Vier Tracks mit einer Gesamtlaufzeit von fast fünfzig Minuten lassen keinen Zweifel aufkommen, dass kein Fast Food, sondern Slow Food auf der musikalischen Menükarte steht. Die Berliner haben wir bereits 2010 vorgestellt und gottlob hat sich ihr Stil nicht verändert, sondern vielmehr gefestigt.
"Waiting For The Flood" ist der dritte Longplayer und haut voll in die tiefe Kerbe, die die Vorgänger geschlagen haben. Die stellenweise brachiale Stimme von Christian Peters thront auf dem doomigen, stoneigen, psychedelischen und schweren Heavy Blues wie ein fetter Buddha auf solidem Granitsockel. Kraftvoll süßlich wabert es treibend und niederwalzend durch surreale Landschaften, die ihre feste Erdung in Psychedelic und Prog der siebziger Jahre haben. Die Band schaut trotz ihres unbeirrbaren Vorwärtsdranges, der wie ein nicht versiegen wollender Lavastrom aus den Membranen rollt, durchaus auch nach links oder rechts. Seien es die per Sitarklängen exotisch anmutenden Ausflüge in die Raga-Welt oder gar eine zappaeske Note im Titeltrack.
Es passiert immer etwas und das Samsara Blues Experiment experimentiert wenig, baut stattdessen trotz allen Jam-Charakters auf gekonnte Akzentsetzung. Seien es hier die zart eingewebten Wah Wah-Ritte, dort die schweren Stahlgewitter oder an anderer Stelle verspielte und träumerische Gitarrenläufe. Musikalische Breaks hat es zuhauf und dank Bass und Schlagzeug reißen diese niemals aus dem unbändigen Fluss. Gekonnt nehmen sich die Instrumente in Tempo und Dynamik zurück, wenn sich die Stimme erhebt. Ob schnell oder langsam gespielte Passagen, der aufmerksame Hörer bekommt keine Pause und bleibt mit der Musik im Fluss.
Die Nummern versprühen den Spirit der musikalischen Hoch-Zeit dieses Genres, sie tun unheimlich gut in der heutigen, schnelllebigen Zeit. Sie reduzieren auf das Wichtige, das Wesentliche, das von allem unnötigen Ballast befreite Kernstück guter Musik: den Hörer packen, ihn für eine gewisse Zeit zu fesseln und ihn das Drumherum vergessen zu lassen. Noch dazu schafft es die Platte, auch nach dem x-ten Hördurchgang Neues in den Kompositionen zu entdecken. Die Musik wirkt einerseits roh und ungeschliffen und doch ist sie perfekt austariert. Ein sehr gutes Steak braucht nicht viel: Wenig bzw. kurze Hitze und ein gutes Messer. Von Grünzeug und anderem Schnickschnack befreit, offenbart sich die Qualität, die der verantwortungsvolle Züchter des edlen Tieres stets vor Augen hat.
Musik in Urform, handwerklich perfekt und den Hörer zu keiner Sekunde mit dem einmal begonnenen Den-Körper-in-rhythmische-Bewegung-bringen aufhören zu lassen - mehr braucht es nicht, um zu begeistern. Das Samsara Blues Experiment schafft dies mühelos. Immer wieder. Oder anders ausgedrückt: Das Experiment ist gelungen. Logisch, dass es "Waiting For The Flood" auch auf Vinyl gibt.
Line-up:
Christian Peters (vocals, guitars, sitar, harp, keyboards)
Hans Eiselt (guitar)
Richard Behrens (bass)
Thomas Vedder (drums)
Tracklist |
01:Shringara (13:24)
02:Waiting For The Flood (10:37)
03:Don't Belong (11:57)
04:Brahmin's Land (12:24)
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Externe Links:
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