Nina Simone / To Be Free: The Nina Simone Story
To Be Free The Nina Simone Story Spielzeit: 77:52 (CD 1), 79:00 (CD 2), 77:39 (CD 3), 24:00 (DVD)
Medium: Box-Set: 3 CDs/DVD
DVD-Technik:
FSK: ohne Altersbeschränkung
Sprache: French, Italian, German, English (Untertitel)
Label: RCA/Legacy/Sony Music, 2013 (2008)
Stil: Jazz, Soul, Blues, R&B


Review vom 13.03.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Compilations von Nina Simone (1933-2003) gibt es unter ganz verschiedenen Blickrichtungen auf ihre Karriere wie Sand am Meer. Darunter befinden sich viele bemerkenswerte Zusammenstellungen, aber aus meiner Sicht stellt "To Be Free: The Nina Simone Story" alle anderen Veröffentlichungen in den Schatten.
Die drei CDs, nach Phasen chronologisch sortiert (1957-1968/1968-1969/1969-1993), sind von der Spielzeit her sehr gut gefüllt. Die DVD macht den brillanten musikalischen Eindruck des Albums perfekt. Ganz zu schweigen vom wunderschönen Booklet, das fast genauso viele Seiten hat, wie sich Songs auf den drei Platten befinden. Neben einer kurzen Biografie von Ed Ward wird jeder einzelne Song mit Line-up (wenn bekannt) und einem Kommentar aufgelistet. Dabei hat auch der Nina Simone-Biograf David Nathan zum Stift gegriffen.
Die Tracklists sind sehr unterhaltsam gestaltet worden. Auf allen Scheiben gibt es einen schönen Wechsel zwischen Studio- und Liveaufnahmen. Die Aufstellung der bisher unveröffentlichten Lieder ist nicht sehr lang. Im Zusammenhang mit den insgesamt vierundfünfzig Songs spielt dieser Aspekt aber eine eher untergeordnete Rolle. Man kann sich ohne auch nur ein Anzeichen von Langeweile alle Scheiben hintereinander anhören.
Nina Simone wird in all ihren musikalischen Facetten gezeigt. Ihr intro-/extrovertierter Gesang war außerhalb jeder Kritik und eine klasse Pianistin war sie ebenfalls. Den meisten Musikfans wird wohl "My Baby Just Cares For Me" bestens im Ohr liegen. Allerdings lässt sich eine Nina Simone auf keinen Fall auf nur dieses eine Lied reduzieren.
Sie ist eine großartige Interpretin von Fremdkompositionen. Vielleicht ist es für einen nicht ganz in der Materie steckenden Hörer eine interessante Angelegenheit, sich mit dem einen oder anderen Coversong zu beschäftigen. "Don't Let Me Be Misunderstood", "I Put A Spell On You" (von Screamin' Jay Hawkins), "Suzanne" (Leonard Cohen), "My Sweet Lord"/"Here Comes The Sun"
(George Harrison), "Baltimore" (Randy Newman) oder "Nobody Knows You When You're Down And Out" (unter anderem bekannt von Eric Clapton, Bessie Smith, Rod Stewart) oder "To Love Somebody" (Barry und Robin Gibb) sind beeindruckende Interpretationen anderer Komponisten. "Don't Let Me Be Misunderstood" wurde für die Künstlerin geschrieben, um sie auch bei den R&B-Radiostationen populär zu machen. Einen Hit landeten damit allerdings zum Beispiel The Animals oder Santa Esmeralda. Was allen erwähnten Songs wie Fliesenkleber anhaftet, ist die einzigartige Interpretation von Nina Simone.
Schon bei den ersten Liedern von CD 1, die immerhin mit dem Jahr 1957 beginnen, ist der Klang brillant und lässt bis zum letzten Track nicht nach. Umwerfend!
