Bluegrass, Country und Folk - die Waffenkammer ist gefüllt: Mandoline, Geige, Dobro, Banjo, Harmonika. Dazu kommen Gitarren, die zupfen, Akkorde schlagen und sliden sowie die B-3. Starkes Geschütz also und die stimmliche Feuerkraft der Protagonistin wird durch eine musikalische Armee an vokalen Harmonie-Künstlern verstärkt.
Bluegrass - die Richtung dürfte klar ein. Es geht meistens traditionell zu. Zum einen was die Texte betrifft, und zum anderen musikalisch. Das ist ziemlich nahe an amerikanischer Volksmusik, die auf die Renter-Porch genauso passt, wie auf die Bühnen der Saloons. Aber es schimmert auch das Duo Garcia/Grisman durch und wenn wir da gerade beim Jam-Vater sind: Wenn Daniel Rosenthal seine Trompeten-Parts beisteuert, meint man schon auch, eine Passage der deutschen Jamband Schluff Jull zu hören. Schwer in einer Richtung zu halten, die Dame. Auch jazziges findet leichten Einzug und das Pendel schlägt auch schon mal in die Richtung Nancy Griffiths. Reicht nicht? "Gray Sky Girls" dagegen ginge durchaus auch als Wiener Fiakermusik durch.
Naomis Mitstreiter sind aus der Nashville-Szene rekrutiert, produziert hat "Gentle As The Sun" Jim Rooney und für die Aufnahme war David Fergusson, der auch für Johnny Cash und dessen Produzenten Rick Rubin arbeitete, verantwortlich.
Bereits der Opener ist ein Hammer, der unbarmherzig das Wort Ohrwurm in die Lauscher klopft. Ich bin mir sicher, dieser Titel ist einer der meistgespielten auf den amerikanischen Highways.
Aufgewachsen ist Naomi in einem musikalischen Haus in New England und bereits im zarten Alter von fünf Jahren stand ihr Name auf einer Bluegrass-Platte für Kinder. Sie studierte Literatur und Musik und was sie nicht lernen konnte, sondern einfach besitzt, ist ihre Stimme. Diese bewegt sich mühelos durch die 14 Tracks und gibt immer und jederzeit das Feeling welches notwendig ist, um den Texten Ausdruck zu geben.
Das Songwriting muss man als gekonnt bezeichnen. Wenn die Fiddle fiddeln soll, dann tut sie das. Und zwar so, dass sich nichts in den Weg stellt. Gleiches gilt für Dobro und Banjo. Die Rhythmiker pflegen dezent die Basis, auf der sich der Teppich aus ohrgefälligen Tunes ausbreitet. Die Grenzen zwischen Bluegrass, Country und Folk sind fließend und so können Freunde vieler Richtungen und aller Altersgruppen an diesem Album gefallen finden. Oft wird aus einem trabenden Country-Schunkler ein in Ansätzen jazzig jammender Bluegrass-Zappler, um im nächsten Moment ins Folk-Lager zu schwenken. Es hat 'erwachsene Schleicher' wie den Titelrack und stimmungsvolle, nachdenklich machende Stücke wie "Hypnotizing".
Eine Scheibe, wie bereits erwähnt, für viele und man muss Naomi attestieren, unter dem Dach 'amerikanische Musik' für jeden eine Ecke geschaffen zu haben. Auch auf meiner 'Porch' sind ab und an Menschen anzutreffen, die weder vom Alter, noch von der musikalischen Ausrichtung her die gleiche Sprache sprechen.
"Gentle As The Sun" wird ihr gemeinsamer Nenner sein.
Line-up:
Naomi Sommers (vocals, acoustic guitar, harmony vocals - #1,3,9,10,13,14)
Lisa Bastoni (harmony vocals - #2,6,9,11,12,14)
Noam Weinstein (harmony vocals - #8,9,14, electric guitar, piano - #4,14)
Phil Rosenthal (harmony vocals - #3,14)
Jim Rooney (harmony vocals - #14)
Daniel Rosenthal (trumpet)
Mark Howard (acoustic guitar)
Tim Crouch (mandolin, fiddle)
Al Perkins (dobro)
Richard Bailey (banjo)
Kirk 'Jellyroll' Johnson (harmonica)
Pete Wasnerz (piano, Hammond B-3)
Dave Pomeroy (upright bass)
Pat McInemey (drums & percussion)
Tracklist |
01:Two Sparrows
02:Hypnotizing
03:Come Home
04:February
05:Gentle As The Sun
06:Sea Of Heartbreak
07:Mama's House
08:Top Of The Hill
09:Watershed Song
10:Gray Sky Girls
11:Now He's Gone
12:Hard To Love You
13:Fine Morning
14:It'll Be Alright
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