Die aus München stammende Band Sameti war ganz klar das Baby von Christian 'Shrat' Thiele, der zur Gründungsformation der legendären Amon Düül II gehörte, diese Truppe jedoch nach dem zweiten Album ("Yeti", 1970) wieder verließ. Mehr oder weniger umgehend gründete er danach die Formation Sameti und im Jahr 1972 erschien das in den so genannten Krautrock-Kreisen hoch gepriesene (gleichnamige) Debüt. Dann kam eine Umgesinnung und 'Shrat' wollte mit aller Macht weg vom Grüblerischen und Feingeistigen. Rock'n'Roll war angesagt und dafür wurde kurzer Hand die komplette Band ausgetauscht. Mit zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug sollte es ohne Umwege voll auf die Glocke gehen und die neu zusammengestellte Gruppe verzog sich zu intensiven Proben, bei denen (O-Ton 'Shrat') »…wir malocht haben wie die Kanalarbeiter«.
Im Sommer 1974 wurden die Zelte schließlich in Conny Plancks Studio aufgeschlagen, der auch als Toningenieur verpflichtet wurde. Da Thiele nichts dem Zufall überlassen wollte, übernahm er die Produktion des zweiten, hier vorliegenden und "Hungry For Love" benannten, Werkes gleich höchstpersönlich. Und bevor wir gleich genauer hinsehen bzw. -hören kann schon mal festgestellt werden, dass der vorgegebene Plan zweifelsfrei umgesetzt wurde. Sämtliche zehn Nummern wurden von der kompletten Band (minus Schlagzeuger Daniel Alumno) geschrieben sowie getextet und Improvisationen oder ausufernde Jams sucht man hier vergeblich.
Lediglich der Opener "Intro" hat durch sein(e) Stimmengewirr und -collagen noch etwas ansatzweise Psychedelisches. Bei "Do You Really Love Me" geht's danach direkt in die Vollen. Das Gitarrenriff ist relativ schlicht, dennoch wirkungsvoll und auch der Rest der Bande macht keine Gefangenen. Der Bass ist sehr weit vorne im Mix und irgendwie hört sich die Nummer fast wie vorweg genommener Deutsch-Punk der alten Schule (wie etwa bei den Frankfurtern Strassenjungs) an. Und genauso geht es auch bei "We're Gonna Make You Feel Allright" weiter. Im Refrain wird 'Shrat' gesanglich kräftigst von der Band unterstützt, bevor uns ein knackiges Solo um die Ohren fliegt.
Aber nicht nur bei diesem Song spielen die Münchener gerne mit den Tempi, um ihrem Riff betonten Rock mehr Variabilität einzuverleiben. Erst bei "Sweet Angel" wird dann ein bisschen auf die Bremse gedrückt, was dem Groove allerdings sehr zu Gute kommt. Und nach etwa drei Minuten beginnt sogar ein nahezu meditativer Part, der sich über die nächsten 120 Sekunden streckt, bis der Gesang den Faden wieder aufnimmt und das Stück zu seinem Ende führt. Danach ist, ihr werdet es ahnen, allerdings wieder Schluss mit Lustig und die Gitarren feuern locker aus der Hüfte. Apropos Gitarren. Ein eigenartiger Sound wurde da gewählt, stark verzerrt und ebenso sehr komprimiert (und dadurch sehr 'trocken') bröckelt der aus den Boxen. Hmm, sicher Geschmackssache, mein Fall ist es nicht wirklich.
"Ain't Got No Peace" bietet keine wirklich neuen Erkenntnisse bezüglich der Mucke von Sameti, ist aber durch seine Spritzigkeit eines der Highlights des Albums. Außerdem wurde hier ein cooles Mundharmonika-Solo eingebaut, das ebenfalls sehr erfrischend wirkt. Auch wieder stark dann "Save Me", das mich wiederum an Tiger B. Smith (die Vorgänger-Band der Strassenjungs) erinnert. Keifende Rock-Riffs und rotziger Gesang bestimmen das Bild, gepaart mit einem Schuss Sechziger-Beat-Background Vocals. Auch "I'm Not A Loser" hat ein Sechziger-Feeling, während es eines der ruhigeren Stücke des Albums darstellt.
In die Zielkurve biegt die Band mit "Baby Please Love Me" ein. Hier sind die Süddeutschen im stampfenden Midtempo unterwegs. Sicherlich nicht die stärkste Nummer auf "Hungry For Love", verfügt sie aber über ein angenehmes Flair lange vergangener Zeiten. Vermutlich wollte man noch einmal Luft für den Rausschmeißer "More And More" holen, denn hier gibt's wieder schön auf die Zwölf. Ob der Titel, so wie suggeriert, tatsächlich live ist, sei mal dahingestellt, auf jeden Fall wird wieder eine Rock-Attacke gefahren, während man einmal mehr auf seine Wurzeln aus den Sechzigern zurück zu greifen scheint.
Nachdem mir die Scheibe zunächst sehr trivial und nicht besonders prickelnd vorkam, so muss ich doch gestehen, dass nach mehrmaligem Anhören durchaus Sympathien aufkommen. Die hier vorgetragene sture Schlichtheit hat schon wieder was und das ausgedachte Konzept wurde ohne Wenn und Aber durchgezogen. Die Bandbesetzung dieses Albums fiel übrigens kurze Zeit später wieder auseinander und Christian 'Shrat' Thiele versammelte für die dritte Scheibe eine dritte vollkommen neue Besetzung um sich. Die Aufnahmen erfolgten gegen Ende 1975, sind aber bis heute unveröffentlicht.
Definitiv ein weiteres interessantes Stück deutscher Rockmusik-Geschichte, das Sireena Records hier ausgegraben haben. Wer schnörkellosen Rock, der durch die raue Vorgehensweise zeitweise schon wie ein Vorgänger des Punk Rocks klingt, mag, der sollte "Hungry For Love" von Sameti unbedingt mal anchecken.
Line-up:
Christian 'Shrat' Thiele (lead vocals)
Joerg Evers (guitars, vocals)
Bernd Weber (guitars, vocals)
Robby Heibl (bass, vocals)
Daniel Alumno (drums)
Tracklist |
01:Intro
02:Do You Really Love Me
03:We're Gonna Make You Feel Allright
04:Sweet Angel
05:Peppermint Bar
06:Ain't Got No Peace
07:Save Me
08:I'm Not A Loser
09:Baby Please Love Me
10:More And More
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