Ihre Abstecher in Kompositionen von Kurt Weill/Bertold Brecht oder Jacques Brel ("Ne Me Quitte Pas") ist ebenso exzeptionell, wie alles andere auf "To Be Free: The Nina Simone Story". "Pirate Jenny" aus der "Dreigroschenoper" hier im Trio gespielt, ist der Hammer. Nina Simone offenbart dem Hörer in einem Song alle ihre großartigen gesanglichen Fähigkeit. Dieses Stück vereinigt sie in knapp sieben Minuten.
"Sunday In Savannah" sowie "Backlash Blues" bilden die musikalische Brücke zur zweiten Platte, denn auch "Mississippi Goddam" stammt von einem Konzert am 07.04.1968 in Westbury (New York). Hier erleben wir Nina Simone als politische Künstlerin, denn nur drei Tage vor dem Konzert wurde Dr. Martin Luther King in Memphis erschossen. Da muss man den von ihr und Langston Hughes geschriebenen "Backlash Blues" schon wörtlich nehmen. Der Krieg in Vietnam, die Bürgerrechtsbewegung und Frauenbewegung ... alles auch Themen einer Nina Simone. Nicht nur sie nutzte die Musik als Protest. Die Protagonistin war eine besondere Blues-Sängerin.
Natürlich erleben wir die Künstlerin in verschiedenen Line-ups. Ob, wie bereits erwähnt, im Trio oder auf der anderen Seite in Begleitung eines Orchesters ... sie brilliert hier in jeder Art und Weise.
Bei ihr gab es keine musikalischen Grenzen. So stand sie auch der sogenannten Weltmusik offen gegenüber. In "Nina" und "Zungo" wird sie unter anderem von ihrem langjährigen Weggefährten und musikalischen Direktor Al Schackman (Gitarre) begleitet. Allerdings greift er hier zur Sitar und Nadi Qamar spielt Kalimba. Die beiden Livestücke, abermals im Trio gespielt, sind exotisch, aber wunderschön.
Die Inhalte der DVD stammen von einem TV-Special, im Jahr 1970 gesendet. Nina Simone gibt im Interview Antworten auf viele Fragen. Die in der Tracklist aufgeführten Titel werden, bis auf "Go To Hell" als Schnipsel zwischen dem Interview dargeboten. Insgesamt sehr interessante etwa vierundzwanzig Minuten.
Das gesamte Album ist in schwarz-weiß gehalten. Herrlich, wie schön diese beiden Farben sein können. "To Be Free: The Nina Simone Story" ist meiner Meinung nach das Herzstück aller Nina Simone-Retrospektiven.
Line-up:
Nina Simone (vocals, piano)
Al Schackman (guitar, sitar, piano, tambourine)
Rudy Stevenson (guitar, flute)
Phil Alonzo, Eric Gale, Everett Barksdale, Henry Young, Carl Lynch, Stuart Scharf, Ernest Calabria, Richard Tee, Emile Latimer, Tom Smith, David Spinoza (guitar)
Ernie Hayes, Paul Griffin, Michael Melvoin (piano)
Weldon Irvine (organ)
Samuel Waymon (organ, vocals)
Ernie Royal,Mark Markowitz (trumpet, flugelhorn)
Joe Shepley, Harold Johnson, Wilbur Bascomb (trumpet)
Dominic Gravine (trumpet, bass trumpet)
Haywood Henry (saxophone)
Seldon Powell (tenor saxophone, alto flute)
Mel Tax (alto saxophone, baritone saxophone, flute, g-flute)
Garnett Brown (trombone)
Gordon Powell (vibes, percussion)
Michael Comins, Julius Brand, David Sackson, Louis Haber, Joseph Haber, Lewis Eley, Irving Spice, Jack Zayde, Max Ellen, Barry Finclair, Harry Glickman, Charles Libove, Harry Lookofsky, Marvin Morgenstern, David Nadien, Herbert Sorkin, Richard Sortomme (violin)
