unterstützt, spielt er sich in einen wahren Rausch! Uff, das Teil hat gesessen!
Barden nimmt bei "Lookin' Out From Nowhere" fast Scottische Züge an und schaut genauso provokant ins Publikum, wie einst der Frontmann von AC/DC! Überhaupt gibt die Band alles, was der Anhang dankbar aufsaugt. Nach "Lost Horizons" folgt der nächste UFO-Kracher "Doctor Doctor". Nun hat sich Paul Raymond Gary Barden zum Vorbild genommen und sich seiner Oberbekleidung komplett entledigt und gibt sich als wilder Rhythmusgitarrist. Zum Schluss bekommen wir mit "Lights Out" noch ein weiteres Highlight auf die Löffel und Augäpfel und Schenker selbst ist wohl der Einzige, der noch in voller Montur, mit Lederjacke, seinen Mann steht.
Fazit: Ich habe soeben ein tolles Zeitdokument gesehen, in dem Michael Schenker die herausragenden Merkmale setzt. Meist als Großmeister der Soli, die sein extrem gut ausgebildetes Gitarrenspiel ein ums andere Mal prächtig in Szene setzen! Letztlich ist es aber die Gesamtheit der Band, die zum großartigen Gelingen des Konzerts beitrug, wobei kein Einziger abfiel! So passt der Zusatz vom Rockpalast: Hardrock Legends Vol.2, wie die Faust aufs Auge! Denn ich habe soeben eine wahre Hard Rock-Legende gesehen und lege die DVD mit viel Wehmut in die Hülle.
Line-up:
Michael Schenker (lead guitar)
Gary Barden (vocals)
Chris Glen (bass)
Paul Raymond (keyboards, rhythm guitar)
Cozy Powell (drums)
Tracklist |
01:Intro
02:Armed And Ready
03:Cry For The Nations
04:Victim Of Illusions
05:Natural Thing
06:Feels Like A Good Thing
07:Into The Arena
08:Rock Bottom
09:Lookin' Out From Nowhere
10:Lost Horizons
11:Doctor Doctor
12:Lights Out
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