Saint Lu / 02.05.2010, KuFa, Krefeld
KuFa
Saint Lu
KuFa Krefeld
02. Mai 2010
Konzertbericht
Stil: Rock
Fotos: ©Rainer Koppe


Artikel vom 09. Mai 2010


Udo Gröbbels
Liebe auf den zweiten Blick
Saint Lu In der extrem schnelllebigen Musikwelt geht auch einem freien RockTimes-Redakteur mal was 'durch die Lappen'. Da bringt Saint Lu Ende 2009 ein wirklich tolles Debüt herraus und ich bekomme das gar nicht so mit. Hatte zwar seinerzeit die Rezi vom Kollegen Joe gelesen, aber das dann auch leider nicht weiter verfolgt. Vor ein paar Wochen aber las ich dann, das Saint Lu im Rahmen einer Clubtournee auch in der ehemaligen Seidenmetropole am Niederrhein Station machen würde und das war dann der Aufhänger, mich wieder an die Frau zu erinnern.
Servus Luise
Saint Lu Hinter dem Künstlernamen verbirgt sich die Österreicherin Luise Gruber, die trotz ihrer erst 27 Jahren bereits einiges gesehen hat und viel durch die Weltgeschichte getingelt ist. Beim österreichischen Pendant zu "DSDS" ist sie nicht weit gekommen, was aber (wenn man sich unseren neuen 'Superstar' anschaut) absolut nichts heißen muss. Zu Castingshows passt ihre Musik zum Glück auch nicht, denn es geht mal locker mindesten 30 Jahre zurück in der Musikgeschichte und die 60er und 70er Jahre sind hier Programm.
Daher verwunderte auch nicht die Tatsache, das sich an diesem Sonntag Abend eher Menschen der zweiten Lebenshälfte in der kleinen KuFa trafen. Einige jüngere Fans waren zwar auch da, aber die Ü30-Fraktion war klar in der Mehrheit.
Rockkonzert im Wohnzimmer
Konzerte am Sonntag Abend sind in der Regel weit weniger besucht als Wochenend-Gigs und so herrschte leider auch an diesem Abend nicht gerade ein Riesenandrang vor der Bühne. Trotzdem füllte es sich doch noch halbwegs bis kurz Saint Lu vor 21.00 Uhr, als dann endlich die Band die Bühne betrat. An dieser Stelle mal ein dickes Kompliment an die Bühnengestaltung, denn mit alten Teppich und Retro-Stehlampe kam sofort 70s-Feeling vorab, ohne einen Ton rüber. Genauso detailverliebt war dann auch die Show von Luise und ihren vier Begleitmusikern.
Energie !!!
Nach einem kurzen, leicht psychedelischen Intro, legte Frau Gruber direkt mit ihrer Radio-Single "Don't Miss Your Own Life" los. Sparen sich andere Künstler ihre Hits für das Ende der Show, haut man hier mal direkt zum Anfang einen Hit raus. Taktisch gut gemacht, denn das Publikum war sofort dabei und mit dem anschließenden "Love Song" gab man ohne Verschnaufpause sofort weiter Gas. Erst das etwas entspanntere und extrem lässige "Rockstar Car" drosselt etwas das Tempo. Positiv viel sofort die unglaubliche Stimme von Lu auf und auch ihre Saint Lu Ausstrahlung und Bühnenpräsenz zeigte, dass diese Dame einfach ihre Musik lebt und die Energie förmlich raussingt. Da traten ihre Begleitmusiker natürlich etwas in den Schatten, die anfangs leider mit etwas dünnem und schiefem Backgroundgesang auffielen. Das mag aber auch dran liegen, das Saint Lu auf Platten auf opulente weibliche Backgroundvocals setzt, wohingegen live 'nur' vier Musiker da waren, die aber im Laufe des Konzertes immer sicherer wurden und ihre Aufgabe dann doch gut machten. An ihren eigentlichen Instrumenten aber waren die Jungs top. Das Schlagzeug schepperte richtig 'old-school', die Hammondorgel wurde wunderbar 'gequält' und Gitarrist Christian hatte einen wunderbar druckvollen und extrem bluesigen Ton drauf. Vom Sound erinnerte das alles etwas an Lenny Kravitz.
Das alles und noch viel mehr ...
Natürlich fällt die Songauswahl bei nur einer Platte nicht schwer und so wurden alle Lieder des Debüts gespielt. Saint Lu Zusätzlich hatte man noch einige neue bzw. unveröffentlichte Lieder mit eingebracht, die ebenfalls gut ankamen. Am besten wurden "Ankle-Biter", "All In One" und das umjubelte "I Say Yeah, You Say No" aufgenommen. Überhaupt war das Publikum schon nach vier Stücken in bester Tanzlaune und feierte die gute Lu gnadenlos ab. Diese war sichtlich überrascht, dass gerade in der kleinen Kufa an einen Sonntag Abend ihr und ihrer Band so viel Euphorie entgegen schwappt. Es passte aber auch alles an diesem Abend und die Leute bekamen nicht genug. Zusätzlich gab es auch noch ein paar schöne Coverversionen. Richtig gelungen war die Interpretation von John Lennons "Cold Turkey", der im Gegensatz zum etwas spröden Original mit richtig Power vorgetragen wurde. Klasse!
Noch nicht genug
Nach dieser energiegeladen Show schrie das Publikum die Band förmlich zurück auf die Bühne, die sich ihrerseits natürlich nicht lange bitten ließ. Nach einer außerplanmäßigen Wiederholung von "Don't Miss Your Own Life" gab es Saint Lu das noch nicht auf Platte veröffentlichte "Brighter Day", das auch absolut Hitpotenzial hat. Als krönenden Abschluss bekam Krefeld eine absolute Hammerversion des alten Steelers Wheel-Klassikers "Stuck In The Middle With You" geboten, der auch lautstark mitgesungen wurde. Dann war aber Schluss und trotz nur lediglich eines Albums schafften Lu und Band immerhin eine Konzertlänge von 80 Minuten.
Bleibt zu hoffen, dass die anderen Hallen der Tour etwas besser gefüllt waren und das auch Album Nummer zwei wieder so gut wird, wie das Debütalbum, das seit dem Auftritt in meiner Wohnung auf Dauerrotation läuft. Wenn das gelingt, kann Saint Lu richtig groß werden. Hoffen wir es, denn Potenzial ist ohne Ende vorhanden und freuen wir uns auf eine hoffentlich zweite Tour im Herbst. Wer auf energiegeladene und leidenschaftliche Rockshows steht, sollte unbesorgt dort hingehen. Viel Spaß!
Wir danken Kai Manke von Networking Media für die Akkreditierung
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