PF Sloan / Sailover + EP
Sailover Spielzeit: 57:16 (Sailover), 24:30 (EP)
Medium: CD und EP
Label: Hightone Records, 2006
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 06.11.2006


János Wolfart
PF Sloan ist ein Veteran der popmusikalischen Geschichte und zugleich ein Phantom. Einerseits schrieb er in den 60ern Songs für diverse Pop- und Rock-Bands, von denen "Eve Of Destruction" ein Nr. 1 Hit für Barry McGuire war und den meisten RockTimes-Lesern vom Hören bekannt sein sollte. Andererseits konnte er seine Solo-Karriere nie erfolgreich gestalten und verschwand Anfang der 70er Jahre in der Versenkung, kämpfte gegen Depression und Katatonie. Eine erste Auferstehung feierte er mit einer 1993 in Japan veröffentlichten CD, um mit "Sailover" und einer EP heuer einen neuen Angriff zu wagen.
Sloan gehört zu den Songwritern, die schöne Stücke schreiben können, aber nicht mit der stärksten Stimme ausgestattet sind - nervtötend wie Bob Dylan klingt er zum Glück aber nicht. Er versteht es jedoch, Stimmungen auszudrücken. Genremäßig bewegt er sich zwischen Folk, Pop, Roots und Rock mit gelegentlichem Americana-Feeling. Neben fünf alten, einer Frischzellenkur unterzogenen Songs gibt es neun Neukompositionen auf "Sailover".
Der Oldie "Sins Of A Family" als Opener zeigt gnadenlos die gesangliche Mittelmäßigkeit von Sloan auf, da Lucinda Williams sie in Grund und Boden shoutet. Auf "Violence" klingt die E-Gitarre extrem hart und unterstützt die düstere Stimmung. Richtig gerockt wird ansonsten noch auf "Hollywood Moon" mit unwiderstehlichen Piano- und Saxofon-Fills, dem Titeltrack (hier sogar in Stones-Manier) und "Love Is 4Giving". "PK & The Evil Dr Z" ist ein galoppierender Country-Rocker, der eine Botschaft an die Fans enthält.
Aber ansonsten werden hier aus der Überraschungstüte längst vergangene Folk-Rock-Tage gezaubert, mit Jingle-Jangle-Gitarren, oftmals mit der Mundharmonika als Soloinstrument und der Orgel als Untermalung. Interessant wird es, wenn Buddy Miller und Frank Black ein bzw. zwei Strophen singen dürfen und überragend wird es, wenn Audley Freed ein äußerst gefühlvolles Solo auf der Gitarre spielt ("Where Were You When I Needed You"- in memoriam Cry Of Love). Ansonsten fehlen einem die nicht auffindbaren Lyrics zu den einzelnen Songs, um ein definitives Urteil über das Songwriting abgeben zu können. Der arme Rezensent ist nicht in der Lage, jedes geschluckte Wort des geschätzten Herrn Sloan zu verstehen.
Auf der EP befinden sich sechs Tracks, von denen die ersten drei genauso auf dem Album zu finden sind. "You Baby" ist ein netter Pop-Song aus der Feder von Sloan, der anno '66 ein großer Hit für The Turtles war. Dann machen wir eine Drehung um 180 Grad und weiter geht's mit dem Blues-Rocker "Wild Strawberries". "Whatever God Wants" bietet einen hörenswerten Tempowechsel.
Alles in allem handelt es sich hier um zwei recht ordentliche CDs, die einen aber auch nicht vom Hocker reißen. Das Alterswerk eines Phantoms, das nicht ganz phantastisch ist.
Tracklist
Sailover:
01:Sins Of A Family
02:Violence
03:If You Knew
04:Soul Of The Woman
05:Eve Of Destruction
06:Halloween Mary
07:All That Time Allows
08:Hollywood Moon
09:Where Were You When I Needed You
10:Love Is 4Giving
11:Cross The Night
12:Sailover
13:PK & The Evil Dr Z
14:From A Distance
EP:
01:Eve Of Destruction
02:Violence
03:Sins Of A Family
04:You Baby
05:Wild Strawberries
06:Whatever God Wants
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