Neal Smith / KillSmith Two
KillSmith Two Spielzeit: 63:11
Medium: CD
Label: Kachina Records, 2011
Stil: Rock

Review vom 08.01.2012


Jochen v. Arnim
Jeder von uns hat Neal Smith schon einmal gehört, viele von uns kennen mehr als einen Song, bei dem er mitgewirkt hat, auswendig oder zumindest den Refrain. Wenige allerdings sind wohl richtig firm, wenn es um das Schaffen des Solo-Künstlers Smith geht. Lösen wir das Rätsel mal auf:
Alice Cooper ist ja hinlänglich ein Begriff und die alte sogenannte Alice Cooper Band mit den großartigen Hits wie "School's Out" oder "I'm Eighteen" sicherlich auch. Und in eben dieser Band hat gewisser Neal Smith getrommelt, erfolgreich getrommelt, war quasi Gründungsmitglied. Nun, das ist über 40 Jahre her und die Band Alice Cooper gibt es so natürlich längst nicht mehr. Seit Mitte der siebziger Jahre tourt der vormals als Vincent Furnier bekannte Sänger der Band unter diesem Namen als Soloprojekt und hat uns erst kürzlich mit einer neuen Veröffentlichung erfreut. Zusammen mit Mitgliedern der ursprünglichen Band hat das entsprechende Gremium unlängst auch ein Einsehen gehabt und alle Mann in die Rock'n'Roll Hall of Fame aufgenommen.
Sucht man nun im WWW nach diesem Smith und geht auf seine Website, so wird man gewahr, dass er neben 'seinen' 25 Millionen verkauften Alben ungefähr denselben Wert in Immobilien umgesetzt hat, sein zweites Standbein, mit dem er sich erfolgreich in New England aufgestellt hat. Die Musik hat er aber auch nie lassen können und während all der Jahre fleißig weiter getrommelt. Neben der nur sehr kurzen Revitalisierung der alten Alice Cooper Band unter dem Namen The Billion Dollar Babies hat er auch bei und mit Deadringer, Buck Dharma oder den Plasmatics gewirkt. Dazu kommt sein neueres Projekt KillSmith, gerne auch Kill$mith geschrieben, dessen drei Jahre zurückliegendes Erzeugnis nicht gerade eine Rakete gewesen ist und besonders aufgrund der nicht radiotauglichen Texte ins Gerede gekommen war. Trotz oder wegen der eher mauen positiven Reaktionen hat er an einem Nachfolger gearbeitet und diesen schon vor einigen Monaten auf den Markt gebracht.
Er wolle nicht mehr, dass selbst ein betrunkener Seemann bei manchen Formulierungen rot werden müsse, so Smith zu seinen erneuten Ambitionen. Die Kompatibilität seiner Texte für viel Airplay sei eines der wichtigsten Anliegen gewesen, dazu ausgefeilte Melodien und eingängige Refrains. Schaut man sich das Line-up an, so mag man schon vor dem ersten Hören die Vermutung anstellen, dass es bei drei Lead Gitarristen und einem Drummer als 'Chief' um harte Kost gehen könnte.
Mit "2000 Miles From Detroit" werden wir in die Scheibe geschmissen und neben einem harten Riff wird versucht, mittels Sprechgesang den Eindruck eines richtigen Biker-Songs zu hinterlassen. Melodie und Refrain sind eingängig, OK, der Gesang lässt etwas zu wünschen übrig, ist wenig modelliert und würde durchaus in einen abgeranzten Mopped-Schuppen passen. Dazu gibt es immer wieder - übrigens auf der gesamten Scheibe - Solo-Einlagen der Gitarristen, mal verzerrt, mal passend melodisch eingebaut. Auch "Suicide Highway" bringt wenig an neuen Erkenntnissen, Gitarrenläufe, bisschen Bass und ein Schlagzeugspiel, das den vormals so innovativen Smith nicht gerade in den Olymp heben wird. "Cemetary Of The Damned" wird dann metallener, mit schwerem, düsterem Riff, eigentlich gar nicht mal schlecht, wenn es nicht quasi nahtlos in "Evil Voodoo Moon" überginge. Das wieder leicht angezogene Tempo mag vordergründig der einzige Unterschied sein, allein die Gitarren-Soli gegen Ende bieten noch etwas anderes Futter. Neal Smith bezeichnet diesen Song als die Mutter der letzten Cooper'schen Single-Auskopplung "I'll Bite Your Face Off" von Welcome 2 My Nightmare. "Death By The Numbers" ist ein Track, bei dem es sich durchaus mal lohnt, dem Text zu folgen. Alte Alice Cooper-Manier, gruselig und ein wenig abstrus. Dazu wieder ein schweres, zähes Riff und der betont kernige Gesang des Immobilienmaklers.
