Ein 'Kann-Album', kein 'Muss-Album'. Die 2004 gegründeten Saidian liefern mit "Evercircle" nunmehr ihren dritten Rundling mit Schwaben-Metal ab; und ich schwanke hin und her zwischen 'Gähn! Wer braucht denn so was noch?!' und 'Och, kuck mal, gar nicht übel, die Jungs! '
Das Problem ist: Sie klingen überhaupt nicht wie sie selbst. Stattdessen einigermaßen stromlinienförmig nach einer Handvoll Metal-Bands, die genau die Nische schon beharrlich besetzen, in welche Saidian ebenfalls rein möchten. Ob mit durchgedrücktem Gaspedal oder im Bombast-versetzen Mid-Tempo gehalten - hier läuft vornehmlich melodischer Power Metal nach bewährten Strickmustern vom Stapel.
Schlecht ist dieser aber keinesfalls. Auch, wenn die ziemlich markanten Keyboards doch öfter mal altbacken klingen ("The Princess" ist 80s pur!) - ihre Hymnen sind 1A und mit Sicherheit der Hit für jedes Open-Air-Festival. Sie klingen halt hochgradig nach Edguy - nicht nur, was den Stil der Songs angeht, sondern auch die hörbare Freude am Metalmachen. Und zu guter Letzt erinnert auch noch der exaltierte Gesang Markus Engelfrieds stark an Tobias Sammet.
Auch textlich führen Saidian die Tradition von Edguy oder auch Helloween ("Dr. Stein", "Mr. Torture") fort und hauen mit "Halos For Everyone" einen Song raus, der vor Ironie nur so strotzt. Vom Untergang der Menschheit und modernem Ablass ist da die Rede; denn Geld regiert die Welt:
»I'm selling halos for everyone
In substitution for Messiah who's on holiday right now
Selling halos for everyone
It's your afterlife insurance - absolution on seasonal sale«.
Bei den epischer angelegten "Once In My Dreams" und "Sign In The Sky", vor allem aber bei der mittelschnellen Power-Nummer "Solomon's Dance", kommen einem auch schnell mal Stratovarius in den Sinn. Und sobald die Keyboards Barock-Musik spielen wie bei "Sign In The Sky" klingen Saidian schwupp-di-wupp wie Royal Hunt - und zwar so sehr, dass es ein Cover sein könnte.
Nicht nur gefühlt, sondern tatsächlich gecovert wird die Band Tokyo mit dem gleichnamigen Song, der Anfang der 80er ein mittelprächtiger Hit war - zeitgenössischer Hard Rock im Stile der Scorpions. Den Klassiker machen sich Saidian gut zu eigen: Die alten Keyboards bleiben erhalten - hinzu kommt neue Power und Double Bass. Eine tolle und lange nicht gehörte Mitsing-Nummer mit großem Live-Potenzial.
Für die Chöre hat man sich übrigens Verstärkung in Form von Alex Koch ( SceneS) und Juergen Volk ( Rawhead Rexx) an Bord geholt; man pflegt eben gute Kontakte zueinander in der schwäbischen Metal-Szene. Die Arbeit hat sich auch gelohnt; denn das klingt richtig fett und zugleich hört man Engel an der Spitze des Männergesangvereins gut raus.
"Evercircle" bietet eine knappe Stunde lang sympathischen Metal ohne größere Überraschungen. Kann man haben, muss man aber nicht.
Line-up:
Markus 'Engel' Engelfried (vocals)
Rodrigo Blattert (guitar)
Stephan Lüddemann (bass)
Bernd Heining (drums)
Markus Bohr (keyboard)
Guest Musicians:
Roberto Palacios (bass)
Alex Koch, Juergen Volk (vocals)
Tracklist |
01:Out Of The Shadows (4:32)
02:Tokyo (3:56)
03:Solomon's Dance (5:28)
04:Once In My Dreams (7:01)
05:Pale Moon Rider (5:31)
06:Stroke Of Genius (6:03)
07:Moonlight's Calling (8:16)
08:Sign In The Sky (5:11)
09:The Princess (4:42)
10:Halos For Everyone (5:22)
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