Diese CD gehört zu einem kleinen Paket, das wir mit schwedischer Prog-Rock-Musik bekommen haben und das bei mir zum Besprechen gelandet ist. Wobei ich schon beim ersten Antesten meine Probleme hatte, ob das auch so wirklich in dieses Schema passt. Patrik Skantze And The Free Souls Society sind mir völlig unbekannt, den verfügbaren Informationen nach stammt die Band aus Stockholm. "Fiction At First View" wurde bereits 2005 erstmals veröffentlicht, wie es schon jetzt zu einem Re-Release kam, erschließt sich mir nicht.
Im Gegensatz zur jüngst besprochenen CD von Gösta Berlings Saga aus dem Paket handelt es sich hier um sehr organische Musik, die zwar auch ihre Wurzeln in der Aufbruchszeit der Rockmusik hat, aber in ganz anderen Gefilden.
Der Titeltrack (seltsamerweise ist zunächst die komprimierte Radio-Version vorangestellt) ist reinster Westcoast-Pop, da werden Erinnerungen an die frühen Jefferson Airplane und It's A Beautiful Day mit ihren gemischten Chorharmonien wach. Auch bei "Life Provider" ertönt astreiner Frisco-Sound mit leicht psychedelischen Verfremdungen und schönem Groove - with Love … Lange nicht gehört. Beim direkt angehängten, instrumentalen "A New Morning In-Sight" geht's hippiemäßig weiter, mit feiernden Leuten, Flöten, Bongos und einem Cello, eine helle Gitarre sorgt für die anbrechende Dämmerung. Dann taucht die Sonne mit kräftigen E-Gitarren-Strahlen hinter dem Horizont auf und verkündet einen strahlenden Tag. Klasse Teil!
"Strange Days" gibt mit leicht verzerrter Stimme eine etwas verhangene Stimmung wieder; nach dem vorherigen Sechsminuten-Opus ein kurzes 1:45 Min.-Intermezzo, gekonnt eingefügt. Dass Herr Skantze reichlich Neil Young
aufgesogen hat, das wird bei "Gleam Of Hope" deutlich, ein schönes träumerisches Stück, bei dem der Bandleader und seine Co-Sängerin Eva Björkner im ersten Teil auch die brüchige Stimme bestens hinbekommen. Dann wird's zwischenzeitlich mal etwas proggiger, bevor eine lyrische E-Gitarre zurück zum Anfangsthema führt. Erneut elf sehr abwechslungsreiche Minuten!
Erwartungsgemäß kommt dann wieder ein ruhiger Song, bei dem das Sängerpärchen ein etwas sentimentales Duett mit Cellobegleitung anstimmt. In diesem Konzept nichts dagegen einzuwenden! Allerdings hätte Skantze alle hohen Parts seiner Partnerin überlassen sollen, die ein richtiges Goldkehlchen ist. Dass es anschließend ("The Plunge") mit angezerrter, riffiger Gitarre zunächst mal wieder richtig kracht, ist auch klar. Mit der Querflöte dazu, einer kurzen Drums/Percussion-Einlage, Synthies-Jaulen, verquerer Rhythmik und melodischen Passagen wird jetzt mal länger bei den U.K.-Früh-Proggern reingeschaut. Und - Vorsicht! - abgerauscht. Passt auch!
"Craving For Knowledge" hat eindeutig Beatles-Charakter. Die zwölf- und sechsaitigen Gitarren sind zusammen mit dem Gesang an "Norwegian Wood" angelehnt. Wer hört's zur Abwechslung nicht mal gern? Es folgt mit "Appease" ein gekonntes akustisches Gitarrenstück, schön folkrockig beschwingt, bevor der Titeltrack dann seine ganze Schönheit entfalten darf, Kirchenglocken, Vogelgezwitscher und verträumtes Intro inklusive.
Ich bin sicher, dass es da noch viel mehr zu entdecken gibt, so abwechslungsreich und vielschichtig ist das Album. Zu "Fiction At First View" kann man Patrik Skantze und seiner 'Gemeinschaft der freien Seelen' nur gratulieren. Ein richtig gutes Werk mit astreinem Klang, perfekt produziert, eine sehr ansprechende Zeitreise in die Welt der frühen Westcoast-, Psychedelic- und Progressiv-Sounds. Und in meine Jugend. Nein, keine Fiktion - sowas Schönes gab's wirklich mal!
Line-up:
Patrick Skantze (vocals, guitar, bass, piano, keyboards)
Christopher Korling (drums, congas)
Eva Björkner (vocals, flute, piano)
Patrick Öhlin (bass, cello)
Tracklist |
01:Fiction At First View (Radio edit)
02:Life Provider
03:A New Morning In-Sight
04:Strange Days
05:Gleam Of Hope
06:My Dreams Of Late
07:The Plunge
08:Craving For Knowledge
09:Appease
10:Fiction At First View
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Externe Links:
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