Wir warten bis wir bei "Die For The Night" angelangt sind, denn hier haben wir erstmalig etwas Abwechslung in Form eines eher melodisch klingenden Songs. Auch die Instrumentierung weicht vom bislang üblichen Standard ab, selbst die Vocals variieren hier. Natürlich räumt der Boss wieder etwas Platz für ein kleines Solo auf der Sechssaitigen frei und auch das ist passenderweise anders als die bis dato gehörten. Es folgt "Strip Down" und wir sind wieder beim Old School-Rock des Herrn Smith angelangt, Trommel und Gitarren, dazu sein Gesang, manchmal ein bisschen sleazig, not bad at all. Auch das direkt darauf folgende "Kiss My Rock" gibt uns noch einmal die besseren Seiten des Albums, das Schema ist zwar immer gleich, die Riffs, die Gitarren-Soli, das unablässige Bearbeiten der Snare, alles wirkt nach demselben Muster gestrickt. Kaum ist das aber geschrieben, bekommen wir beim Rausschmeißer "Squeeze Like A Python" noch einmal unerwartete Synthie-Klänge geboten, die dem Song neben der Abwechslung auch etwas Leichtigkeit verschaffen.
Was die Radiotauglichkeit anbelangt, haben wir es mal wieder mit der typischen amerikanischen Scheinheiligkeit zu tun. Abgerissene Köpfe, Untote und massenhaft Blut sind fein, kommt aber ein kleines F-U-C-K vor, bist du draußen. Jede Diskussion dazu ist natürlich überflüssig und ich möchte schon gar nicht den Eindruck erwecken, nur ein zotiger Text sei eines wahren Rockers würdig. Manchmal sind die vorliegenden Lyrics ein wenig 'over the top', aber man merkt halt, aus welchem Stall Mr. Smith kommt und er zieht seinen Stiefel konsequent durch. Das macht es auch etwas schwierig, dem Album eine ungespaltene Meinung zuteil werden zu lassen. Einerseits haben wir es mit einigen durchaus kernigen Titeln zu tun, die ich mir sehr gut auch live in entsprechendem Ambiente reinziehen würde. Andererseits kommt es mir zwischendurch an einigen Stellen etwas zu sehr gezwungen vor. "Legend Of The Viper Company" ist dabei so ein Beispiel eines Songs, der so gar nicht mehr zum über 60-jährigen Immobilienmakler passen mag - subjektiv empfunden. Das Gleiche gilt natürlich auch für die Texte, die man, so betrachtet, ja auch einem Alice Cooper als wenig glaubwürdig ankreiden mag. Der gläubige Kirchgänger, der für seine Musik und seine Auftritte eine vollkommen andere Person darstellt. Aber das ist halt das Cooper'sche Konzept, das man auch einem Neal Smith zugestehen muss.
Line-up:
Neal 'Kill' Smith (lead vocals, rhythm guitar, synthesizer, drums, percussion)
Peter 'The Cat' Catucci (bass, backing vocals)
Doug Wahlberg (lead guitar)
Kevin Franklin (lead guitar)
Brian Morell (lead guitar)
Pete 'Keys' Hickey (keyboards)
Tracklist
01:2000 Miles From Detroit
02:Suicide Highway
03:Cemetary Of The Damned
04:Evil Voodoo Moon
05:Death By The Numbers
06:Crimes Of High Passion
07:Legend Of The Viper Company
08:Die For The Night
09:Strip Down
10:Kiss My Rock
11:Anything
12:Squeeze Like A Python
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