Drei Silben, drei Musiker, viertes Album. Samarah legen mit "Zombienation" nach. So ist es vielleicht am Treffendsten ausgedrückt. Die Saarländer erfinden sich auf "Zombienation" keineswegs neu und machen auch keine Experimente. Und das hätte ja sein können - immerhin fand seit dem Vorgängeralbum "Beyond Boundaries" ein größerer Umbruch statt. Bassist Chris Dörr (früher u. a. Tomorrow's Eve) und Drummer Tobias Hartmann sind neu in der Band. Nur Frontmann Marcel Staub, übrigens auch einst Gründungsmitglied der Band, blieb als Konstante übrig. Aber was heißt hier 'nur' - Marcel Staub spielt die Gitarre(n), singt und schreibt auch die Songs.
Von denen sind elf frische am Start, die stilistisch in dieselbe Kerbe hauen wie die Vorgängeralben. Man rechnet sich selbst musikalisch der Alternative Rock/Metal-Szene zu. Passt. Samarah gehen mit tiefliegenden Gitarren an den Start und lassen sie böse angeschärfte, von kleinen, aber schluchtentiefen Breaks furchteinflößend zerfurchte Riffs produzieren. Es groovt gewaltig, wozu natürlich auch, gerade wenn man so brachial zu Werke gehen will, eine tighte Rhythmussektion aus Bass und Schlagzeug vonnöten ist. Check - ist vorhanden.
Die Samarah-Songs teffen gleichzeitig tief in die Magengrube und betörend in den Kopf. Denn da sind einerseits die gewaltig grummelnden, bulligen Riffs, andererseits düster-mysteriöse Ruhepunkte und getragene Power-Atmos als Gegenstück dazu, wie im Titeltrack "Zombienation". In beiden Gangarten existiert Hochspannung. Und das Faszinierende, nachdem einen eine Nummer erstmal entweder wehmütig wie in "Shelter" oder böse wie in "Emotional Beefcake" empfängt, sind die dann folgenden Wechsel auf kleinstem Raum. Durch ständiges Changieren von Tempo, Gangart, Lautheit und Atmosphäre wird beispielsweise "Hold Me" zu einem Mini-Thriller von gerade mal gut vier Minuten.
Damit ist dieses Stück auch schon eine Ausnahmeerscheinung! Nirgendwo sonst wird die Vier-Minuten-Marke geknackt - stattdessen werden drei Minuten zwei Mal unterboten. Das ist gar nicht mal verkehrt so. Wie oft dehnen Bands ihre Songs, nachdem die musikalische Messe längst gelesen ist?! Samarah setzen eben auf Kompaktheit, fallen gern mit der Tür ins Haus und sind um so schneller fertig. Es gibt auch keine ausgedehnten Soli, sondern griffige 'Zwischenspiele', Übergänge ... oder wie auch immer wir das nennen wollen.
Die entstehende Kurzatmigkeit ist Programm. Die Atmosphären sind zum Bersten gespannt; und dazu passen auch die Effekte der verstörend verzerrten Gitarren - alles, was musikalisch das Licht ausknipst, wird gern genommen ... und wirkt auch prima, weil die Band den Groove raus hat. Exzellent dazu passt die sehr charismatische und schmerzerfüllte, aber nicht weinerliche Stimme Marcel Staubs, der wesentlich mehr als 'nur' ein Gitarrist mit Mikro ist, sondern ein prima Sänger mit Wucht, Gefühl und Ausdruck.
Staub singt vorsichtig genauso überzeugend wie mit Karacho; er kann shouten, flüstern und alles dazwischen. Und hohe Töne halten. Alle Facetten zeigt er zum Beispiel prima im Opener "No One Knows", der aus minimalsten Mitteln einen Ohrwurm-Brecher zusammenzimmert. Und "Black Desire" sei einfach mal als eines von mehreren guten Modellen angeführt, wo sehr melodischer und mitunter auch durchaus hoher Gesang sich mit der Düsternis des instrumentalen Unterbaus zu einem eindringlichen Gesamtsound zusammenfügt.
Vergleiche mit anderen Bands sparen wir uns einfach mal. Man könnte viele nennen aus den Bereichen Heavy Metal, Alternative, Groove Rock, Gothic Metal, ein bisschen Prog ... da hat sich nicht viel geändert bei Samarah. Aber es braucht nicht viel Einbildungskraft, um zu glauben, dass "Zombienation" tatsächlich noch ein Stück weit präsenter und direkter ist als alles Bisherige der Band: in Sachen Licht-aus-Groove-an-Produktion und auch, weil man auf Experimente wie ein Dark Wave-Intro - zu hören bei "Space Paranoia" auf "Beyond Boundaries" - dieses Mal verzichtet hat. Dafür gibt es mit "Mindcontrol" einen coolen nachdenklichen Schlusstrack mit Akustikgitarre, Effekten und Pianoklängen.
Drei Silben, drei Musiker, viertes Album .. aber die Note für "Zombienation" ist sicherlich nicht irgendetwas zwischen drei und vier! Wohl eher zwischen eins und zwei. Möglicherweise eine Zwei, weil irgendwo in den knapp 38 Minuten Gesamtspiellänge vielleicht ein, zwei Überraschungsmomente fehlen. Das ist aber Nörgeln auf hohem Niveau. Denn während jener knapp 38 Minuten lassen sich viele Einsen verteilen, weil Samarah einfach wirkt. Eins minus oder Zwei plus - entscheidet selbst! Reinhören lohnt sich.
Line-up:
Marcel Staub (vocals, guitar)
Tobias Hartmann (drums)
Chris Dörr (bass)
Tracklist |
01:No One Knows (3:28)
02:Silver (3:35)
03:Shelter (3:23)
04:Stupid Love (2:55)
05:Zombienation (3:41)
06:Antivirus (3:25)
07:Hold Me (4:06)
08:Black Desire (3:59)
09:Emotional Beefcake (3:19)
10:Dead Space (2:47)
11:Mindcontrol (3:05)
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