Sanchez, das klingt nicht unbedingt so schwedisch wie Borg oder Svensson. Trotzdem isses eine (betont) schwedische Band, die sogar 'Sanchez - Sweden' auf ihr CD-Cover druckt. Sänger Jose Sanchez dürfte aber dank Name und äußerem Erscheinungsbild ganz klar, zumindest seiner Herkunft nach, südländisch einzuordnen sein. Und die Musik auf seinem Album ist lupenreiner Glam Rock, Marke 80er. Einer der 'Unverbesserlichen', das sieht man schon auf dem Cover, auf dem ein blondes Babe lasziv über den Oberrand der Sonnenbrille schielt.
Ist ja schön und gut; und das sorgt auch dafür, dass sich definitiv nur Leute das Scheibchen besorgen dürften, die wissen, was sie vom Stil her erwartet. Aber die Qualität, die überrascht dann doch. Einundvierzigeinhalb mal mehr, mal weniger erträgliche Minuten, die klingen, als hätte jemand Mötley Crüe, Skid Row, Cinderella und Poison gehört, sich eine Gitarre gekauft, im Keller verschanzt, seither den Traum vom Rockstar geträumt, alles inklusive, mit Gurke in der Hand vorm Spiegel ...
Die ganze Scheibe ist ein Sammelsurium aus uninspirierten Riffs, langweiligen Drives und räudigem Gesang. Man bemüht sich redlich, die gängigen Klischees auszupacken. Aber die Sanchez-Truppe, die übrigens mit neuem Line-up antritt, wobei nicht Gitarrist Kieven Klevmmyr Gitarre spielt, sondern Gastmusiker Patrik Stolt und Drummer (!) Matt Drumhead (!!), die hat da wohl was falsch verstanden: Wo eigentlich mehrstimmige Refrains die treuen Genre-Jünger dazu anstiften sollten, Party mit Promille zu machen, da hat die Band den Bölkstoff wohl schon vorab weggeballert!
Anders ist es kaum zu erklären, wie schräg und peinlich die Chor-Vocals bei "Rock & Roll Stars" aus den Boxen eiern. Auch ansonsten kommen die Backings dünnbrüstig, und die Lead Vocals ... naja. Kollegin Andrea erinnerte Herrn Sanchez' Gesang im Review zum Debütalbum an spanische Straßenkater. Ich denke im Titelsong spontan an Fozzie Bär von der Muppet-Show. Ausgerechnet "Run The Streets" ist tatsächlich ein Tiefpunkt - der eher tiefe Gesang funktioniert noch schlechter als die leicht quäkenden, aber erträglicheren Ausstöße in höheren Gefilden.
Ganz okay sind zum Beispiel das KISS-lastige "Girls", die atmosphärische Ballade "Empty Words" oder der Opener "Stand Up (For Your Rights)" mit seiner rotzigen, sogar leicht Punk-rockigen Attitüde (ein Hauch von Johnny Rotten im Gesang ...). Aber man macht sich das mit der allgegenwärtigen songwriterischen Belanglosigkeit und nicht zuletzt dem amateurhaften Gesang wieder kaputt. Und zwischendurch kommen dann Hämmer wie besagter Titeltrack oder auch "Friends" - der Versuch einer Ballade, der aber klingt wie ein Auftritt von Truck Stop auf dem Traumschiff. Nee, sorry ... ein Versuch war es wert, aber hier braucht's einfach zu viel Promille, um in Stimmung zu kommen. Es gibt 1000 Retro-Bands, die das besser können.
Line-up:
Jose Sanchez (lead vocals)
Kieven Klevmyr (guitars)
Marc White (bass, keyboards, backing vocals)
Matt Drumhead (drums, rhythm guitars, backing vocals)
Guest musicians:
Oz Osukaru (keyboards - #3)
Vivi Touminen, Niklas 'Priest' Larsson (backing vocals)
Patrik Stolt (all lead guitars)
Tracklist |
01:Stand Up (For Your Rights) [3:40]
02:We Got Your Love (2:59)
03:Run The Streets (4:07)
04:Friends (5:31)
05:Rock & Roll Stars (4:53)
06:Bullet In Your Heart (3:03)
07:Girls (4:28)
08:Empty Words (4:56)
09:Don't Wanna Get Around (4:01)
10:The Gambler (3:47)
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Externe Links:
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