Lamar Alsop, Alfred Brown, Emanuel Vardi (viola)
Seymour Barab, Maurice Biaklin, Charles McCracken, Jonathan Arramowitz, Alan Schuman (cello)
Jimmy Bond, Chris White, Lisle Atkinson, Bob Lushnell, Gene Taylor, Chuck Rainey, Jerry Jemmott, John Beal, Charles Israels, Homer Mensch, Gary King, Gene Perla (bass)
Albert 'Tootie' Heath, Bobby Hamilton, Jeff Hamilton, Bernhard Purdie, Buck Clarke, Jim Madison (drums)
Montego Joe (drums, percussion)
Don Alias (drums, bongos, percussion)
Alvin Rogers, Essien Nkrumah, Nicky Marrero, George Devens (percussion)
Emedin Rivera (congas, percussion)
Jumma Santos (congas)
Nadi Qamar (kalima, percussion)
Eileen Gilbert, Jerome Graff, Milt Grayson, Hilda Harris, Noah Hopkins, Maeretha Stewart, Barbara Webb, Lisa Strout (vocals)
Doris Willingham, Virdia Crawford (background vocals)
Tracklist
CD 1: 1957-1968
01:Mood Indigo (4:03)
02:I Loves You, Porky (4:11)
03:My Baby Just Cares For Me (3:38)
04:Nobody Knows You When You're Down And Out (2:40)
05:You Can Have Him (Live) (5:56)
06:Wild Is The Wind (Live) (3:34)
07:Trouble In Mind (Live) (5:35)
08:When Malindy Sings/Swing Low Sweet Chariot (previously unreleased) (5:40)
09:See-Line Woman (2:37)
10:Pirate Jenny (Live) (6:40)
11:Don't Let Me Be Misunderstood (2:46)
12:I Put A Spell On You (2:36)
13:Ne Me Quitte Pas (3:37)
14:Feeling Good (2:56)
15:Four Women (4:26)
16:My Man's Gone Now (4:18)
17:I Wish I Know How I Would Feel To Be Free (3:09)
18:To Love Somebody (2:40)
19:Sunday In Savannah (Live) (3:18)
20:Backlash Blues (Live) 3:32
CD 2: 1968-1969
01:Mississippi Goddam (Live) (6:56)
02:In The Morning (2:44)
03:Ain't Got No-I Got Life (Previously Unreleased In The US-Alternative Version) (2:58)
04:Do What You Gotta Do (3:01)
05:Seems I've Never Tried Loving You (3:03)
06:Just Like Tom Thumb's Blues (4:51)
07:The Times They Are A-Changin' (5:57)
08:Turn! Turn! Turn! (To Everything There Is A Reason) (3:42)
09:The Other Woman (Live) (6:02)
10:I Think It's Going To Rain Today (Live) (4:45)
11:Save Me (Live) (3:33)
12:Revolution (Live) (6:24)
13:To Be Young, Gifted And Black (2:51)
14:Black Is The Color Of My True Lover's Hair (Live) (3:25)
15:Westwind (Live) (8:48)
16:Who Knows Where The Time Goes (Live) (4:59)
17:Suzanne (Live/Previously Unreleased In The US) (5:03)
CD 3: 1969-1993
01:No Opportunity Necessary, No Experience Needed (Live/Previously Unreleased) (4:52)
02:Just Like A Woman (4:52)
03:Here Comes The Sun (3:35)
04:Tanywey (Previously Unreleased) (3:28)
05:Funkier Than A Mosquito's Tweeter (Live) (5:18)
06:My Sweet Lord/Today Is A Killer (Live) (18:20)
07:Let It Be (Live/Previously Unreleased) (5:02)
08:Poppies (4:47)
09:Mr. Bojangles (Live) (4:42)
10:I Want A Little Sugar In My Bowl (Live) (5:48)
11:Nina (Live/Previously Unreleased) (4:14)
12:Zungo (Live/Previously Unreleased) (4:20)
13:Baltimore (4:40)
14:A Single Woman (3:33)
DVD: Nina: A Historical Perspective
Ain't Got No-I Got Life
Private Jenny
Don't Pay Them No Mind
Milestones (Instrumental)
Go To Hell
Blacklash Blues
Percussion/Drums/Clapping/Dancing
I Wish I Knew How It Would Feel To Be Free
Precious Lord
 
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