Über die seit 30 Jahren erfolgreiche Band Saga aus Kanada muss man nicht mehr viel sagen. Sie ist hinreichend für ihren knackigen Melodic Rock bekannt. Für Aufsehen hat sie gesorgt, als Ausnahmesänger Michael Sadler im Jahre 2007 seinen Ausstieg verkündete. Doch scheinbar war schon geplant, nur dreieinhalb Jahre später für das allzu überraschende Comeback zu sorgen. Es gab zwischendurch ein Studioalbum mit dem Sänger Rob Moratti, welches ganz ordentlich, aber natürlich weniger erfolgreich war als andere Scheiben der Band. Doch "The Human Condition" ist nicht das einzige Album mit Moratti geblieben. Es existiert zudem das hier besprochene Konzertalbum "Heads Or Tales Live". Also die 1985er-Platte "Heads Or Tales", live eingespielt.
Wer braucht so ein Album? Von Saga gibt es mit "Detours" und "In Transit" schon eine sehr gute ältere und eine sehr gute neuere Live-Veröffentlichung, sowie einige andere Live-Scheiben wie "The Chapters Live". Man könnte jetzt denken, "Heads Or Tales Live" wäre etwas für Leute, die Sagas Musik mögen, aber mit Michael Sadlers Gesang nichts anfangen können. Aber gibt es überhaupt solche Leute? Man weiß es nicht.
Positiv sticht heraus, dass die Keyboards im Vergleich zum alten Studioalbum gar nicht mal großartig modernisiert wurden, noch in irgendeiner Form 'zeitgemäß' abgespeckt wurden. Zum Glück nicht. Denn Sagas Musik lebt von Jim Gilmours Keyboardspiel bzw. sogar von den Gitarren/Keyboard-Duellen zwischen Gilmour und Ian Crichton. Rob Moratti macht seinen Job als Sadler-Ersatz sehr gut und die anderen üblichen Verdächtigen spielen so gut sie können. Die Songs sind alle auf eine angenehme Art massentauglich. Die Melodien gehen perfekt ins Ohr und sind trotzdem nach öfterem Hören nicht ausgelutscht. Aber das galt für das originale Studioalbum auch schon.
"The Flyer", "Cat Walk" und "Social Orphan" sind Uptempo-Songs. Richtige Rocker, die vor allem bei einem Konzert besonders fetzen. "Intermission" ist eine behutsame Ballade, aber auch im typischen, hymnenhaften Saga-Sound. "Scratching The Surface" ist gesanglich auch eher ruhiger, instrumental jedoch etwas treibender. "The Sound Of Strangers" ist eher im Midtempo-Bereich einzuordnen.
Neue Features oder Feinheiten findet man hier nicht. Die Stücke sind nur marginal kürzer oder länger als die Originale. Und viel verändern tut sich dadurch nicht. Morattis Stimme passt am besten zu "The Writing" oder "Pitchman", einem epischen Kracher, dessen Keyboard- und Gitarrenläufe ihn gegen Ende zu einem großartigen Rausschmeißer machen. Man hört der Band aber den Spaß am Musizieren in jedem einzelnen Song an. Wie auf dem 85er "Heads Or Tales" singt Jim Gilmour "Scratching The Surface".
Es steckt noch viel Frische in der Band drin. Sie klingen nicht richtig altbacken, dafür ist der Sound einfach zu dynamisch und die Musiker zu flink am Werk. Allerdings bleibt die Frage, ob sich nach Sadlers Rückkehr mal stilistisch wieder was ändert, wie z.B. 1995 auf "Generation 13". Denn vor dem einzigen Moratti-Studioalbum "The Human Condition" haben Saga die immer gleiche Melodic Rock-Musik abgeliefert, die jedem Fan gefällt, aber dem Musikkritiker doch arg hinterfragen lässt, ob die Band in kompositorischer und arangierender Hinischt zu mehr fähig ist, als zum soliden, knalligen aber sich doch wiederholenden Bombast-Rock.
Line-up:
Rob Moratti (lead vocals)
Jim Gilmour (main keyboards, vocals)
Brian Doerner (drums, vocals)
Ian Crichton (guitar)
Jim Crichton (bass, keyboards)
Tracklist |
01:Intro
02:The Flyer
03:Cat Walk
04:The Sound Of Strangers
05:The Writing
06:Intermission
07:Social Orphan
08:The Vendetta (Still Helpless)
09:Scratching The Surface
10:The Pitchman
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